Pholus

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Pholus-Symbol
Pholus - Orbit zwischen Saturn und Neptun[1]
Parameter Größe[2][3]
MPN 5145
Große_Halbachse 20,3 AE
Perihel   8,7 AE 25° Can.gif
Aphel 31,9 AE 25° Cap.gif
Bahnneigung 24,69°
Exzentrizität 0,5736
Umlaufdauer 92 Jahre
Durchmesser 185 ± 16 km
Albedo 0,04
Fotonachweis 9.1.1992, 9:01 UT
Früherer Name 1992 AD
Fotonachweis Pholus

Astronomie

Die Kentauren nehmen astronomisch eine Sonderstellung ein, sind weder Kometen noch Asteroiden.
Pholus wurde am 9.1.1992 im US-amerikanischen Kitt Peak, Tucson (Arizona), von David Rabinowitz entdeckt. Der geschätzte Durchmesser beträgt 185 Kilometer, der mittlere Sonnenabstand 3.023,4 Millionen Kilometer (ungefähr 20 AE). Für einen siderischen Umlauf auf seiner stark elliptischen und exzentrischen Bahn benötigt er ewas länger als Uranus, nämlich ca. 92 Jahre.[4]

Er bewegt sich zwischen der Saturn- und der Neptun-Bahn. Im Perihel verläuft seine Bahn knapp innerhalb derjenigen von Saturn, in ihrem Aphel etwas außerhalb der von Neptun. Dabei ist sie mit 24,697° stark gegen die Ekliptik geneigt. Er rotiert in rund 10 Stunden um die eigene Achse, und war ursprünglich wahrscheinlich ein Objekt des Kuipergürtels. Auffällig ist seine geringe Dichte: sie ist mit 0,5 g/cm³ deutlich geringer als die von Saturn, des Leichtgewichts unter den Planeten, und nur halb so hoch wie die von Wasser. Man geht deshalb davon aus, dass er überwiegend aus porösem Eis besteht (mit vielen Hohlräumen).[5]

Mythologie

In der griechischen Mythologie ist Pholos einer der Kentauren - wie die Wesen mit dem Oberkörper eines Menschen und dem Unterleib eines Pferdes genannt werden. Obwohl auch er Schattenseiten hat, verfügt er ebenso wie Chiron über ein gemäßigteres Naturell als die anderen Kentauren.

Einmal besuchte ihn Herakles bei der Jagd nach dem Erymanthischen Eber. Pholos bewirtete seinen Gast großzügig, gab ihm jedoch nichts zu trinken. Als Herakles ein Fass Wein entdeckte, beschwerte er sich über den vermeintlichen Geiz. Er bestand darauf, davon trinken zu dürfen. Pholos gab nach und öffnete den Wein. Der süße Duft zog jedoch wilde Kentauren an, die sich zügellos auf den Wein stürzten, den sie Herakles neideten. Der Held versuchte sie abzuwehren, tötete viele von ihnen mit seinen Giftpfeilen, und schlug die anderen in die Flucht. Der neugierige Pholos nahm einen der tödlichen Pfeile auf, und betrachtete ihn voller Verwunderung darüber, wie ein solch kleiner Pfeil so mächtige Wesen wie die Kentauren zur Strecke bringen konnte. Dabei glitt ihm der Pfeil aus der Hand und ritzte seinen Fuß auf, was ihn unmittelbar tötete.

Deutung

Da es sich bei Pholus um einen neu entdeckten Himmelskörper handelt, sind die Deutungskonzepte zu ihm noch vorläufig und nicht immer deckungsgleich.

Dieter Koch und Robert von Heeren

Eine Charakterisierung der zwei Autoren lautet: "Die Pholuskraft bewegt einen dazu, sich aus einer Laune der Neugier oder Langeweile heraus auf Dinge einzulassen, deren große Konsequenzen oder Gefahren man eigentlich kennt, aber für einen Augenblick verdrängt. Sie ziehen den sofortigen ,Tod' nach sich, in dem Sinne, dass das Leben nicht mehr in der gleichen Weise weitergehen kann."[6] Und: "Pholus intensiviert den von ihm aspektierten Radixfaktor derart, dass wir in diesem Bereich zu ungewöhnlichen und oft unüberlegten Handlungen gedrängt werden. Häufig fühlt man sich dabei irgendwie ,angestachelt' und unter einer kaum erträglichen Dauerspannung. Es taucht eine unterentwickelte Facette des angesprochenen Teils unserer Persönlichkeit auf. Dies gibt uns einerseits oft spontane Einsicht in unsere diesbezüglichen Defizite und Mängel. Es treibt uns andererseits aber auch umso mehr zur Veränderung. Pholus scheint uns immer wieder in unerwartete Grenzsituationen zu katapultieren, in denen wir uns überfordert fühlen und letztlich unsere alten Grenzen überschreiten."[7]

Deutungsstichworte von Koch/ Heeren sind:

  • Ungelebte, unterentwickelte und latente Persönlichkeitsanteile werden aktiviert und zur Inkarnierung angetrieben (Enthemmung)
  • Die alte und früher schützende, aber zu eng gewordene Lebensform wird oft ungewöhnlich leicht und schnell abgestreift (Häutung und Befreiung)
  • Es kommen Bedürfnisse nach Weiterentwicklung und Veränderung an die Oberfläche
  • Durch Überforderung und große Herausforderung lernen wir neue Kräfte zu entfalten
  • Es wird etwas in das eigene Wesen integriert, was vorher unzugänglich oder wesensfremd war und deshalb abgelehnt wurde
  • In Grenzsituationen werden Schutzbarrieren aufgehoben
  • Es besteht eine Gefahr der Selbst-Sabotage und des Kontrollverlustes
  • Durch die spontane Bewusstwerdung von Problemen, Fehlern, Mängel und Defiziten wächst man über Altes hinaus"[8].
Reinharts Zentauren-Buch

Jan Martin

Jan Martin bringt Pholus in Verbindung mit

  • Einzelgänger- und Außenseitertum
  • Vernunft, Sanftheit und Weisheit charakterisieren das Vorgehen auf dem betreffenden Gebiet
  • Fahrlässigkeit und unsachgemäße Handhabung von gefährlichen Stoffen oder Situationen, hierdurch große bis tödliche Gefahren. Ursache soll der Missbrauch von Genussgiften sein
  • Situationen, in denen man sich des eigenen Handelns nicht bewusst ist oder Neugier und Forscherdrang das Handeln bestimmen
  • Bewirten von Gästen und Nahrungsaufnahme[9]

Siegfried Schmid[10]

Einen anderen Ansatz verfolgt Siegfried Schmid, der für Pholus das Domizil Waage annimmt und in ihm eine verfeinerte Form von Venus-Energien vermutet. Nach Schmid ist Pholus mit Merkur und Uranus ein Intelligenz- und Verhandlungsgestirn und repräsentiert das Luftelement. Er bezeichnet Pholus daher als Partnergestirn und spricht ihm die Tages-Regentschaft im Zeichen Waage zu. Der Venus räumt er in Waage Nachtherrschaft ein. Als Nachtregent kommt Pholus in Stier zum Zuge, im Fall steht er in Steinbock, im Exil im Widder und im Krebs sei Pholus erhöht.

Pholus vereinige zwei Energien in sich: eine irdisch-saturnische und eine transpersonal-neptunische. Zwischen beiden muss er eine Brücke schlagen.

Für Schmid sind die zeitgenössischen Kentauren moderne Helden in den Sportstadien, auf der Politbühne, in den Medien. Es sind die Sänger, Politiker, Rhetoriker und leidenschaftlichen Ideologen, Werber, Mafiosi und Großaktionäre in den Gigastrukturen. So seien denn Pholus-Themata Politik, Verträge, Abmachungen, gesellschaftliche Pflichterfüllung, politische und diplomatische Verhaltenstrends, Öffentlichkeitsaufgaben des sozialpolitischen Bereichs, persönliches und gesellschaftliches Gleichgewicht sowie alles, was Beziehungscharakter im Bereich der Du-Begegnung hat.

Pholus zeige die Partnerschaftszyklen auf, weise auf die generationsbedingten Veränderungen im Partnerschaftsverhalten hin. Lautete die Formel noch vorgestern Venus - Waage - 7. Haus, so heißt sie heute nach Siegfried Schmid Pholus - Waage - 7. Feld. Hierzu gehört auch die Zunft der Berater und Vermittler wie Berufsberater, Unternehmensberater, Partnerberater, Sozialberater, Personalberater und Personal-Vermittler, Betriebsastrologen, Betriebsgraphologen usw.

Venus und Pholus und das 7. Haus (Anreger des Du) sind bei schöpferischen Menschen wichtig. In Pholus stecken Gestaltungskräfte, er brauche ein Du, eine Idee, ein Motiv, um auf Trab zu kommen. Er will Leben verschönern und mit dem Du geniessen. Es besteht in ihm immer das Bedürfnis der Begegnung.

Ferner ist Pholus astromedizinisch als Entgiftungsgestirn zuständig für die Haut, Allergien, Niere, Schweiß- und Talgdrüsen sowie die Tastkörperchen. Was die alten Astrologen der Venus anlasteten, verpasst Siegfried Schmid Pholus. Die Waage, Pholus und das 7. Haus sind die Regulierer des inneren Gleichgewichts. Bei Neurodermitis, Psoriasis oder Schuppenflechte sind meistens drei bis vier Gestirne beteiligt: Pholus, Venus, Uranus und Neptun.

Schmids Deutungsstichpunkte:

  • Prinzip der Verbindung, der Muße und Schönheit
  • Suche nach Wohlwollen, Glück und belebendem Kontakt mit anderen und der Natur
  • Zeigen der Fähigkeit, sich im natürlichen Sinne zu bilden und zu kultivieren
  • Suche nach der wertvollen und wahren Partnerfreundschaft

Transite[11]

  • Intensivieren bis zur Grenze des individuell Möglichen im angezeigten Lebensbereich bzw. in den vom Radix-Planeten symbolisierten Wesensanteil
  • Pholus wirkt als Katalysator und Enthemmer
  • Erleben eines Pholus-Transit als Erwachen neuer Bedürfnisse, Energien und Fähigkeiten sowie als Beginn eines neuen Lebensabschnittes
Herakles und der neugierige Pholus[12]

Siehe auch

Weblinks

Literatur

Die Autoren erklären den Einfluss, den Pholus ausübt, über zwei Wege: einmal wird dessen Umlaufbahn mit ihren Bahnelementen, aber auch den Kreuzungspunkten als Ausgangspunkt für die Deutung herangezogen; zum anderen wird ausführlich auf den mythologischen Hintergrund eingegangen. Die hieraus abgeleitete Beschreibung des pholischen Einflusses wird durch viele Beobachtungen und Fallbeispiele ergänzt. Pholus erscheint hier als mit Verbotenem, Überraschungen, Ungewöhnlichem, und hieraus resultierenden umwälzenden Erlebnissen verbunden
  • Siegfried Schmid: Pholus, das Gestirn der Waage. 2 Bände, zusammen 538 Seiten. Astro-Sesam, Zürich, 1998 ISBN 3952055530
  • Melanie Reinhart: To the Edge and Beyond. Saturn, Chiron, Pholus and the Centaurs. 320 Seiten. Centre for Psychological Astrology Press (CPA) 1996; 2002; Starwalker Press, 2011 ISBN 978-0955823121

Quellen und Anmerkungen

  1. Abbildung (koloriert) aus Hürlimanns Lehrbuch
  2. Wikipedia: (5145) Pholus (Astronomie)
  3. Aktualisierungen vom JPL Small-Body Database Browser
  4. Quelle der astronomischen Daten: Robert von Heeren: Kentauren Forschungsprojekt
  5. Density of a Kuiper Belt Object (physics.nau.edu)
  6. Koch, Dieter: Neue Planeten. in: Meridian 2/ 94. S. 18
  7. Koch, Dieter: Der neue Planet Pholus. In: Meridian 3/ 96. S. 41f. - d.h. unmittelbar nach Entdeckung dieses Himmelskörpers
  8. "Pholus" (Koch/ von Heeren, S. 203/ 204)
  9. Asteroid Pholus - Einführung & Deutung. Artikel von Martin
  10. Schmid nach Hürlimanns Lehrbuch
  11. Transite nach Hürlimanns Lehrbuch bzw. von Heeren/Koch
  12. Amphore, 6. Jahrhundert v.Chr.