Planetenton
Synonyme: Kosmischer Ton; Kosmische Oktave
- Die Sonne tönt nach alter Weise
- In Brudersphären Wettgesang,
- Und ihre vorgeschriebne Reise
- Vollendet sie mit Donnergang.
- (Goethe, Faust I - Prolog im Himmel)
Als Planetenton bezeichnet man die Zuordnung bestimmter Töne bzw. Frequenzen zu den einzelnen Planeten. Die Idee ist schon sehr alt, hat aber in neuerer Zeit, gerade im esoterischen Bereich, wieder einen Aufschwung erlebt.
Geschichte
Nach dem Bibelsatz aus dem Buch der Weisheit „Du hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet“ (Weish. 11,20[2]) ordnet die spirituelle Astrologie - in der Tradition der Pythagoreer - den klassischen Planeten die sieben Töne der Tonleiter in folgender Reihenfolge zu:
Auch Platon ging (in seinen Dialogen Politeia und Timaios) von acht Tönen aus, die von den sieben Planetensphären und der Fixsternsphäre ausgingen. Physikalisch/ akustisch konnte der Normalsterbliche die feinen himmlischen Töne natürlich nicht vernehmen. Nichtsdestoweniger war diese sogenannte "Sphärenharmonie" für die mittelalterliche Musiktheorie von großer Bedeutung.
Da das System auf dem geozentrischen Weltbild beruht, konnte man der Erde - als seinem angenommenen Mittelpunkt - keinen eigenen Ton zuordnen.
Planetentöne nach Cousto
Hans Cousto, Schweizer Mathematiker und Musikforscher, definierte 1978 die Planetentöne neu. Sie beruhen bei ihm auf tatsächlich vorhandenen Frequenzen, meist Umlaufzeiten, aber auch anderen sich stetig wiederholenden astronomische Rhythmen. Man hat es hier mit sehr langwelligen Frequenzen zu tun, die für das menschliche Ohr natürlich unhörbar sind. Um dennoch hörbare Töne daraus zu gewinnen, wird die jeweilige Frequenzlänge so lange halbiert (d.h. die Frequenz selbst verdoppelt), bis sie im angenehmen Hörbereich des menschlichen Ohres zu liegen kommt. Musiktheoretisch spricht man bei diesem Verfahren von einer "Oktavierung", denn auch die musikalische Oktave beruht auf einer Frequenzverdopplung. Berechnungsgrundlage ist dabei die Dauer der Ausgangsfrequenz in Sekunden.[3]
Joachim-Ernst Berendt verwendete Coustos Methode der Oktavierung, d.h. die Transposition bzw. mehrfache Verdoppelung der Umlaufs-/ Rotationsfrequenzen der Erde und der Planeten als Grundlage für seine weit verbreitete Audio-Produktion "Planetentöne". Auch der Komponist Steve Schroyder erarbeitete - unter Mitwirkung Coustos - eine entsprechende Musik. Von Cousto selbst gibt es dazu die Software MidiPlanetarium.
Planetentöne nach Cousto[4] | ||||||
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Beschreibung | tiefste Oktave |
mittlere Oktave |
höhere Oktave |
höchste Oktave |
Stichworte | Farbe[5] |
Mittlerer Sonnentag | 48,54 | 97,09 | 194,18 | 388,36 | Das dynamische, körperliche Prinzip | 702 nm |
Jahreston (Om) | 68,05 | 136,10 | 272,20 | 544,80 | Das entspannende, seelische Prinzip | 501 nm |
Platonisches Jahr | 43,02 | 86,03 | 172,06 | 344,12 | Das heitere, geistige Prinzip | 396 nm |
Sonnenton[6] | 63,11 | 126,22 | 252,44 | 504,88 | Das magisch-transzendentale Prinzip | 540 nm |
Sonnenton Äquator | 61,21 | 122,41 | 244,83 | 489,86 | ||
synodischer Mondton | 52,61 | 105,21 | 210,42 | 420,84 | Das kommunikativ-erotische Prinzip | 648 nm |
siderischer Mondton | 56,86 | 113,72 | 227,43 | 454,86 | 599 nm | |
Mondknotenumlauf | 58,54 | 117,08 | 234,16 | 468,32 | 582 nm | |
Lilith (= Mond-Apsidenumlauf) |
61,51 | 123,02 | 246,04 | 492,08 | ||
Merkur | 70,64 | 141,27 | 282,54 | 565,08 | Das kommunikativ-sprachlich-intellektuelle Prinzip | 483 nm |
Venus | 55,31 | 110,62 | 221,23 | 442,46 | Das harmonische Prinzip, die Liebesenergie | 616 nm |
Mars | 72,36 | 144,72 | 289,44 | 578,89 | Die Willenskraft und zielgerichtete Energie | 471 nm |
Jupiter | 45,89 | 91,79 | 183,58 | 367,16 | Die Gestaltungskraft und das stetig Aufbauende | 743 nm |
Saturn | 73,93 | 147,85 | 295,70 | 591,39 | Das Konzentrationsvermögen, Bewusstwerdungsprozess | 461 nm |
Uranus | 51,65 | 103,30 | 206,59 | 413,19 | Die Überraschungs- und Erneuerungskraft | 658 nm |
Neptun | 52,86 | 105,71 | 211,43 | 422,86 | Das intuitive und träumerische Prinzip (das Unbewusste) | 645 nm |
Asteroiden- und Zwergplanetentöne[7] | ||||||
(1) Ceres | 59,16 | 118,32 | 236,65 | 473,52 | Das praktische, versorgende, produktive Prinzip | |
(2) Pallas | 58,97 | 117,95 | 235,89 | 471,78 | Das asexuelle, kämpferische, schützende Prinzip | |
(3) Juno | 62,32 | 124,63 | 249,27 | 498,54 | Das Prinzip der Beziehungen und damit verbundener Ideale | |
(4) Vesta | 74,99 | 149,97 | 299,95 | 599,89 | Das einer höheren Sache dienende Prinzip | |
(10) Hygiea | 48,95 | 97,91 | 195,81 | 391,61 | Das Prinzip der Beziehungen und damit verbundener Ideale | |
(16) Psyche | 54,53 | 109,07 | 218,13 | 436,27 | ||
(19) Fortuna | 71,35 | 142,70 | 285,41 | 570,82 | Schicksal, Glück | |
(40) Harmonia | 79,70 | 159,39 | 318,78 | 637,56 | Eintracht, Harmonie | |
(433) Eros | 77,28 | 154,57 | 309,13 | 618,27 | ||
(944) Hidalgo | 79,07 | 158,14 | 316,28 | 632,56 | Glaubensstärke, Kampfgeist, Unbeugsamkeit | |
(1221) Amor | 51,16 | 102,32 | 204,65 | 409,29 | ||
Kentauren | ||||||
Chiron | 42,90 | 85,80 | 171,61 | 343,22 | Prinzip der Verwundung, Heilung und Ganzwerdung | |
Pholus | 47,42 | 94,84 | 189,67 | 379,34 | Prinzip der Grenzüberschreitung und des Über-Sich-Hinauswachsens | |
Nessus | 71,15 | 142,30 | 284,60 | 569,20 | Prinzip der individuellen Erschütterung und kollektiven Verantwortung | |
Chariklo | 68,90 | 137,80 | 275,60 | 551,21 | ||
Transneptunische Objekte (TNO) des Kuiper-Gürtels | ||||||
Ixion | 69,70 | 139,39 | 278,78 | 557,56 | ||
Pluto | 70,81 | 141,61 | 283,22 | 566,44 | Das magisch-gruppendynamische Prinzip (die Integration) | 486 nm |
Orcus | 71,05 | 142,11 | 284,21 | 568,42 | Das Diesseits und Jenseits Verbindende, Übergänge | |
Quaoar | 60,92 | 121,84 | 243,67 | 487,34 | Das schöpferisch-tanzende karmabildende Prinzip | |
Varuna | 61,99 | 123,98 | 247,96 | 495,91 | Prinzip der höheren Gerechtigkeit | |
Haumea | 61,50 | 122,99 | 245,99 | 491,97 | ||
Chaos | 56,36 | 112,72 | 225,44 | 450,87 | ||
Makemake | 56,22 | 112,44 | 224,87 | 449,74 | ||
Eris | 62,12 | 124,23 | 248,47 | 496,93 | Das Ehrgeiz-Prinzip |
Die Planetentöne werden in esoterischen Kreisen gern angewandt. Man stellt zu Meditationszwecken Klangschalen, Gongs und ähnliche Klangerzeuger mit den jeweiligen Tönen her.
Kritik
Folgender Einwand muss geltend gemacht werden: Im Unterschied zu Johannes Kepler, Hans Kayser, Rudolf Haase, Peter Neubäcker und anderen harmonikalen Forschern, verwendet Cousto keine (relativen) Intervalle bzw. Akkorde, sondern absolute Frequenzen.
Siehe auch
Weblinks
- Klanghoroskop (Vertonung des Horoskops; Astrodienst)
- planetware.de (Fachliteratur über die Kosmische Oktave)
- AnthroWiki zu den Planetentönen
- Wikipedia: Planetentöne
- So klingen die Planeten (Berechnung gemäß den Umlaufzeiten - Historisches: Cicero, Kepler, Platon und Ptolemaios; Hans Zimmermann)
- Die Signatur der Sphären. (Hartmut Warm: moderne Darstellung und Berechnung der Keplerschen Sphärenharmonie)
- Planetenmusik auf akustik-clock.de (Soundbeispiel nach Kepler und Warm[9]
- YouTube: Planetentöne nach Tonhöhe geordnet (Sygyt Software)
- Jupiter-Töne, von Voyager aufgenommen (YouTube-Video)
- Saturn-Töne, von Voyager aufgenommen (YouTube-Video)
- Von Cassini aufgezeichnete Radio-Emissionen Saturns
- Uranus-Töne, von Voyager aufgenommen (YouTube-Video)
- Neptun-Töne, von Voyager aufgenommen (YouTube-Video)
- Φ in the sky: how to interpret Golden Aspects (Dubbhism: how planets and musicians interact; using Theodor Landscheidt's Golden Ratio, 2017)
- Karlheinz Stockhausen - Tierkreis: Widder (Aries) (Liam Hockley, Klarinette)
- The Planets, Op. 32 (Holst-Suite; 49 min)
Ähnlich jubilierte Kepler 1619 am Schluss seines Harmonik-Buches: "Die Himmelsbewegungen sind nichts als ein ununterbrochener Gesang für mehrere Stimmen (die durch den [höheren] Intellekt, nicht durch das Ohr, aufgenommen werden); eine Musik, die durch dissonante Spannungen, durch Synkopen und Kadenzen sozusagen (wie sie die Menschen in Nachahmung dieser natürlichen Dissonanzen verwenden), zu bestimmten urbildlichen, gleichsam sechsstimmigen Schlüssen fortschreitet und dabei Marksteine setzt in dem unermesslichen Strom der Zeit."</ref>]]
Literatur
- Hans Cousto, Thomas Künne: Heilsame Frequenzen: Wie kosmische Schwingungen unser Wohlbefinden fördern. 220 Seiten, Mankau Verlag, 2016. ISBN-10: 386374246X ISBN-13: 978-3863742461
- Joachim-Ernst Berendt: Das dritte Ohr. Vom Hören der Welt. Reinbek: Rowohlt 1988, ISBN 3-499-18414-1
- Wolfgang Martin Stroh: Handbuch New Age Musik. ConBrio Verlagsgesellschaft, Regensburg 1994 ISBN 3-930079-40-2
- Peter Neubäcker (Herausgeber): Harmonik & Glasperlenspiel Beiträge 1993, 1994 . Verlag Peter Neubäcker & Freies Musikzentrum München
Quellen und Anmerkungen
- ↑ In seinem Buch Harmonices Mundi, Kapitel V. Inkl. Erde und Mond
- ↑ Das Buch der Weisheit ist nur in der römisch-katholischen Kirche kanonisch, andere Konfessionen betrachten es als apokryph
- ↑ anthrowiki.at/Planetentöne
- ↑ planetware.de
- ↑ Farbwellenlängen in Nanometer (nm) angegeben in: Fritz Dobretzberger - Stimmdaten für die Töne der Erde, des Mondes, der Planeten und der Sonne.(PDF)Abgerufen 7.9.2012
- ↑ Der Sonnenton nach Cousto ist Ausdruck eines Grenzwertes, ähnlich wie der absolute Temperaturnullpunkt in der Physik des Daseins einen Grenzwert darstellt. Ein gedachter Planet, der den Sonnenmittelpunkt im Abstand der Gravitationslänge mit annähernder Lichtgeschwindigkeit umkreisen würde, täte dies in der Sekunde gut 32.000 mal. Die 8. Unteroktave hat dann die Frequenz von 126,22 Hz. Hans Cousto: Die Töne der Kosmischen Oktave. Zitiert in Planetware: StimmdatenAbgerufen 25.8.2012
- ↑ Berechnet von Rolf Liefeld
- ↑ Hildegards Vision:„Alle diese Reihen tönten in jeglicher Art von Musik und kündeten in wundersamen Harmonien die Wunder, die Gott in heiligen Seelen wirkt – ein Hochgesang der Verherrlichung Gottes“ (Scivias, Tafel 9). Dargestellt werden hier neun Engelchöre (Cherubime, Erzengel, etc.).
- ↑ Flashplayer erforderlich