Planetenton

Aus Astrodienst Astrowiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keplers Zuordnung der Planeten zu Tönen bzw. Tonfolgen[1]

Synonyme: Kosmischer Ton; Kosmische Oktave

Die Sonne tönt nach alter Weise
In Brudersphären Wettgesang,
Und ihre vorgeschriebne Reise
Vollendet sie mit Donnergang.
(Goethe, Faust I - Prolog im Himmel)

Als Planetenton bezeichnet man die Zuordnung bestimmter Töne bzw. Frequenzen zu den einzelnen Planeten. Die Idee ist schon sehr alt, hat aber in neuerer Zeit, gerade im esoterischen Bereich, wieder einen Aufschwung erlebt.

Geschichte

Den Tönen zugeordnete Planeten in der Sphärenmusik des Gaffurius, 1496

Nach dem Bibelsatz aus dem Buch der Weisheit „Du hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet“ (Weish. 11,20[2]) ordnet die spirituelle Astrologie - in der Tradition der Pythagoreer - den klassischen Planeten die sieben Töne der Tonleiter in folgender Reihenfolge zu:

Auch Platon ging (in seinen Dialogen Politeia und Timaios) von acht Tönen aus, die von den sieben Planetensphären und der Fixsternsphäre ausgingen. Physikalisch/ akustisch konnte der Normalsterbliche die feinen himmlischen Töne natürlich nicht vernehmen. Nichtsdestoweniger war diese sogenannte "Sphärenharmonie" für die mittelalterliche Musiktheorie von großer Bedeutung.

Da das System auf dem geozentrischen Weltbild beruht, konnte man der Erde - als seinem angenommenen Mittelpunkt - keinen eigenen Ton zuordnen.

Planetentöne nach Cousto

Hans Cousto, Schweizer Mathematiker und Musikforscher, definierte 1978 die Planetentöne neu. Sie beruhen bei ihm auf tatsächlich vorhandenen Frequenzen, meist Umlaufzeiten, aber auch anderen sich stetig wiederholenden astronomische Rhythmen. Man hat es hier mit sehr langwelligen Frequenzen zu tun, die für das menschliche Ohr natürlich unhörbar sind. Um dennoch hörbare Töne daraus zu gewinnen, wird die jeweilige Frequenzlänge so lange halbiert (d.h. die Frequenz selbst verdoppelt), bis sie im angenehmen Hörbereich des menschlichen Ohres zu liegen kommt. Musiktheoretisch spricht man bei diesem Verfahren von einer "Oktavierung", denn auch die musikalische Oktave beruht auf einer Frequenzverdopplung. Berechnungsgrundlage ist dabei die Dauer der Ausgangsfrequenz in Sekunden.[3]

Joachim-Ernst Berendt verwendete Coustos Methode der Oktavierung, d.h. die Transposition bzw. mehrfache Verdoppelung der Umlaufs-/ Rotationsfrequenzen der Erde und der Planeten als Grundlage für seine weit verbreitete Audio-Produktion "Planetentöne". Auch der Komponist Steve Schroyder erarbeitete - unter Mitwirkung Coustos - eine entsprechende Musik. Von Cousto selbst gibt es dazu die Software MidiPlanetarium.

Planetentöne nach Cousto[4]
Beschreibung tiefste
Oktave
mittlere
Oktave
höhere
Oktave
höchste
Oktave
Stichworte Farbe[5]
Mittlerer Sonnentag 48,54 97,09 194,18 388,36 Das dynamische, körperliche Prinzip Farbe Erde Sonnentag 702nm.jpg 702 nm
Jahreston (Om) 68,05 136,10 272,20 544,80 Das entspannende, seelische Prinzip Farbe Erde Jahr 501nm.jpg 501 nm
Platonisches Jahr 43,02 86,03 172,06 344,12 Das heitere, geistige Prinzip Farbe Platjahr 396nm.jpg 396 nm
Sonnenton[6] 63,11 126,22 252,44 504,88 Das magisch-transzendentale Prinzip Farbe Sonne 540nm.jpg 540 nm
Sonnenton Äquator 61,21 122,41 244,83 489,86
synodischer Mondton 52,61 105,21 210,42 420,84 Das kommunikativ-erotische Prinzip Farbe Mondsyn 648nm.jpg 648 nm
siderischer Mondton 56,86 113,72 227,43 454,86 Farbe Mondsid 599nm.jpg 599 nm
Mondknotenumlauf 58,54 117,08 234,16 468,32 Farbe Mondknoten 582nm.jpg 582 nm
Lilith
(= Mond-Apsidenumlauf)
61,51 123,02 246,04 492,08
Merkur 70,64 141,27 282,54 565,08 Das kommunikativ-sprachlich-intellektuelle Prinzip Farbe Merkur 483nm.jpg 483 nm
Venus 55,31 110,62 221,23 442,46 Das harmonische Prinzip, die Liebesenergie Farbe Venus 616nm.jpg 616 nm
Mars 72,36 144,72 289,44 578,89 Die Willenskraft und zielgerichtete Energie Farbe Mars 471nm.jpg 471 nm
Jupiter 45,89 91,79 183,58 367,16 Die Gestaltungskraft und das stetig Aufbauende Farbe Jupiter 743nm.jpg 743 nm
Saturn 73,93 147,85 295,70 591,39 Das Konzentrationsvermögen, Bewusstwerdungsprozess Farbe Saturn 461nm.jpg 461 nm
Uranus 51,65 103,30 206,59 413,19 Die Überraschungs- und Erneuerungskraft Farbe Uranus 658nm.jpg 658 nm
Neptun 52,86 105,71 211,43 422,86 Das intuitive und träumerische Prinzip (das Unbewusste) Farbe Neptun 645nm.jpg 645 nm
Asteroiden- und Zwergplanetentöne[7]
(1) Ceres 59,16 118,32 236,65 473,52 Das praktische, versorgende, produktive Prinzip
(2) Pallas 58,97 117,95 235,89 471,78 Das asexuelle, kämpferische, schützende Prinzip
(3) Juno 62,32 124,63 249,27 498,54 Das Prinzip der Beziehungen und damit verbundener Ideale
(4) Vesta 74,99 149,97 299,95 599,89 Das einer höheren Sache dienende Prinzip
(10) Hygiea 48,95 97,91 195,81 391,61 Das Prinzip der Beziehungen und damit verbundener Ideale
(16) Psyche 54,53 109,07 218,13 436,27
(19) Fortuna 71,35 142,70 285,41 570,82 Schicksal, Glück
(40) Harmonia 79,70 159,39 318,78 637,56 Eintracht, Harmonie
(433) Eros 77,28 154,57 309,13 618,27
(944) Hidalgo 79,07 158,14 316,28 632,56 Glaubensstärke, Kampfgeist, Unbeugsamkeit
(1221) Amor 51,16 102,32 204,65 409,29
Kentauren
Chiron 42,90 85,80 171,61 343,22 Prinzip der Verwundung, Heilung und Ganzwerdung
Pholus 47,42 94,84 189,67 379,34 Prinzip der Grenzüberschreitung und des Über-Sich-Hinauswachsens
Nessus 71,15 142,30 284,60 569,20 Prinzip der individuellen Erschütterung und kollektiven Verantwortung
Chariklo 68,90 137,80 275,60 551,21
Transneptunische Objekte (TNO) des Kuiper-Gürtels
Ixion 69,70 139,39 278,78 557,56
Pluto 70,81 141,61 283,22 566,44 Das magisch-gruppendynamische Prinzip (die Integration) Farbe Pluto 486nm.jpg 486 nm
Orcus 71,05 142,11 284,21 568,42 Das Diesseits und Jenseits Verbindende, Übergänge
Quaoar 60,92 121,84 243,67 487,34 Das schöpferisch-tanzende karmabildende Prinzip
Varuna 61,99 123,98 247,96 495,91 Prinzip der höheren Gerechtigkeit
Haumea 61,50 122,99 245,99 491,97
Chaos 56,36 112,72 225,44 450,87
Makemake 56,22 112,44 224,87 449,74
Eris 62,12 124,23 248,47 496,93 Das Ehrgeiz-Prinzip

Die Planetentöne werden in esoterischen Kreisen gern angewandt. Man stellt zu Meditationszwecken Klangschalen, Gongs und ähnliche Klangerzeuger mit den jeweiligen Tönen her.

Kritik

Folgender Einwand muss geltend gemacht werden: Im Unterschied zu Johannes Kepler, Hans Kayser, Rudolf Haase, Peter Neubäcker und anderen harmonikalen Forschern, verwendet Cousto keine (relativen) Intervalle bzw. Akkorde, sondern absolute Frequenzen.

Klangschalen: Mittel, um Planetentöne hörbar zu machen

Siehe auch

Die Himmelschöre bei Hildegard von Bingen[8]

Weblinks

Ähnlich jubilierte Kepler 1619 am Schluss seines Harmonik-Buches: "Die Himmelsbewegungen sind nichts als ein ununterbrochener Gesang für mehrere Stimmen (die durch den [höheren] Intellekt, nicht durch das Ohr, aufgenommen werden); eine Musik, die durch dissonante Spannungen, durch Synkopen und Kadenzen sozusagen (wie sie die Menschen in Nachahmung dieser natürlichen Dissonanzen verwenden), zu bestimmten urbildlichen, gleichsam sechsstimmigen Schlüssen fortschreitet und dabei Marksteine setzt in dem unermesslichen Strom der Zeit."</ref>]]

Literatur

  • Hans Cousto, Thomas Künne: Heilsame Frequenzen: Wie kosmische Schwingungen unser Wohlbefinden fördern. 220 Seiten, Mankau Verlag, 2016. ISBN-10: 386374246X ISBN-13: 978-3863742461
  • Joachim-Ernst Berendt: Das dritte Ohr. Vom Hören der Welt. Reinbek: Rowohlt 1988, ISBN 3-499-18414-1
  • Wolfgang Martin Stroh: Handbuch New Age Musik. ConBrio Verlagsgesellschaft, Regensburg 1994 ISBN 3-930079-40-2
  • Peter Neubäcker (Herausgeber): Harmonik & Glasperlenspiel Beiträge 1993, 1994 . Verlag Peter Neubäcker & Freies Musikzentrum München

Quellen und Anmerkungen

  1. In seinem Buch Harmonices Mundi, Kapitel V. Inkl. Erde und Mond
  2. Das Buch der Weisheit ist nur in der römisch-katholischen Kirche kanonisch, andere Konfessionen betrachten es als apokryph
  3. anthrowiki.at/Planetentöne
  4. planetware.de
  5. Farbwellenlängen in Nanometer (nm) angegeben in: Fritz Dobretzberger - Stimmdaten für die Töne der Erde, des Mondes, der Planeten und der Sonne.(PDF)Abgerufen 7.9.2012
  6. Der Sonnenton nach Cousto ist Ausdruck eines Grenzwertes, ähnlich wie der absolute Temperaturnullpunkt in der Physik des Daseins einen Grenzwert darstellt. Ein gedachter Planet, der den Sonnenmittelpunkt im Abstand der Gravitationslänge mit annähernder Lichtgeschwindigkeit umkreisen würde, täte dies in der Sekunde gut 32.000 mal. Die 8. Unteroktave hat dann die Frequenz von 126,22 Hz. Hans Cousto: Die Töne der Kosmischen Oktave. Zitiert in Planetware: StimmdatenAbgerufen 25.8.2012
  7. Berechnet von Rolf Liefeld
  8. Hildegards Vision:„Alle diese Reihen tönten in jeglicher Art von Musik und kündeten in wundersamen Harmonien die Wunder, die Gott in heiligen Seelen wirkt – ein Hochgesang der Verherrlichung Gottes“ (Scivias, Tafel 9). Dargestellt werden hier neun Engelchöre (Cherubime, Erzengel, etc.).
  9. Flashplayer erforderlich