Porphyrius

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Porphyrius (Darstellung 14. Jahrhundert)

Der antike Gelehrte und Philosoph Porphyrius (griechisch Πορφύριος Porphýrios, ursprünglich syrisch Malik, wurde um 233 in Tyros geboren; er starb zwischen 301 und 305 in Rom.

Porphyrios zeichnete sich durch eine außergewöhnliche Bildung, schriftstellerische Produktivität und durch die Vielfalt der Arbeitsfelder aus. Sein Werk umfasste neben philosophischen und philosophiegeschichtlichen Schriften zahlreiche Veröffentlichungen zu anderen Themenbereichen (allesamt in griechischer Sprache), von denen die meisten jedoch nicht mehr erhalten sind.

Im Gegensatz zu seinem Lehrer Plotin akzeptierte er Aristoteles und integrierte ihn in den Platonismus. Seine Einführung in die aristotelische Logik war in der Spätantike und im Mittelalter ein einflussreiches Standardwerk. Bekannt wurde er auch mit seiner Kampfschrift „Gegen die Christen“, in der er nicht nur philosophische Überlegungen vorbrachte, sondern als ein Pionier der Bibelkritik historische und philologische Argumente anführte. Nicht zuletzt verfasste er Handbücher zur Astronomie, Astrologie und Musikwissenschaft.

Biographie

Er war syrischer Herkunft und hieß ursprünglich wie sein Vater Malik (gräzisiert Malkos oder Malchos), was in seiner phönizischen Muttersprache „König“ bedeutet. Daher wurde er später auf Griechisch auch „König“ (Basileus) genannt. Seine Heimatstadt war Tyros. Im Jahr 263 war er dreißig, also ist seine Geburt um 233 anzusetzen.

Zum Studium ging er nach Athen, wo er Mathematik, Grammatik und Rhetorik, vor allem aber Philosophie studierte. Sein wichtigster Lehrer dort war der Philologe und Philosoph Longinos. 263 übersiedelte er nach Rom. Dort hatte Plotin, der Begründer des Neuplatonismus, eine Philosophenschule gegründet, der er sich anschloss. Als er unter Depressionen ("Melancholie") litt, wollte er seinem Leben ein Ende setzen. Um ihn davon abzubringen, bewog Plotin ihn 268 zur Übersiedlung nach Lilybaion (heute Marsala) auf Sizilien. Dort blieb er längere Zeit und erlangte Heilung von seinem Leiden.

Später kehrte er, wie Eunapios schreibt, nach Rom zurück und übernahm die Leitung der Schule des inzwischen verstorbenen Plotin. Er ordnete dessen philosophischen Nachlass, womit ihn der beauftragt hatte. Erst in hohem Alter heiratete er Marcella, die Witwe eines Freundes, die schon sieben Kinder hatte. Über eine mystische Erfahrung berichtet er im Alter von 68 Jahren, kurz vor seinem Tod (in neuplatonischer Terminologie): Er sei nur ein einziges Mal dem „ersten, jenseitigen Gott“ nahegekommen, „der keine Gestalt und keine Form hat und oberhalb des Geistes und der ganzen geistigen Welt seinen Sitz hat“, und er habe sich mit ihm vereinigt... Im Jahr 301 lebte er noch, starb aber vermutlich nicht lange danach.[1]

Astronomie und Astrologie

Heute noch erhalten ist seine „Einführung in die Apotelesmatik des Ptolemaios“ (Eisagōgḗ eis tēn apotelesmatikḗn tou Ptolemaíou), eine astronomische und astrologische Einführung in des Ptolemäus Handbuch der Astrologie.

Porphyrius-Häusersystem

Bekannt in der Astrologie wurde seine Einteilung des Horoskops in Häuser, wie sie im 43. Kapitel der "Einführung" beschrieben wird. Die verschiedentlich vertretene Meinung, dass die Häusereinteilung wohl nicht von ihm selbst entwickelt wurde, sondern bereits von Vettius Valens mehr als hundert Jahre früher in dessen Anthologie (3,2) beschrieben worden sei[2], findet durch die entsprechende Stelle bei Valens selbst keine Bestätigung[3]. Valens schlug lediglich eine Dreiteilung der Segmente zwischen den Achsen vor, und beschrieb die drei entstehenden Bereiche als "kraftvoll", "mittelmäßig" bzw. "schädlich"[4]

Von wem es auch immer stammt, war dieses erste echte Häusersystem ein Riesenschritt. Zuvor wurde in der hellenistischen Astrologie nur mit den so genannten "Orten" gearbeitet, die den äqualen Häusern entsprechen. Das hatte zur Folge, dass das Medium coeli (MC) nur in Ausnahmefällen auch den Beginn (die Spitze) des zehnten Ortes markierte, sondern es konnte auch in andere Orte bzw. andere Punkte darin fallen. Des Porphrius Häusersystem legte nun das MC als Spitze des zehnten Hauses fest; damit wurde automatisch das Imum coeli zur Spitze des vierten Hauses. Die vier Kreissegmente (AC/ IC, IC/ DC, DC/ MC, MC/ AC) drittelte man dabei einfach in gleich große Abschnitte. Auf dieser Idee der Unterteilung der vier Quadranten in jeweils drei Häuser beruhen alle modernen Häusersysteme.

Werke (Auswahl)

  • An Introduction to the Tetrabiblos of Ptolemy. (ins Englische übersetzt von Andrea Gehrz) 100 Seiten. Verlag Andrea Gehrz, 2010 ISBN 9780982789308
  • Emilie Boer, Stefan Weinstock (Hrg.): Porphyrii philosophi introductio in tetrabiblum Ptolemaei. In: Stefan Weinstock (Hrg.): Catalogus codicum astrologorum Graecorum, Band 5 Teil 4: Codices Romani, pars quarta, Brüssel 1940, S. 185–228 (griechischer Originaltext) als PDF

Literatur

  • James Herschel Holden: Porphyry the Philosopher: Introduction to the Tetrabiblos, and Serapio of Alexandria: Astrological Definitions. American Federation of Astrologers, Tempe (AZ) 2009
enthält eine englische Übersetzung von Porphyrius' "Einführung"

Siehe auch

Quellen und Anmerkungen

  1. Wikipedia: Porphyrios abgerufen 27.9.2012
  2. Siehe Chris Brennan: Porphyry of Tyre, abgerufen 27.9.2012, und James Herschel Holden: A History of Horoscopic Astrology. Tempe/ USA 2006, S. 65
  3. Valens schreibt in seiner "Anthologiae" bzw. in der deutschen Übersetzung (Blütensträusse. St. Katharinen 2004, S. 127.):
    "(...) Man muss den Abstand vom Stundenschauer-Grad" ( = Aszendenten-Grad) "bis zum Eckpunkt unter der Erde" ( = IC ) "nehmen, ein Drittel von der dann vorliegenden Zahl berechnen, dann vom Stundenschauer-Grad ausgehend nacheinander zu zählen beginnen und diese Grade und die diesen diametral gegenüberliegenden als kraftvoll bestimmen; das andere Drittel der Grade wieder muss man als mittelmäßig ansehen, weder besonders wohltätig noch schädlich, und zwar wegen des Nach-Aufgangs des Stundenschauers, der Göttin und des Diameters des Gottes. Also wird das zweite Drittel mittelmäßig und das letzte Drittel schädlich und schlecht".
    Mit dieser Erklärung werden erkennbar - noch - keine Horoskop-Häuser beschrieben, sondern die Dynamik bzw. Kraft bestimmer Horoskop-Abschnitte. Die zugehörige Kapitelüberschrift bei Valens spricht zudem eindeutig von den hervorragenden Graden der Eckpunkte und nicht von den "Orten", wie die Horoskophäuser bei Valens und in der Hellenistischen Astrologie sonst durchgehend genannt werden.
  4. Elke Jurasszovich bemerkt in ihrem Artkel über die Hellenistische Astrologie (arbeitskreis-traditionelle-astrologie.de "Was ist Hellenistische Astrologie?") entsprechend:
    "Bei den Ausnahmen" (von den Ganzzeichen-Häusern) "teilte er" - gemeint ist Vettius Valens - "die Ekliptik-Abschnitte zwischen den Achsen in drei gleich große Teile, um die Kraft der Planeten zu messen (Dynamisches Häusersystem, das über die Kraft des Planeten informiert). Dieses System wurde später Porphyrius- System genannt. Niemals hatte er" - wieder Vettius Valens - " dabei die Absicht, ein neues Haussystem zu kreieren, was die späteren Astrologen bis in die Moderne gründlich missverstanden und den sinnlosen Häuserstreit hervorrief" abgerufen 27.9.2012