Präzession

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Präzession der Erdachse

Die Präzession ist die durch die langsame Kreiselbewegung der Erde verursachte Verschiebung des Frühlingspunktes im Verhältnis zu den Sternbildern. Man spricht auch von der Präzession der Tagundnachtgleiche. Der Begriff stammt vom lateinischen praecedere und bedeutet so viel wie Vorangehen, Präzessieren.

Der Frühlingspunkt wandert dabei rückwärts durch den siderischen Tierkreis, und zwar etwa alle 72 Jahre um 1 Grad. Er befindet sich derzeit im Sternbild Fische (Pisces). Bis er einmal durch den ganzen Tierkreis gewandert ist, dauert es knapp 26 000 Jahre, ein Zeitraum, der auch als "Platonisches Jahr" bezeichnet wird.

Aus Sicht der Erde verschiebt sich also der Fixsternhimmel im Vergleich zum tropischen Tierkreis, dessen Beginn durch den Frühlingspunkt markiert ist und mit dem die meisten westlichen Astrologen arbeiten. Dies führt von Seiten der Astrologiegegner immer wieder zu dem Vorwurf, die Sternbilder der Astrologie seien gar nicht die richtigen. Tatsächlich arbeiten westliche Astrologen jedoch nicht mit den Sternbildern, sondern mit den (tropischen) Tierkreiszeichen, die durch die Eckpunkte im Jahreskreis justiert werden, wobei dann die Ekliptik in zwölf exakt gleich große Abschnitte zu je dreißig Grad geteilt wird. Als vor über zweitausend Jahren die Symbolik des Tierkreises aus den Sternbildern abgeleitet wurde, aber auch umgekehrt Eigenschaften der Jahreszeiten auf die dahinter liegenden Sternbilder projiziert wurden, waren beide Tierkreise quasi identisch. Die Astrologen sind sich aber seit ungefähr der Zeit um Christi Geburt der Präzession des Frühlingspunktes bewusst. Nicht weil Astrologen die Präzession ignorierten, sondern im Gegenteil: weil sie die Präzession erkannt hatten, entwickelten sie den heute üblicherweise verwendeten Tierkreis, der sich bewusst nicht an den Sternen, sondern an den Jahreszeiten orientiert. Das Erkennen der Präzession führte dennoch dazu, den Eintritt des Frühlingspunktes vom Sternbild Widder in das der Fische zur Zeit um Christi Geburt als Beginn des Fische-Zeitalters zu verstehen. Somit ist die Präzession Anzeiger der vermuteten astrologischen Zeitalter, sowohl des zu Ende gehenden Fischezeitalters als auch des Wassermannzeitalters.

Geschichte

Man verbindet heute die Entdeckung der Lunisolarpräzession mit Hipparch von Nicäa, der sie im 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung erstmals erwähnte - ohne allerdings den Grund dafür zu kennen.

Doch schon die Babylonier hatten die Präzession bereits erkannt.

Streitfrage: Hat der Frühlingspunkt schon das Maul des zweiten Fisches erreicht?[1]

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Wilhelm Kestranek: Die Bedeutung der Präzession für die Geschichte, Vortrag, gehalten am Pariser Kongress im Dezember 1953. In: Tradition und Fortschritt der klassischen Astrologie, Publikationen der Österreichischen Astrologischen Gesellschaft, Wien, Heft 3, 1956

Quellen und Anmerkungen

  1. D.h. ist das Fische-Zeitalter tatsächlich vorbei?
  2. In Volker Schendel (Hrg.): Apokryphen der Astrologie, S. 247-248