Primärdirektion

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Häufiger Direktionsschlüssel: die Tagesbewegung der Sonne

Die Primärdirektion ist eine Prognosemethode, die auf der Eigenrotation der Erde beruht.

Erstellung

Für die Primärdirektion wird ein Tag in 360 gleich große Abschnitte geteilt. Dies ergibt Intervalle von vier Minuten. Während das Medium coeli immer eine relativ gleiche Spanne pro Zeiteinheit zurücklegt (in 4 Minuten 1° Rektaszension ), wandert der Aszendent, abhängig davon, ob er in schnell oder langsam aufsteigenden Zeichen steht, schneller oder langsamer durch das betreffende Zeichen: am schnellsten damit durch die Fische, am längsten braucht er im Oppositionszeichen Jungfrau. Etwa je 4 Minuten nach der Geburt, die Zeitspanne, die das Medium coeli benötigt, um sich 1 Grad weiter zu bewegen (1 Grad Rektaszension des Medium coeli, RAMC), entsprechen einem Lebensjahr.

Geschichte

Überliefert wurde diese Direktionsart von Claudius Ptolemäus, und sie war bis ins 16. Jahrhundert die Direktionsmethode unter den gelehrten Astrologen, bis Johannes Kepler ein auf der jährlichen Erdumkreisung um die Sonne basierendes Direktionsverfahren einführte, welches Placidus de Titis später als Sekundärdirektion bezeichnete. Es haben sich im Lauf der Jahrhunderte verschiedene primärdirektionale Prognosemethoden entwickelt. Besonders augenfällig ist, dass bis in das 16. Jahrhundert hinein allgemein der Ptolemäus-Direktionsschlüssel (1 Jahr = 1 Äquatorgrad des Medium coli, der sich etwa 1° pro Tag weiter bewegt) angewendet und die Breite der Planeten noch nicht berücksichtigt wurde.

In der Renaissance kam es zu bedeutsamen Weiterentwicklungen der Direktionsmethoden. Der Direktionsschlüssel von 1° RA des Ptolemäus wurde beispielsweise durch Valentin Naibod präzisiert. Das Ergebnis war nicht mehr der Direktionsbogen von 1° sondern 0°59´8,33´´. Dieser Bogen entspricht einerseits der mittleren Sonnenbogenbewegung, andererseits auch exakt der tatsächlichen Rotationsgeschwindigkeit der Erde in RA gemessen, die an jedem Tag gleich ist. Somit drückt der Wert 0°59´8,33´ nicht nur den Mittelwert der Sonnenbewegung aus, sondern die tatsächliche (reale) Rotationsgeschwindigkeit der Erde.

Placidus de Titis und andere vertraten die Auffassung, dass man nicht nur die Projektionsstellen auf der Ekliptik gemäß ihrer Bewegung in RA zu berücksichtigen habe, sondern auch die Breite (Entfernung von der Ekliptik). Damit war für die Zeit nach Placidus die Berechnung der Primärdirektionen weit schwieriger geworden, was die englische Klassik stark beeinflusste und im 20. Jahrhundert besonders durch Erich Carl Kühr noch mehr verfeinert wurde.

Konverse und direkte Direktion

Nach alter Lehre werden die Lebenslichter und der Glückspunkt konvers (entgegen der Tierkreisabfolge) dirigiert, (nach Methoden der Renaissance auch andere Planeten). Die Konverse Direktion beruht auf dem Weltbild, in dem die Erde als ruhend gedacht und erlebt wurde, während die Sterne vom Osthorizont zum Westhorizont wanderten und untergingen. Wilhelm Knappich: "Dass Ptolemäus wirklich nur nach einer Richtung dirigierte (wir würden heute sagen mundan convers zeigen klar die Beispiele, die er selbst gemacht hat." [1] Diese Bewegung ist also genau entgegengesetzt zur Bewegung der Planeten in Tierkreisabfolge. Die Direktionen von Sonne und Mond wurden konvers gemäß ihres Tageslaufs geführt, während die Achsen, MC und AC, auch in beide Richtungen (direkt und konvers) geführt wurden, gemäß ihrer Eigenbewegung auf der Ekliptik (siehe auch Direkte Direktion). Bei einer beliebigen Uhrzeit wird ein Horoskop fixiert. Tatsächlich bewegen sich alle Himmelsfaktoren nach einer bestimmten Uhrzeit fließend weiter. Je nach Standortfixierung sind die Bewegungen als convers oder direkt definierbar. Sie finden jedoch alle "nach der Geburt" statt. Wenn die Horoskopachsen (Osthorizont oder Himmelsmitte) fixiert sind, dann erscheint es so, dass die Planeten sich gegen die Tierkreis bewegen. Wird jedoch der Tierkreis fixiert, so erscheint es, dass die Horoskopachsen sich durch den Tiekreis in seiner Richtung bewegen. Rüdiger Plantiko: "Gelegentlich liest man, Promissor und Signifikator könnten dadurch unterschieden werden, dass der eine stillsteht und der andere sich bewegt. Dies ist allerdings eine Standpunktfrage. Betrachtet man das durch den Geburtszeitpunkt gegebene Achsensystem als fest, so bewegen sich die Horoskopfaktoren durch die Radixhäuser. Von diesem Standpunkt aus ist der Promissor der bewegte, der Signifikator der stillstehende Part. Betrachtet man aber die Wanderung des Achsensystems durch den Tierkreis, so ist natürlich der Signifikator der bewegte Faktor."[2] Ob eine Direktion also als konvers oder direkt angesehen wird, hängt von dem Messkreis (Tierkreis oder Häusesystem) ab, welches als feststehend betrachtet wird. In der direkten Primärdirektion nehmen die "Häuser" und die Horoskachsen Medium coeli und Aszendent in ihrer Bewegung die Planeten mit in Richtung des Tierkreises. Bei der direkten Primärdirektion wird also der Tierkreis fixiert, während bei der conversen Bewegung das gesamte Häusersystem fixiert wird, während sich der Tierkreis mit den Planeten im Uhrzeigersinn von Osten über die Himmelsmitte (Süden) gen Westen dreht.

Plantikos Buch

Weblinks

Literatur

  • Erich Carl Kühr: Berechnung der Ereigniszeiten, Cerny Verlag Wien 1948
  • Rüdiger Plantiko: Primärdirektionen - Eine Darstellung ihrer Technik. 173 Seiten, Chiron Verlag Tübingen 2001/2014, ISBN 3925100245
  • Friedrich Schwickert (Sindbad), Dr. Adolf Weiss: Die Astrologischen Direktionen, II. Teil. Die Primärdirektionen. Barth-Verlag Wien, München, Leipzig 1927
  • Martin Gansten: Primary Directions: Astrology's Old Master Technique. Wessex Astrologer, 206 pages, 2009. ISBN 10: 1902405390 Review online (Deborah Houlding, 2009)

Quellen und Anmerkungen

  1. Wilhelm Knappich: Entwicklung der Horoskoptechnik im Altertum bis zur Gegenwart. Publikation der Österreichischen Astrologischen Gesellschaft. Nummer 38/39 , Wien Sept. 1978 S. 90
  2. lantiko, Primärdirektionen 1996, S. 10