Profektion

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Der Hubersche Alterspunkt läuft sechs Jahre pro Haus

Die Profektion[1] ist eine Prognosemethode, bei der alle Planeten und Achsen nach einem definierten Zeitschlüssel eine bestimmte Strecke verschoben werden. Schon die Hellenistische Astrologie arbeitete mit Profektionen (noch nicht mit Solaren); der arabische Astrologe Albumasar schrieb ein Buch darüber.[2] In der Klassischen Astrologie findet eine Verschiebung von 30° entlang der Tierkreis-Abfolge statt, entsprechend einem Tierkreiszeichen, auch Himmelshaus genannt. Moderne Systeme arbeiten auch mit Verschiebungen entsprechend der Radixhäuser, sowohl in der als auch gegen die Tierkreis-Abfolge. Es handelt sich somit um ein Auszählverfahren, bei dem pro Zeiteinheit ein Tierkreiszeichen weiter gezählt wird.

Profektionssysteme

Auszählung nach Tierkreiszeichen (Himmelshäusern)

30° entspricht einem Lebensjahr

Dieses System ist das am verbreitetste. Hier werden die Horoskopfaktoren pro Lebensjahr nach der Geburt um die Strecke von dreißig Grad verschoben (dirigiert), berücksichtigt werden in der Regel Aszendent, MC, Sonne, Mond und Glückspunkt[1].Mit dem zwölften Geburtstag erreichen alle verschobenen Planeten und Achsen wieder ihre Geburtsposition, die Profektionen wiederholen sich also alle zwölf Jahre. Für die tagesgenaue Umrechnung der Profektionsbewegung gilt näherungsweise 1 Grad = 12 Tage.

Diese Methode ist eines der ältesten Direktionsverfahren in der Geschichte der Astrologie. Der Altphilologe und Historiker der antiken Sternkunde wie Astronomie Wilhelm Gundel fand diese Methode noch ausführlicher in einem alten Manuskript des Britischen Museums in London dargestellt, die Hermes Trismegistos zugeschrieben wird, und von Gundel und anderen Altphilologen in das dritte oder zweite Jahrhundert v.Chr. datierte wurde.[3] Dort wird überliefert, wie von dem Tierkreiszeichen aus, das der Aszendent markierte, früher Horoskopus genannt, jedes folgende Tierkreiszeichen (als Haus wurde hier noch das ganze Tierkreiszeichen verstanden) für ein Jahr Gültigkeit hat (30° pro Tierkreiszeichen = 1 Lebensjahr. 2,5° = 1 Monat).

Differenzierung des 30°-Systems

Die oben angegebene Rechenweise zeigt noch weitere Differenzierungen auf:

Angenommen, der Native ist 27 Jahre, 6 Monate und 5 Tage alt. Danach würde das Horoskop 2 x 12 Jahre in Tierkreisrichtung (gegen den Uhrzeigersinn) durchlaufen (24 Jahre). Vom Aszendenten aus werden nun noch 3 Zeichen (Häuser) hinzugezählt (= Alter 27) und als Auslösungspunkt vermerkt. Mit 27 Jahren steht also die Auslösung am IC (4. Haus = 4. Tierkeiszeichen). Von dort aus werden nun noch 6 Monate (jetzt gilt 1 Monat = 1 Tierkreiszeichen = 30°, 1 Tag etwa = 1° Tierkreisgrad) hinzugezählt, so dass der untergeordnete Auslösungspunkt am MC vermerkt wird. Dieses Tierkeiszeichen herrscht für 1 Monat. Nun werden noch die fehlenden 5 Tage ergänzt, so dass weiter vom MC aus bis zur Häuserspitze III (3.Haus = 3. Tierkreiszeichen) gezählt wird. Dieses Tierkreiszeichen herrscht nur für diesen Tag, das nächste für den Folgetag, usw. Nach dem Auszählverfahren wurde die Zeitqualität für das laufende Jahr (ein Tierkreiszeichen, das für ein ganzes Lebensjahr gilt), den Monat (Tierkreiszeichen monatsweise gültig) und einen bestimmten Tag (Tierkreiszeichen gültig für einen Tag) ermittelt.[4]

Weitere Systeme

  • Frankland führte gemäß Uranus den 7-Jahres-Schlüssel (Sieben Jahre pro Tierkreiszeichen) ein, der von 0° Widder als Lebenspunkt dirigiert wurde[5], während Charles E. O. Carter so auch vom Aszendenten aus dirigierte. Carter:"Hier aber soll die Verwendung dieser beiden wie auch aller anderen Zeitgleichungen auf alle Planeten und Eckhäuserspitzen vertreten werden, wobei wir keineswegs die Bedeutung des 0° Widderpunktes leugnen, der selbstverständlich die Tierkreisentsprechung des mundanen Aszendenten ist."[6]

Auszählung nach Radixhäusern

Deutsche Astrologen bauten diese Art der Profektionsdirektion weiter aus und übertrugen die Direktion vom Tierkreiszeichen auf die Häuser.

Folgende moderne astrologische Richtungen verwenden Formen von Profektionsdirektionen:

  1. Münchner Rhythmenlehre: 7 Jahre pro Haus (Placidus-Häusersystem) vom Aszendenten aus und weitere Rhythmen
  2. Glahn-Schule: 8 1/3 Jahre pro Haus (Placidus) vom Aszententen aus
  3. Huber-Schule: 6 Jahre pro Haus (Koch-Häusersystem) vom Aszendenten. Dieses System wird auch als Alterspunkt bezeichnet

Deutung

Vor allem folgende Punkte werden bei der Interpretation berücksichtigt:

  • Wenn ein dirigierter Planet oder eine dirigierte Achse einen Aspekt zu einem Faktor des Radixhoroskops bildet, so ist dies eine Auslösung, das heißt der betreffende Faktor erfährt eine Aktivierung. Der Orbis wäre auf ungefähr ein Grad zu setzen
  • Der Herrscher des Zeichens, in welchem der Profektions-Aszendent steht, ist Herr oder Regent des betreffenden Jahres bzw. der Zeitphase, in welcher der Profektions-Aszendent in einem Zeichen steht[7]
  • Wenn ein dirigierter Planet oder eine dirigierte Achse das Tierkreiszeichen oder das Radixhaus wechselt, beginnt ein neuer Abschnitt

Die Wirksamkeit der Profektionen wird stark beeinflusst von begleitenden Transiten und Direktionen.[7]

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 Karl Brandler-Pracht: Die Lehre von den astrologischen Direktionen. Chiron-Verlag, Tübingen 2006, S. 18f.
  2. James Herschel Holden, A History of Horoscopic Astrology. Tempe (USA) 1996, 2006 Abschnitt "Arabian Astrology" online
  3. Ebenda
  4. Wilhelm Knappich: Beiträge zur Geschichte der Astrologie. 59 Seiten. Zenit-Verlag 1958
  5. "The planet Uranus moves through the Zodiac at the rate of one sign in seven years, or about 4 degrees two-sevenths per year (4 2/7) Imagine Life to be moving along the Zodiac at this Ratio." (W. Frankland: Astrological Investigations. Kessinger Pub Co (Reprint 7.4.2003), Seite 72
  6. Carter, Charles O., Symbolische Direktionen, Otto Wilhelm Barth Verlag, 1920. S. 23
  7. 7,0 7,1 William Lilly: Christliche Astologie, Band 3. Chiron Verlag, Tübingen 2008, S. 288 f.