Prognose

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Himmelshöttin Urania, Astronomie (Mitte), Ptolemäus[1]

Die Prognose (wörtlich: das Vorauswissen) gehört zum Faszinierendsten der Astrologie. Zugleich ist sie einer der Gründe, weshalb die Sternenkunde - als mantische, prophzeihende Disziplin - im Lauf der Geschichte immer wieder in Verruf geriet. Gerade die Kirche akzeptierte lange Zeit nur die "natürliche", nicht aber die Judizielle Astrologie, d.h. u.a. keine Vorhersagen. Die "Präkognition" sollte allein Gott vorbehalten sein. In gewisser Nachfolge der Kirche bestreitet heute die Wissenschaft das astrologische Axiom, dass die Zeit nicht nur quantitative, sondern auch qualitative bzw. inhaltliche Eigenheiten habe (verschlüsselt in der astrologischen Symbolik).

Für viele Laien ist die Astrologie nichts anderes als Prognose, was jedoch nicht stimmt. Sie ist - aus Sicht der Psychologischen Astrologie - in erster Linie eine Menschenkunde. Allerdings sagt ein alter Lehrsatz von ihr: "Charakter = Schicksal"; insofern hängen beide schon zusammen.

Findet eine Rückschau zur Aufarbeitung der Vergangenheit oder aber der nachträglichen Verifizierung und Falsifizierung von Prognosen statt, spricht man von einer Metagnose.[2]

Verfahren

Zunächst einmal muss man verstehen, wie eine astrologische Prognose funktioniert. Das Radixhoroskop ist eine Abbildung der Planetenstände zum Zeitpunkt der Geburt/ des Beginns einer Sache. Es beschreibt, was in diesem Menschen (oder Ereignis) im Keim (als Potential) vorhanden ist, und im Laufe seines Lebens zur Entfaltung gebracht werden soll. Wann ein bestimmter Teil der Persönlichkeit einen "Wachstumsschub" oder unter Umständen auch eine Wandlung erlebt, teilen die Auslösungen mit: beispielsweise die Transite, Sekundärprogressionen oder Finsternisse.[3]

Grundsätzlich ist jeder Horoskopfaktor ein Symbol (und natürlich auch jeder auslösende Faktor), welches sich auf verschiedenen Ebenen manifestieren kann. Das Spektrum an konkreten Realisierungsmöglichkeiten ist unendlich breit, solange der Bezug zur dahinter stehenden Idee besteht (siehe Mikrokosmos/Makrokosmos). Es ist einem Horoskop nicht zu entnehmen, auf welcher Ebene jemand die einzelnen Horoskopfaktoren verwirklicht. Je eingeschränkter die Möglichkeiten sind, sein Leben selbst zu gestalten, desto leichter ist das, was er macht, vorhersagbar. So erklären sich so manche "Volltreffer" von astrologischen Prognosen aus früheren Zeiten, als die Lebensläufe in viel stärkerem Maße vorgegeben waren. Heute haben die Menschen sehr viele Wahlmöglichkeiten, welchen Lebensweg sie gehen möchten, und vor allen Dingen: sie können zu verschiedenen Zeitpunkten ihres Lebens wegweisende Entscheidungen neu treffen.[4]

Folgende Zweige der Astrologie arbeiten auch prognostisch:

Bis in das Jahr 1550 reichende Horoskope von Johannes Carion

Die moderne Psychologische Astrologie verhält sich Prognosen gegenüber reserviert; die Huber-Schule lehnt sie ganz ab.

Beurteilung

Immer mehr Astrologen sind sich darüber einig, dass der Sinn und Zweck von Prognosemethoden darin liegt, den Menschen darauf aufmerksam zu machen, welche Entwicklungsschritte zu einem gegebenen Zeitpunkt anstehen, und ihm Vorschläge zu unterbreiten, wie er diese in einer möglichst konstruktiven Weise umsetzen kann.

Je deutlicher ein Astrologe einen Klienten auf das aufmerksam macht, was dieser selbst tun kann, desto mehr spricht er in ihm die Seite an, die bereit und auch fähig ist, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Je mehr er dagegen den Klienten auf das hinweist, was als scheinbar unabwendbares Schicksal ("Fatum") auf ihn zukommt - sei dies nun positiver oder negativer Art -, desto mehr spricht er in ihm den passiven Anteil an.

Tatsächlich sollte man bei einer Prognose das, was stattfindet, zunächst einmal neutral formulieren, um die Zusammenhänge wirklich verstehen zu können. Nimmt man beispielsweise einen Saturntransit über die Sonne, so könnte das heißen: Das Zentrum der Persönlichkeit (Sonne) erfährt eine Konzentration auf das Wesentliche (Saturn im Transit). Dieser Tatbestand steht fest. Nicht fest steht dagegen, ob sich diese "Konzentration" in einem bestimmten Ereignis manifestieren wird. Ebenso wenig kann man sagen, ob der betreffende Mensch darunter eher leidet, weil er sich etwa eingeschränkt fühlt, oder ob er dies als eine Zeit der Ernte empfindet, in der er die Früchte dessen genießen kann, wofür er vorher gearbeitet hat.

Nicht nur deshalb sind viele Astrologen grundsätzlich gegen Ereignisprognosen. Diese bergen darüber hinaus die Gefahr einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung: ein Klient wird durch die Aussage des Astrologen - bewusst oder unterbewusst - auf das Eintreffen des Prognostizierten programmiert, was, z.B. bei der Vorhersage von Unglücken, schlimme Folgen haben kann.

Auslösungen zeigen innere Entwicklungen an, sie sind jedoch nicht ihr "Grund" (siehe Kausalität). In der Psychologischen Astrologie geht man davon aus, dass ein Mensch dann äußere Ereignisse "anzieht" ("Resonanz"), die ihn dazu "zwingen", sich auf bestimmte Erfahrungen einzulassen, wenn er die - eigentlich anstehenden - inneren Veränderungen nicht zur Kenntnis nimmt bzw. sich nicht freiwillig auf sie einlässt.
Man darf bei alledem aber nicht außer Acht lassen, dass jeder Mensch, egal wie weit er gereift ist, von Zeit zu Zeit mit etwas konfrontiert wird, das über seine Persönlichkeit hinausgeht. Schließlich ist er Teil einer Gemeinschaft bzw. Gesellschaft (welche sein "Schicksal" mitbestimmt). Auslösungen können durchaus auch Anzeiger dafür sein, was einem Menschen aufgrund von Kollektivprozessen widerfährt. Aber auch hier sagen sie aus Sicht der Psychologischen Astrologie nichts über die Ereignisse selbst aus, vielmehr darüber, wie ein Mensch die diversen Kräfte subjektiv[5] erlebt und welche Bedeutung er ihnen beimisst.

Astrologen mit spektakulären Prognosen

Siehe auch

Fortuna mit Glücksrad[6]

Weblinks

Literatur

  • Detlef Hover und Ulrike Voltmer (Hrg.): Astrologie und Prognose. 280 Seiten. Chiron Verlag 2000 ISBN 978-3925100529
  • Alexander von Prónay: Die Prognose nach dem Geburtshoroskop. Rohm Verlag Bietigheim 1984 ISBN 3876831652. Neuauflage Astronova, Tübingen 2007 ISBN 3937077243
  • Georges Minois: Geschichte der Prophezeiungen. Orakel, Utopien, Prognosen. 830 S., Düsseldorf 1998 ISBN 3-538-07072-5.
Das Buch behandelt nicht nur die Astrologie
  • Eva-Christiane Wetterer: Der heiße Draht zur Zukunft 206 S., München 2006 ISBN 3-453-67011-6

Quellen und Anmerkungen

  1. Urania als nackte Frau links. Abbildung aus Sacroboscos mittelalterlichem Traktat De Sphaera (um 1230)
  2. Die vor allem für den Astrologie-Lernenden nützlich ist
  3. Worum es dabei jeweils geht, das sagt der bei einer Auslösung angetroffene Horoskopfaktor; welcher Art die Auslösung ist, darüber informiert der auslösende Faktor
  4. So ist es beispielsweise immer unüblicher, dass ein Mensch im Laufe seines Lebens nur einen Beruf ausübt
  5. Richard Vetter: Der subjektive und projektive Charakter der Astrologie. In Meridian 3/ 2005 online auf Loop
  6. Abbildung von Sebald Behaim (1541)