Psychologische Astrologie

Aus Astrodienst Astrowiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Alchemistischer Holzschnitt von 1539 mit den Bestandteilen der Seele[1]

Ein wichtiges Teilgebiet der zeitgenössischen Astrologie. Die Psychologische Astrologie gehört zur Individualastrologie. Sie sieht das Horoskop als Abbild seelischer Anlagen. Diese gelte es zu verstehen und sich so selbst besser kennen zu lernen, sowie im Idealfall mit allen Licht- und Schattenseiten anzunehmen.

Geschichte

Wesentlichen Anstoß zur Entwicklung einer Psychologischen Astrologie gaben die tiefenpsychologischen Konzepte von Sigmund Freud und vor allem Carl Gustav Jung. Erste astrologische Rezeptionen ihrer Theorien und der ihrer Schüler erfolgten in den 1920er Jahren. Eine breitere Wirkung setzte ab den 1960er Jahren ein, um dann in den 1970er Jahren, mit der verstärkten Abkehr von schematischen, ereignisorientierten und schicksalshaften astrologischen Deutungen, eine breite Wirkung zu entfalten.

Methode

Ein beratender Astrologe mit psychologischer Orientierung enthält sich in der Regel jeder Wertung bei der Deutung eines Horoskops. Er betont die Verantwortung und den freien Willen des Horoskopeigners und bespricht mit ihm dessen Anlagen und Chancen, aber auch seine Schwachstellen und gegebenenfalls Verdrängtes und Projiziertes.

Prognosen werden im Rahmen der Psychologischen Astrologie nur insofern gestellt, als die Frage aufgeworfen wird, wie aufgrund von aktuellen Auslösungen eine Entwicklung der Persönlichkeit möglich ist. Die aufgrund verschiedener Prognosemethoden angesprochenen Themen und Trends, die sich in der näheren Zukunft abzeichnen, werden auf ihre Chancen und Gefahren hin besprochen, und man sucht nach konstruktiven Möglichkeiten, damit umzugehen.

Eine Beratung bei einem psychologisch orientierten Astrologen, auch wenn dieser psychologisch ausgebildet ist, darf jedoch nicht mit regelrechten Psychotherapie gleichgesetzt werden!

Von seiten der Astrologen gibt es eine intensive Auseinandersetzung mit der Psychologie. Umgekehrt gibt es zwar auch etliche Psychologen, die mit der Astrologie arbeiten, doch scheint dies mehr auf einer inoffiziellen Ebene zu erfolgen, müssen doch Psychologen, welche die Astrologie in ihre Behandlungsformen einbeziehen, unter Umständen mit beruflicher Diskriminierung rechnen.[2]

Spezielle Ausprägungen

Jungsche Psychologie

Schon Jungs Psychologische Typen (1921) beruhten auf den vier Temperamenten, "Humores" (Körpersäften) bzw. Elementen der klassischen Kosmologie.

In seiner Gedenkrede über Richard Wilhelm sagte Jung 1930: "Die Astrologie ... stellt die Summe aller psychologischen Erkenntnisse im Altertum dar. [Sie] beruht auf ... Zeitqualitäten, d.h. mit andern Worten, was in diesem Zeitmoment geboren oder geschaffen wird, hat die Qualität dieses Zeitmoments."[3]

Oscar A. H. Schmitz entwarf bereits in den 1920er Jahren eine Psychologische Astrologie; unter C.G. Jung arbeitete er später als Analytiker.

1968 wurde in der Schweiz die Huber-Schule für "Astrologische Psychologie" gegründet[4], basierend auf Roberto Assagiolis psychotherapeutischen Methode "Psychosynthese" sowie der Esoterischen Astrologie von Alice Bailey.

1983 riefen die Psychoanalytikerin Liz Greene und der Psychosynthetiker Howard Sasportas in London das Centre for Psychological Astrology ins Leben.

Revidierte Astrologie

Der Begriff Revidierte Astrologie, auch Revidierte Klassik genannt, wurde von Thomas Ring (1950er Jahre) geprägt, und stellt eine Weiterentwicklung der Klassischen Astrologie im Zwanzigsten Jahrhundert dar. Eine philosophische Zusammenfassung der Revidierten Astrologie liegt in Rings Bänden "Astrologische Menschenkunde" vor.
Ring bestreitet einen Einfluss der Gestirne im mechanischen Sinne. Auch wendet er sich gegen starre Deutungsregeln, gegen jegliche Form von Determinismus, sowie gegen konkrete Ereignisprognosen. Außerdem sprach er von den Aussagegrenzen eines Horoskops. Demnach können spezifizierte Angaben wie etwa der Zeitpunkt des Todes, das Geschlecht, sowie die Entwicklungs- und Intelligenzhöhe eines Menschen dem Horoskop alleine nicht entnommen werden.
Die Revidierte Astrologie beeinflusste viele moderne astrologische Richtungen. Vereinfachend werden, gerade im deutschsprachigen Raum, Astrologen, die sich gegen den Determinismus und für die Aussagegrenzen eines Horoskops aussprechen, als Vertreter der Revidierten Astrologie bezeichnet; häufig fallen hier Namen wie Freiherr von Klöckler oder Erich Carl Kühr.[5]

Humanistische Astrologie

Eine weniger auf die reine Selbsterkenntnis, sondern stärker auf das Persönlichkeitswachstum und die Lebensperspektiven ausgerichtete Variante der Psychologischen Astrologie ist die Humanistische Astrologie, welche in den 1970er Jahren von Dane Rudhyar begründet wurde. Er meinte zur Kombination von Astrologie und Psychologie: "Der Astrologe könnte dem Analytiker sagen, wann die nächsten Krisen kommen werden. ... Ihre Standpunkte ergänzen sich gegenseitig."[6]

Agrippas Mensch im Planeten-Pentagramm

Prominente Psychologische Astrologen

Siehe auch

Sementowsky-Kurilos Klassiker (1960)

Weblinks

Aus der Einleitung: "... Ergebnis, dass überprüfbare Aussagen von Astrologen statistisch nicht signifikant besser zutreffen als willkürliche Behauptungen"
  • therapeuten.de (listet, nach Postleitzahlen geordnet, mit Astrologie arbeitende "ganzheitliche" Diplom-Psychologen und Heilpraktiker; Beitrag von Anita Ferraris)
  • Psychological astrology (Englische Wikipedia)

Literatur

  • Dane Rudhyar: The Astrology of Personality 1936; 1963, etc. ISBN 0385066996
  • Fritz Riemann: Lebenshilfe Astrologie. Gedanken und Erfahrungen. Pfeiffer, München 1976; dtv, München 2005, ISBN 3-423-34262-5
  • Hermann Meyer: Das Grundlagenwerk der psychologischen Astrologie 605 Seiten. Trigon-Verlag 2006. ISBN 978-3000189012
Meyer gibt Antworten auf die Fragen:
- Welche Berufung habe ich, welche Lebensaufgaben sind mir gestellt?
- Welche Möglichkeiten gibt es, um destruktiv ausgelebte Persönlichkeitsanteile in konstruktive Bahnen zu lenken?
  • Romankiewicz, Brigitte: Spielfeld der Götter. C.G. Jungs Archetypenlehre und die Astrologie. Chiron-Verlag, Tübingen 2002

Quellen und Anmerkungen

  1. Wahrscheinlich von Weiditz; aus Otto Brunfels Herbarium vivae icones
  2. Christine Ruf: Macht der Projektionen In: Meridian 1/ 2000. S. 24ff.
  3. Zitiert in Dane Rudhyar, Die Astrologie der Persönlichkeit, S.84/85
  4. Der Name lautet explizit nicht Psychologische Astrologie, sondern "Astrologische Psychologie"
  5. Da beide aber in mehreren Punkten von Ring abweichende Ansätze vertraten, ist diese Zuordnung nur zum Teil richtig
  6. Dane Rudhyar, 'Die Astrologie der Persönlichkeit, München 1979, S. 416