Revidierte Astrologie

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Rings Zeichnung seiner eigenen Radix

Synonym: Revidierte Klassik

Der Begriff Revidierte Astrologie ist eng mit dem Namen Thomas Ring verbunden[1] und will eine zeitgemäße weltanschauliche Weiterentwicklung der klassischen Astrologie im Zwanzigsten Jahrhundert darstellen. Die philosophische Grundlegung und Zusammenfassung dieser Astrologie liegt in Rings vier Bänden Astrologische Menschenkunde vor.

Ring ca. 1985

Beschreibung

Ring bestreitet den Einfluss der Gestirne im mechanischen Sinn. Er wendet sich gegen starre Deutungsregeln, jede Form von Determinismus sowie konkrete Ereignisprognosen. Außerdem sprach er von den Aussagegrenzen des Horoskops. Demnach können bestimmte Angaben wie der Zeitpunkt des Todes, das Geschlecht sowie die Entwicklungs- und Intelligenzhöhe dem Horoskop nicht entnommen werden. Die Revidierte Astrologie hat moderne astrologische Richtungen, insbesondere die Psychologische Astrologie, und auch die berufspolitische Haltung einflussreicher astrologischer Institutionen erheblich beeinflusst.

Die Definitionen von Ring, mit denen er die Revidierte Astrologie begründete, lauten so:

"Von anderer Seite wurde mehrmals unternommen, Astrologie mit überkommenen Begriffen als Erfahrungswissenschaft wieder zu begründen. Die Aussagekraft der Erfahrung hängt indes vom Gesichtswinkel ab, unter dem man sie macht. Der Blickpunkt der revidierten Astrologie liegt gegensätzlich zu allem, was die Ursachen des astrologisch Erfahrbaren in die ausgemessenen Gestirne hineinträgt, zum Glauben an äußere Bewirkung und ein fertig vorbestimmtes Schicksal."[2]
"..Was dagegen die revidierte Astrologie, aus ihren Grundlagen begriffen, bringt, ist eine völlig neue Konzeption des Menschen. (...) Starre Deutungsregeln, die das lebendige Handeln von der Gestirnstellung ableiten wollen, sind als verfängliche Vorprogrammierungen und im prognostischen Fall einen „Erfüllungszwang“ setzend lebensfeindlich. Eine die organische Wandlungsfähigkeit beobachtende Astrologie bleibt hingegen elastisch, ihre Aussagen meinen abwandelbare Entsprechungen fest bleibender Prinzipien.Im Kosmogramm finden wir abwandelbare Anlagen, die als Niederschlag einer Erbvergangenheit betrachtet werden können. (...) Der Vulgärastrologe hingegen glaubt, in der Handhabung schematischer Regeln alles und jedes der Konstellation entnehmen zu können."[3]

Andere Astrologen, auch wenn sie sich dieser Definition nur teilweise anschlossen oder ihr in manchen Punkten sogar widersprachen, werden ebenfalls oft als Vertreter einer revidierten Astrologie bezeichnet, allen voran Herbert Freiherr von Klöckler und Erich Carl Kühr.

Thomas Ring ca. 1980

Bedeutung für die heutige Astrologie

Zusammenfassend kann die Revidierte Astrologie als einer der Vorläufer, ebenso als eine spezielle Ausprägung der Psychologischen Astrologie verstanden werden. Kocku von Stuckrad analysiert das Grundsatzpapier astrolgischer Vereinigungen, welches 1983 im Meridian (Nr. 6) veröffentlicht wurde und von den Vertretern folgender astrologischer Vereinigungen unterzeichnet wurde: Dazu gehörte das CIA (Centre international d´astrologie - Frankreich), der Schweizer Astrologenbund (SAB), der Deutsche Astrologenverband (DAV), die Kosmobiologische Akademie Aalen (KAA), die Astrologische Studiengesellschaft (Hamburger Schule) und die Kosmobiosophische Gesellschaft (KBSG). Stuckrad stellt fest, dass die Thesen die Handschrift der revidierten Astrologie tragen: "Während einige Thesen zweifellos von allen Astrologen und Schultraditionen unterstützt werden, lassen andere erkennen, dass man sich von spirituell-religiösen Richtungen der Astrologie sowie von einer deterministisch arbeitenden Prognosetechnik distanziert; außerdem möchte man die Sternkunde in der Öffentlichkeit als seriöse Erfahrungswissenschaft etablieren. Der Einfluss der Tiefenpsychologie und der revidierten Astrologie Thomas Rings ist dabei unverkennbar. Weder die Mundanastrologie, die bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein der wichtigste Zweig der Sternkunde gewesen ist, noch eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der eigenen Disziplin spielt im Thesenpapier eine Rolle, womit ein Unterschied zur angelsächsischen Astrologie markiert ist."[4]

Thomas Ring mit Walter Böer, ca. 1981[5]

Siehe auch

Weblinks

Niehenkes Grundsatzpapier wird kritisch kommentiert, vielfach auch durch Astrologen (Zeitschrift für Anomalistik 7, S. 9-79, Edgar Wunder & Ulrike Voltmer 2007; PDF)

Quellen und Anmerkungen

  1. Lexikon der Astrologie, Udo Becker, 1988
  2. Thomas Ring: Astrologische Menschenkunde- Bd. 4, S. 5, Fußnote
  3. Astrologische Menschenkunde, Kp.: Das neue Menschenbild der revidierten Astrologie, Bd. 4
  4. Kocku von Stuckrad: Geschichte der Astrologie. Verlag C. H. Beck, München 2003, S.350
  5. Foto-Aufnahme im Freiburger IGPP