Robert Cross Smith

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Robert Cross Smith: Geburtshoroskop
Smith's Radix[1]

Der britische Astrologe Robert Cross Smith, bekannt unter seinem Pseudonym Raphael[2], wurde am 19.3.1795 um 9:07 Uhr[3] LMT in Abbots Leigh bei Bristol geboren.
Er starb am 26.2.1832 um 16:15 Uhr.

Smith war der erste englische Astrologe seit hundert Jahren, der die Astrologie wieder für einen größeren Kreis populär machte und sie so aus ihrem Nischendasein befreite. Durch sein Wirken legte er eine entscheidende Grundlage für die Renaissance der Astrologie im Zwanzigsten Jahrhundert, da es Astrologen in seiner Tradition waren, die die Astrologie bis zur Jahrhundertwende "retteten", bevor namhafte Kollegen wie Alan Leo Ende des 19. Jahrhunderts für ihren endgültigen Aufschwung sorgten.

Biographie

Straggling Astrologer

Ursprünglich war Smith[4] Schreiner von Beruf. Um 1820 zog er mit seiner Frau nach London, um dort als Angestellter zu arbeiten. Einer seiner Bekannten, der Ballonfahrer George W. Graham, betrieb hobbymäßig Astrologie und Alchemie, und er war es wohl auch, der Smith mit der Astrologie in Kontakt brachte. Schon bald wollte er professioneller Astrologe werden, was zu jener Zeit äußerst unüblich war. Im Jahr 1822 gab er seine Arbeitsstelle auf, und veröffentlichte zusammen mit Graham eine Bearbeitung von "The Philosophical Merlin", einem überlieferten Dokument, das früher schon unter dem Titel "Merlinus Liberatus" kursiert war. Angeblich stammt das Quelldokument aus den Kreisen um Napoleon Bonaparte, eventuell sogar von dessen Frau Josephine.

Seine astrologische Herausgebertätigkeit begann im Jahr 1824 mit dem Magazin "The Straggling Astrologer". Dies war die erste Zeitschrift wöchentlicher astrologischer Vorhersagen, mit sämtlichen Themen, die man auch heute noch in astrologischen Kolumnen findet: Liebe und Ehe, Finanzen, Wirtschaft und Reisen.

Im Jahr 1825 trat er einem magischen Zirkel um Francis Barrett bei, der den Traditionen von Abbé Trithemius und Agrippa von Nettesheim folgte. Hier nahm er wohl auch das Pseudonym "Raphael" an, da dieser Erzengel mit Merkur assoziiert ist. Merkur/ Hermes steht zum einen für die Astrologie, zum anderen wird damit auf die partile Merkur-Sonne-Konjunktion in der Radix von Smith Bezug genommen. Ab der 12. Ausgabe (21. August 1824) des monatlich erscheinenden "Straggling Astrologer" führte Smith diesen Namen "Raphael". Indes musste die Zeitschrift mit der Oktober-Ausgabe vorerst eingestellt werden, erschien jedoch 1825 in gebundener Form neu unter dem Titel "The Astrologer of the Nineteenth Century; or the Master Key of Futurity and Guide to Ancient Mysteries". Hierin wurde nicht nur der bisherige "Straggling Astrologer" zusammengefasst, sondern auch die von Smith gegründete, aber ebenfalls kurzlebige Zeitschrift "Uranis". Der "Astrologer of the Nineteenth Century" überlebte Raphael allerdings nicht; erfolgreicher war ab 1827 sein "The Prophetic Messenger", der immerhin bis 1858 erschien, nach seinem Tod unter dem Titel "Raphael's Almanac". Durch diese Reihe wurde insbesondere das Placidus-Häusersystem populär.

Zusammen mit Zadkiel (Richard James Morrison, 1795-1874) leitete er die astrologische Vereinigung "Mercurii", deren publizistisches Organ der "Astrologer" war. In seinen Schriften nahm er die unterschiedlichsten Pseudonyme an, z.B. Medusa, Alfred the Inspired Penman, Extraordinary Genius, Royal Merlin, Mercurius, und Merlinus Angelicus Junior (letzteres in Anlehnung an William Lilly).

Sein Ruhm als Astrologe nahm schnell zu, und bereits 1830 bescheinigte ihm Thomas Oxley Berühmtheit nicht nur im Vereinigten Königreich, sondern auch in den Vereinigten Staaten von Amerika und andernorts in Europa. Dieser Ruhm rief natürlich Neider auf den Plan, die allerdings weniger die astrologischen Publikationen, als vielmehr seinen engen Kontakt zu Magier-Kreisen zum Ausgangspunkt ihrer Kritik machten.[5] 1828 erschienen von ihm einige astrologische und okkulte Werke in kurzer Reihenfolge, und Ende 1831 sein letztes großes Werk, "The Familiar Astrologer". Im selben Winter ging es mit seiner Gesundheit rapide bergab; er selbst gab Überarbeitung als Grund an, und am 26. Februar des folgenden Jahres 1832 starb er im Alter von nur knapp 37 Jahren.

Diverse Astrologen, die den "Prophetic Messenger" fortführten, nahmen in der Folge das Pseudonym Raphael an; der bekannteste unter ihnen ist Robert Thomas Cross.

Medusa von Bernini[6]

Astrologie

Geisterbeschwörung im Astrologer, 1825[7]
Beginn von "A Manual of Astrology"

Smith scheint sein fachliches Wissen insbesondere den Werken von Ebenezer Sibly zu verdanken. Die Abbildung einer Geisterbeschwörung (nebenstehend) taucht bereits 1806 in Sibly's Werk "Astrology" auf[8]. Dieses zwölfhundertseitige Werk kann auch gut die Grundlage für die Bücher von Smith gewesen sein, zumal sich einige Gemeinsamkeiten feststellen lassen. So findet sich die Verwendung der Keplerschen Nebenaspekte Quintil, Biquintil, Halbquadrat und Anderthalbquadrat zur zeitlichen Bestimmung von Ereignissen in der Progression in Sibly's "Astrology" (ab S. 656 (online)) ebenso wie in Smiths "A Manual of Astrology" (ab S. 500) wieder, bei Sibly allerdings ungleich ausführlicher. Die Grundlage von Raphaels Berechnungen waren die damals verbreiteten Ephemeriden von Robert White.

Placidus-Häusersystem

R.C. Smith machte unter seinem Pseudonym Raphael das Placidus-Häusersystem durch etliche Publikationen populär (Almanache, Raphael-Ephemeriden, "Astrologer of the Nineteenth Century" u.a.).[9] Vorher war es nur einem begrenzten Kreis von Fachleuten bekannt gewesen. Hierbei stützte sich Smith auf John Partridge (1643-1715), der dieses System in die englische Astrologie eingeführt hatte[10]. Smith wurde durch seine rege Publikationstätigkeit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und beeinflusste Astrologen in ganz Europa und Amerika.

Uranus

Ein besonderes Verdienst Smiths ist es, die Zuordnung von Uranus zum Wassermann erkannt zu haben. Er schreibt: "Bis heute wurde ihm kein spezielles Himmelshaus zugeordnet, aber wir haben Grund zu der Annahme (aus mehreren tausend Beobachtungen heraus), dass das Zeichen Wassermann dasjenige ist, welches ihn am meisten erfreut, dass er im luftigen Trigon glücksbringend wirkt (Zwillinge, Waage, Wassermann) und unglücklich in erdigen, wässrigen und feurigen Zeichen".[11]

Allgemein beschreibt er Uranus als "wirklich bösartig", und die Art des uranischen Übels als "seltsam, unerklärlich und vollkommen unerwartet". Die Geborenen unter seinem Einfluss beschreibt er als "von sehr exzentrischer und origineller Veranlagung. Solche Menschen sind ungewöhnlich idealistisch, unbeständig, benötigen ständigen Wandel und suchen nach Neuem" (ebd.) Damit entsprechen Smiths Beobachtungen weitgehend der heutigen Sicht auf Uranus, wenn er auch die positiven Seiten von Uranus etwa im Transitgeschehen noch nicht sah.

Bibliographie

  • A Manual of Astrology, or the Book of the Stars. Being the art of foretelling future events, by the influences of the Heavenly Bodies in a manner unattempted by any former author and divested of the Superstitions of the Dark Ages. 256 Seiten. London, C. S. Arnold, 1828. Reprint 2007 Online bei Google Books
  • Raphael's Mundane Astrology, Or The Effects of the Planets & Signs Upon The Nations & Countries of the World. 80 Seiten. 1932; Reprint Sacred Science Institute, 2006
  • Royal Book of Dreams; 1828. Späterer Titel: Raphael's Book of Dreams, Being A Concise Interpretation of Dreams. 179 Seiten. 1886; Reprint Sacred Science Institute, 2006
  • Royal Book of Fate; London 1828.[12] Späterer Titel: Raphael's Book of Fate: Whereby All Questions May be Answered Respecting the Present & Future. 180 Seiten. Reprint Sacred Science Institute, 2006
Raphael stellt hier die gesamte Bandbreite divinatorischer Systeme vor und zeigt ihre astrologischen Bezüge
  • Raphael's Pythoness Of The East. Or, A Complete Key To Futurity. 212 Seiten 1894. Reprint Sacred Science 2006
Ein Divinationsbuch, das 144 Fragen auf Grundlage der 12 x 12 Zeichenkombinationen stellt, und hierauf mithilfe der 16 geomantischen Orakel 2304 Antworten gibt.[13]
Eventuell identisch mit "The Oracle of Human Destiny"; dann wäre die Ersterscheinung 1828[12]
  • Raphael's Witch. Or, the Oracle of the Future. William Charlton Wright, London 1831; 3. Aufl. 1835
  • The Familiar Astrologer. And easy guide to fate, destiny and foreknowledge. William Bennett, London 1831; 1841 Digitalisat durch Google Books

Siehe auch

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. In einer anonymen Schrift von 1856: Astrology as it is, not as it has been represented: a compendium. Google Books S. 134, geringfügig abweichende Daten
  2. Hans Taeger: "Hrg. des Almanachs "The Prophetic Messenger". Erster einer Reihe von sechs englischen Astrologen, die sich "Raphael" nannten (Raphael 1. - Raphael 7.)" Taeger-Archiv, Bauer Verlag, 1992, Bd 3, S.126
  3. AstroDatabank: Lois Rodden beruft sich auf die eigene Angabe von Raphael. Rodden Rating A
  4. Biographie auf Grundlage des Artikels von Kim Farnell: Healing Angels - the Astrologers Raphael; online auf Farnells Homepage
  5. Wie einer seiner späteren Nachfolger als Herausgeber astrologischer Zeitschriften, Dixon (ebenfalls unter dem Pseudonym Raphael tätig), 1824 bemerkte
  6. Capitolinisches Museum
  7. S. 229
  8. Astrology, A New and Complete Illustration of the Occult Sciences by Ebenezer Sibly, M.D. F.R.H.S., London, 1806 Abbildung online.
  9. R.W. Holden: "Angesichts der Tatsache, dass die Methode anfänglich schnell von vielen Autoritäten verworfen wurde, ist es umso erstaunlicher, dass sie heute so stark in Gebrauch ist. In der englischsprachigen Welt lässt sich dies weitgehend auf den Astrologen Smith zurückführen, da er im Jahre 1821 unter dem Namen Raphael einen Almanach mit verschiedenen astrologischen Inhalten veröffentlichte. In diesem war ein kurzer Abschnitt mit den Häusertabellen enthalten, die auf der Placidus-Manier basieren. Als die Raphael-Ephemeride aus dem Almanach herausgenommen wurde, wurden die Placidus-Häusertabellen beibehalten. So kam dieses Häusersystem in Mode, denn es waren lange Zeit praktisch die einzigen verfügbaren Tabellen." (R.W. Holden, Astrologische Häusersysteme, Chiron, 1998, S. 90)
  10. Knappich:"Während Lilly, Coley, Gadbury u.a. sich noch der üblichen regiomontanischen Horoskoptechnik bedienten, war John Partridge der erste, der die neue placidianische Lehre in England einführte."(Knappich, W., Geschichte der Astrologie, S.283)
  11. Manual of Astrology, S. 71
  12. 12,0 12,1 Werbeanzeige in "The London Literary Gazette and Journal of Belles Lettres, Arts, Sciences etc." 1828, Seite 159 Digitalisat durch Google Books
  13. Angeblich ein Buch, das im Besitz von Josephine, Frau von Napoleon Bonaparte war, und das diesem zu seinem Schlachtenglück verholfen haben soll