Robert Fludd

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Robert Fludd
Fludds (mögliches) Geburtshoroskop

Der Engländer Robert Fludd (* 17.1.1574 um 19h20 LMT (= 7h20 PM) in Maidstone[1], † 8.9.1637 in London), war ein Philosoph, Theosoph und Mediziner.

Leben

Fludd wurde in der Grafschaft Kent in England geboren. Sein Vater war Sir Thomas Fludd, ein hochrangiger Regierungsoffizieller (der für Kriege in Europa zuständige Finanzbeamte von Queen Elizabeth I.) und Mitglied des Parlaments. Seine Mutter war Elizabeth Andrews Fludd.

Er begann 1598 seine Medizinstudien an der Universität Oxford. Nach Reisen in Frankreich, Italien und Deutschland praktizierte er als Arzt in London.

Philosophie

Mikrokosmos Mensch und seine Wesensglieder[2]

Geistig war er stark vom Kusaner (Nikolaus von Kues) beeinflusst und von Paracelsus. Er stützte sich auf die Bibel, die Kabbalah, sowie auf die Traditionen der Alchemie und Astrologie. Sein Werk basierte auf dem bereits in der Renaissance formulierten Konzept der drei Welten, beschrieben z.B. in Pico della Mirandolas Heptaplus (ca. 1490); im Menschen würden die drei Welten repräsentiert von Körper, Verstand und Seele. Wobei er den Verstand weiter differenzierte, in u.a. Vernunft (ratio), Intellekt und Gemüt (mens, siehe Abbildung). Fludd schöpfte hierbei aus des Vesalius anatomischen Werk von 1543 De humani corporis fabrica (Über die Struktur des menschlichen Körpers) und verknüpfte dies mit eigenen, mehr traditionellen Ansichten (ähnlich denen von Albertus Magnus ).

Viele seiner Zeitgenossen sahen ihn als Magier und Okkultisten. Seine Hauptschrift war Utriusque cosmi maioris scilicet..., worin er mit der "größeren Welt" den Makrokosmos meinte, also das Universum, mit der "kleinen Welt" den Menschen als Mikrokosmos. Seine Ansichten untermauerte er mit vielen Zitaten des Hermes Trismegistos aus dem Pimander', also der Übersetzung des Corpus Hermeticum von Marsilio Ficino.

Er hielt an der Autorität der Hermetica fest, obwohl schon zu seiner Zeit festgestellt worden war, dass sie erst in nachchristlicher Zeit erschienen waren. Fludd glaubte nach wie vor an sie als authentisches Produkt uralter ägyptischer Weisheit. Von Zeitgenossen wie etwa Scot und Gassendi wurde er wegen seiner Neo-Platonischen Positionen heftig attackiert. Er blieb jedoch ein unbeirrbarer Anhänger der Anima mundi (Weltseele), und verstand die alchemistischen Symbole nach wie vor buchstäblich, d.h. als nicht nur allegorisch (symbolisch).

Andererseits war er in Teilen seiner Naturphilosophie keineswegs nur rückständig, sondern sogar regelrecht fortschrittlich gesinnt. So unterstützte er als einer der ersten die Theorie des Blutkreislaufs und propagierte eine spezielle Mnemotechnik (Lern-, Gedächtnis-System).

Fludd trat auch als Verteidiger der angeblichen "Bruderschaft der Rosenkreuzer" auf, die 1614 an die europäische Öffentlichkeit getreten war, gehörte ihr selbst aber nicht an, wie er eingestand.[3] 1618 beschrieb er in De Musica Mundana (Mundane Musik) seine Musiktheorie, auch die Entsprechungen der Sphärenmusik bzw. den "göttlichen" oder "himmlischen" Monochord (siehe Abbildung).

Kontroverse mit Kepler

Johannes Kepler kritisierte in einem Anhang zu seiner Harmonice Mundi (1619) Fludds Theorie der kosmischen Harmonie. Er stellte sich insbesondere erkenntnistheoretisch gegen dessen in seinen Augen schwärmerische, archaisch-magische Naturbeschreibung.[4] Kepler warf dem Engländer vor: "Ihm macht nichts größere Freude als unverständliche Rätselbilder... wogegen ich darauf ausgehe, die in Dunkel gehüllten Tatsachen der Natur ins helle Licht des Wissens zu ziehen"[5][6] Fludd entgegnete, dass sein hermetischer oder "alchemisticher" Zugang tiefer (und weitreichender, aussagekräftiger) sei als der mathematische...

Siebenblättrige Rose als Zeichen für die Planeten[7]
Aus Fludds Medicina catholica

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Robert Fludd, Utriusque cosmi maioris scilicet et minoris Metaphysica, physica atque technica Historia, (Metaphysik und Natur- und Kunstgeschichte beider Welten, nämlich des Makro- und des Mikrokosmos), 2 Bände, Oppenheim/ Frankfurt 1617 bzw. 1619 Online im Internet Archive
  • ders., Medicina catholica: seu, mysticum artis medicandi sacrarium; in tomos divisum 2, in quibus metaphysica et physica tam sanitatis tuendae, quam morborum propulsandorum ratio pertractantur, Frankfurt, 1629; siehe Bayerische Staatsbibliothek digital, Signatur: Regensburg, Bibliothek 999/4Med.202(1
  • Johannes Rösche, Robert Fludd. Der Versuch einer hermetischen Alternative zur neuzeitlichen Naturwissenschaft, Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 2008
Fludd 1626

Quellen und Anmerkungen

  1. Quelle Astrodatabank (Rodden Rating C, d.h. fragwürdige Zeit)
  2. Zeichnung aus Robert Fludd, Utriusque cosmi historia, Oppenheim/Frankfurt, 1617–1621. Siehe auch Anthrowiki zu Robert Fludd
  3. Fama Fraternitatis des löblichen Ordens des Rosencreutzes (Anthroweb, 2019)
  4. Wolfgang Pauli: Der Einfluss archteypischer Vorstellungen auf die Bildung naturwissenschaftlicher Theorien bei Kepler; in: W. Pauli, C.G. Jung: Naturerklärung und Psyche. Zürich 1952, S. 147
  5. Zitiert nach Arthur Koestler: Die Nachtwandler. Die Entstehungsgeschichte unserer Welterkenntnis Scherz, Bern 1959; Suhrkamp, Frankfurt/ M. 1980, S. 403
  6. Fludds Argumente dagegen sind nachzulesen in Rösche, 2008, S. 489 f., online bei Google Books
  7. Dat Rosa Mel Apibus: "Die Rose schenkt den Bienen Honig" (1629)