Rudolf Tomaschek

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Rudolf Tomaschek, ca. 1940
Tomascheks Geburtshoroskop

Der deutsche Experimentalphysiker und Astrologe Rudolf Karl Anton Tomaschek wurde am 23.12.1895 um 13:40 Uhr in Budweis (heute Tschechische Republik) geboren.
Er starb am 8.2.1966.[1]

Biographie

Von 1913-1918 studierte Tomaschek[2] an der Deutschen Universität in Prag; er promovierte 1920 an der Universität Heidelberg.

Ab 1926 arbeitete er für die TU München und die Universität Marbug, an der er 1927 eine außerordentliche Professur für Experimentalphysik erhielt. Ab 1934 war er Direktor der Fakultät für Physik der TU Dresden, von 1939-45 Ordinarius an der TU München.

Tomaschek wurde 1933 Mitglied der SA, 1937 (schließlich) der NSDAP. Im November 1933 gehörte er zu den Unterzeichnern des Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat.

Er war, beeinflusst durch seinen wissenschaftlichen Ziehvater Lenard[3], während der Zeit des Nationalsozialismus ein Vertreter der so genannten "Deutschen Physik", einer antitheoretischen und antisemitischen Gegenbewegung zur modernen Physik. Sie wollte alle jüdischen Einflüsse aus der Naturwissenschaft, insbesondere der Physik, eliminieren; damit war er auch gegen die Einsteinsche Relativitätstheorie.[4]

1945 wurde Tomaschek durch die Alliierten von seinen Positionen entbunden. Seine Anhängerschaft zur nationalsozialistischen "Deutschen Physik" verursachte nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Suspendierung von seiner Universitätsanstellung.

1948-54 war er beim Forschungszentrum der Anglo-Iranian Oil Company (AIOC, Vorläufer der BP) beschäftigt. 1954 übersiedelte er nach Breitbrunn in Bayern, wo er seine Forschungen fortsetzte; er wurde dort Präsident der "Permanenten Gezeitenkommission".

Astrologie

In der Astrologie versuchte Tomaschek eine Verknüpfung der naturwissenschaftlichen Astronomie mit der Astrologie. Er war der erste, so Theodor Landscheidt, der auf die mögliche astrologische Bedeutung des Galaktischen Zentrums und des Apex hinwies, was Landscheidt zu seinen diesbezüglichen Untersuchungen inspirierte. Tomaschek stand der Kosmobiologie um Reinhold Ebertin nahe; er war Ehrenpräsident der Kosmobiologischen Akademie Aalen[5].

Werke (Auswahl)

  • Probleme der Erdgezeitenforschung. 16 Seiten. Verlag der Bayerischen Akademie d. Wissenschaften 1956
  • Kosmische Kraftfelder und astrale Einflüsse: erweiterte Wiedergabe e. Vortrages auf der 10. Arbeitstagung für Kosmobiolog. Forschung August 1958. Aalen/ Württ. Ebertin, 1959

Englische Artikel

  • Ether-Drift and Gravity, Nature Volume 129, S.24-25 (1932; mit W. Schaffernicht)
  • Tidal Gravity Measurements in the Shetlands: Effect of the Total Eclipse of June 30, 1954, Nature Volume 175, S.937–939 (1955)
  • Great Earthquakes and the Astronomical Positions of Uranus. Nature Volume 184, S.177-178 (1959)
Tomaschek, ca. 1965

Weblinks

Literatur

  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik (Hrg. Holger Dainat et al, Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte Band 6, Seite 175), 2004, ISBN 935025-68-8
  • Alan D. Beyerchen: Scientists Under Hitler: Politics and the Physics Community in the Third Reich (Yale, 1977) ISBN 0-300-01830-4
  • Mark Walker: Nazi Science: Myth, Truth, and the German Atomic Bomb (Perseus, 1995)

Quellen und Anmerkungen

  1. AstroDatabank/Tomaschek, Rudolf: Hans Taeger zitiert Sandor Belcsak, der das Datum von Tomaschek persönlich mitgeteilt bekam.
    Wahrscheinlich handelt es sich um eine Korrektur, denn die Niehenke-Datenbank zitiert das Archiv Heinz Specht mit 14 Uhr. Rodden Rating A
  2. Biographie aus der englischen Wikipedia.
  3. Philipp Lenard in seinem Vorwort zu Deutsche Physik. Band I, München 1936, S. IX: Ich hätte auch arische Physik oder Physik der nordisch gearteten Menschen sagen können, Physik der Wirklichkeits-Ergründer, der Wahrheits-Suchenden, Physik derjenigen, die Naturforschung begründet haben. ... In Wirklichkeit ist die Wissenschaft, wie alles was Menschen hervorbringen, rassisch, blutsmäßig bedingt. ... Naturforschung hat kein Volk überhaupt je begonnen, ohne auf dem Nährboden schon vorhandener Eigenschaften von Ariern zu fußen...
  4. In diesen Kontext gehören Tomascheks Schrift Die Entwicklung der Äthervorstellung. In: August Becker (Hrsg.): Naturforschung im Aufbruch. München 1936, S 73. bzw. generell seine Arbeiten an der Theorie des Äthers, mit dem u.a. der Aufbau des Atoms und das Relativitätsprinzip erklärt werden sollen. Auf dem "Münchner Religionsgespräch" vom 15.11.1940, an dem Persönlichkeiten wie Carl Friedrich von Weizsäcker teilnahmen, wurden die Beschränkungen, die die "deutsche Physik" ihrer Naturwissenschaft auferlegen wollte, großenteils wieder rückgängig gemacht, zumal sie wisschenschaftlich nicht haltbar waren
  5. Reinhold Ebertin: Das Schicksal in meiner Hand. Ebertin-Verlag, Aalen 1966/ 1975, S. 48