Rudolf von Sebottendorf

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Rudolf von Sebottendorf
Geburtshoroskop Sebottendorfs

Rudolf von Sebottendorf[1] (auch: Sebottendorff), alias Erwin Torre, eigentlich Adam Alfred Rudolf Glauer, wurde geboren am 9.11.1875 um 19:35 Uhr in Hoyerswerda[2]
Er starb am 8.5.1945 vermutlich in Istanbul.[3]

Er war ein Abenteurer, Okkultist, Astrologe und Gründer der Thule-Gesellschaft, und gilt im Umfeld der völkisch-germanischen, teils antisemitischen Geheimbünde der 1910er und 1920er Jahre als einer der Wegbereiter des späteren Nationalsozialismus.

Biographie

Ab 1898 als Schiffsheizer zur See, versuchte er sich bald darauf als Goldschürfer in Australien.[4] 1900-1902 lebte er vermutlich in der Türkei, und ist 1903-1908 in Deutschland (Sachsen) nachweisbar, wo er 1905 erstmalig heiratet.[5] Zwischen 1908 und 1913 lebte er in der Türkei und wurde dort angeblich von Baron Heinrich von Sebottendorf adoptiert. Unter der Anleitung eines jüdischen Kaufmanns namens Termudi soll er zum Meister der Rosenkreuzer aufgestiegen sein. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit dem Sufismus und der Theosophie-Lehre von Helena Petrovna Blavatsky, sowie dem ariosophischen Ableger der Theozoologie des Lanz von Liebenfels. Er wurde 1911 türkischer Staatsbürger, konvertierte zum Islam, wurde Sufi und türkischer Freimaurer, sowie nahm 1912 am Balkan-Krieg teil[6], kehrte 1913 nach Deutschland (zunächst Sachsen) zurück, wo er 1915 erneut heiratete: eine wohlhabende Witwe wurde seine Frau.[7]

Sebottendorfs Hitler-Buch

Nationalsozialismus

1912 trat er dem völkischen Germanenorden bei[8] und erhielt dort den Auftrag, einen bayerischen Ableger des Ordens aufzubauen. Diesen gründete er dann mit der radikal-antisemitischen Thule-Gesellschaft in München 1918, wovon einige Mitglieder später in der NSDAP bzw. in deren Umfeld eine wichtige Rolle spielten, so zum Beispiel Dietrich Eckart, Gottfried Feder, Rudolf Heß und Alfred Rosenberg. Im Juli 1918 kaufte Sebottendorf die Zeitung „Münchner Beobachter" und betätigte sich als Chef-Redakteur. Er nutzte das Boulevardblatt, um eine jugendliche Zielgruppe zu erreichen. Bereits im August 1919 wurde die Zeitung in „Völkischer Beobachter" umbenannt. Auf Sebottendorfs Initiative hin gründete das Thule-Mitglied Karl Harrer, Sportjournalist, am 5.1.1919 zusammen mit dem Eisenbahner Anton Drexler die Deutsche Arbeiterpartei (DAP), woraus später die NSDAP wurde. Die Thule-Gesellschaft wollte die Partei kontrollieren und über sie Einfluss auf die Politik nehmen.[9] Als am 12.9.1919 Adolf Hitler im Auftrage der Reichswehr als V-Mann die DAP-Versammlung besuchte und wegen seines Diskussionsbeitrages von der Parteileitung sogleich als Mitglied aufgenommen wurde, erfuhr er später von der im Hintergrund wirkenden Thule-Gesellschaft. Davon schien er nichts zu halten. Bereits im Dezember 1919 forderte Hitler die Ausschaltung Harrers und „schließt jede Form der Bevormundung einer Über- oder Nebenregierung, sei es als Zirkel oder Loge ein für allemal aus..."[10]

Als im November 1918 die Münchner Räterepublik ausgerufen wurde, zählte die Thule-Gesellschaft ungefähr 250 Mitglieder. Sebottendorf gründete aus diesem Kreis einen „Kampfbund“, der Waffen beschaffte, und aus dem das Freikorps "Oberland" hervorging, welches u.a. bei der Niederschlagung der kommunistischen Münchner Räterepublik und des Ruhraufstands 1920 beteiligt war.

1933 veröffentlichte Sebottendorf das Buch "Bevor Hitler kam", welches allerdings verboten wurde. 1934 verließ er erneut Deutschland, um sich wieder in der Türkei niederzulassen, nachdem er bereits seit 1923 zunächst in der Schweiz, und 1926 bis 1928 in der Türkei gelebt hatte.[11] In den Jahren 1942 bis 1945 arbeitete er in Istambul für die deutsche Abwehr, gleichzeitig vielleicht auch für den britischen Geheimdienst. Darüber berichtete Sebottendorfs Vorgesetzter Herbert Rittlinger, der Chef der deutschen Abwehr in Istambul, ausführlich in seinem Buch „Geheimdienst mit beschränkter Haftung[12], wobei er jedoch dessen Arbeit als völlig wertlos bezeichnete.[13] Nach der deutschen Kapitulation wurde die Leiche des fast achtzigjährigen Sebottendorfs im Bosporus gefunden.[14]

Astrologie

Sebottendorfs Einstellung zur Astrologie: "...Für mich ist die Horoskopie ein ganz kleiner Teil der Astrologie, das Horoskop ein Mittel, zur Selbsterkennntnis zu kommen, die, das gebe ich gern zu, ich dringend nötig habe."[15]

Er war von 1919 bis 1924 Schriftleiter der Zeitschrift Astrologische Rundschau.[16]

Hugo Vollrath engagierte ihn zur Umarbeitung des "Astrologischen Lehrbuchs", welches ursprünglich von Karl Brandler-Pracht stammte, mit dem Vollrath sich entzweit hatte. Entsprechend schreibt Sebottendorf im Vorwort, dass seine Fassung nichts mit den drei vorhergehenden Auflagen gemeinsam habe: "Es ist in der Anordnung des Stoffes, in der Erklärungsweise und im Aufbau die Frucht mehr als zwanzigjähriger Erfahrung".

In seiner "Geschichte der Astrologie" versucht Sebottendorf, ganz völkisch, die Wurzeln der Astrologie wie auch die Geschichte aller Kultur in den Norden bzw. zu den Germanen zu verlegen, und zieht hierzu beispielsweise die Megalith-Steinkreise als Beweismittel heran.

Weblinks

Sebottendorf, heroisiert[17]

Werke (Auswahl)

  • Astrologisches Lehrbuch. 4., vollständig neubearbeitete Auflage. (Astrologische Bibliothek Band I) 204 Seiten. Leipzig, Theosophisches Verlagshaus, 1927
  • Die Hilfshoroskopie. Jahreshoroskop, Geburtshoroskop, (Solar), Progressionshoroskop, Lunationshoroskop. Perioden- und Berechnungstafeln für jede gegebene Zeit. Tafeln zur Berechnung der Sonnen- und Mondfinsternisse. (Astrologische Bibliothek Band IV) 100 Seiten. Leipzig, Theosophisches Verlagshaus o.J., ca. 1921
    • Neuauflage ca. Mitte der 1950er Jahre unter dem Titel: Deutungs-Tabellen. Horoskop-Deutungstabellen für das Geburts-Horoskop, Solar, Sekundär, Tertiär und alle Hilfs-Horoskope Warpke-Billerbeck, Baumgartner, Astrologische Universal-Harmonien, Sonderdruck 53
  • Stunden- und Fragehoroskope mit Berücksichtigung der Perioden, Zyklen und Tattwas (Astrologische Bibliothek Band VI). Theosophisches Verlagshaus Leipzig o.J.
  • Sterntafeln (Ephemeriden) von 1838-1922 und Häusertabellen 2° bis 40°. (Astrologische Bibliothek Band XVI) 333 Seiten. Leipzig, Theosophisches Verlagshaus o.J.
  • Praktischer Lehrgang zur Horoskopie nebst Deklination der Wandersterne von 1851-1923. (Astrologische Bibliothek Band XVII) 264 Seiten. Leipzig, Theosophisches Verlagshaus (o.J.)
(Geleitwort) "Vielfache an mich ergangene Anfragen ließen es notwendig erscheinen, das vorgeburtliche Horoskop (Empfängnishoroskop) eingehend zu behandeln. Die Gelegenheit wurde benutzt, um eine vereinfachte Art des Horoskopaufstellens zu zeigen, eine Methode, die überall im Auslande angewandt wird und die es ermöglicht, daß sich jeder Mensch sein Horoskop selbst aufstellen kann. Es hat nichts weiter notwendig, als etwas Nachdenken und ein wenig Zusammenzählen und Abziehen"
Der größere Teil des Buches enthält die Deklinationen der Planeten
  • Sonnen- und Mondorte. Sternzeit von 1850-1923. Die Frage der Häuserberechnung. Planetenkonjunktionen und Ausdeutung von Finsternissen. (Astrologische Bibliothek Band XVIII) 356 Seiten. Leipzig, Theosophisches Verlagshaus ca. 1922
  • Die Symbole des Tierkreises: eine Symbolik jeden Grades nach alten Quellen gesammelt. Theosophisches Verlagshaus, Leipzig ca. 1923
  • Geschichte der Astrologie I: Urzeit und Altertum. (Astrologische Bibliothek Band XV) 116 Seiten. Theosophisches Verlagshaus, Leipzig 1923
Einziger erschienener Band
  • Die Praxis der alten türkischen Freimaurerei. Der Schlüssel zum Verständnis der Alchimie. Eine Darstellung des Rituals, der Lehre, der Erkennungszeichen orientalischer Freimaurer 48 Seiten. Theosophisches Verlagshaus, Leipzig (1924)
    • Neuauflage: Neu durchgesehen und mit einer Einleitung versehen von Waltharius. Hermann Bauer Freiburg/ Brsg. 1954; 1977
    • Nachdruck der 1. Auflage Bad Münstereifel, Verlag Ralph Tegtmeier, 1993
    • Die geheimen Übungen der türkischen Freimaurer. 74 Seiten. Esoterischer Verlag, Dezember 2000 ISBN 3932928121
  • Bevor Hitler kam. Urkundliches aus der Frühzeit der nationalsozialistischen Bewegung. Deukula-Verlag, München 1933. Neuausgabe: Faksimile-Verlag, Bremen 1982

Quellen und Anmerkungen

  1. Biographie teilweise aus Wikipedia: Rudolf von Sebottendorf übernommen
  2. Geburtsdaten laut Auskunft von Manfred Gregor in einem von Sebottendorfs Werken veröffentlicht
  3. Unmittelbar nach der nazi-deutschen Kapitulation soll er sich im Bosporus ertränkt haben
  4. Howe, Ellic: Uranias Kinder: Die seltsame Welt der Astrologen und das Dritte Reich. Beltz-Athenäum 1995, S. 120
  5. Howe, Ellic: Rudolph Freiherr von Sebottendorf. Freiburg 1989, S. 73f (Privatdruck eines unveröffentlichen Manuskriptes Howes aus 1968 durch Albrecht Götz von Olenhausen)
  6. Howe, Sebottendorf. S. 76
  7. Howe, Sebottendorf. S. 40
  8. Howe, Uranias Kinder, S. 120
  9. Sebottendorf: „Bevor Hitler kam." 1919-1933. München 1933
  10. München, Dezember 1919, Geschäftsordnung der DAP, Entwurf Hitlers zur Ausschaltung Karl Harrers (1890-1926). Siehe Eberhard Jaeckel, Hitler. Sämtliche Aufzeichnungen 1905-1924, Stuttgart 1980, S. 95, ISBN3-421-01997-5
  11. Howe, Sebottendorf. S. 86f
  12. "Bericht vom Bosporus“ (Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart, 1973)
  13. Howe, Sebottendorf. S. 71; dort wird aus einem Brief Rittlingers an Howe zitiert
  14. Howe, Sebottendorf. S. 73
  15. in "Astrologische Rundschau, 16. Jahrgang, 1924/1925, S. 26
  16. 11.-15. Jahrgang, 1919-1924, siehe "Astrologische Rundschau", 22. Jahrgang, 1930/ 1931, S. 1, Theosophisches Verlagshaus, Hugo Vollrath, Leipzig
  17. Von seinen türkischen Freunden wurde er tatsächlich als eine Art Guru (übernatürlicher Seher) verehrt