Rudolfinische Tafeln

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Rudolphinische Tafeln[1]

Geschichte

Die Rudolfinischen Tafeln Keplers (benannt nach dem damals in Prag residierenden Kaiser Rudolf II.) waren erheblich genauer als die bis dahin verwendeten Alfonsinischen Tafeln aus dem 13. Jahrhundert und die 1551 von Erasmus Reinhold berechneten sogenannten Prutenischen Tafeln[2]. Der mittlere Fehler zwischen vorhergesagter und beobachteter Planetenposition konnte mit ihnen von fünf Grad auf nur zehn Bogenminuten Abweichung verringert werden. Außerdem enthielten sie optische Refraktionstabellen[3], Logarithmen, ein Verzeichnis der Städte der Welt, sowie einen Katalog von 1005 Sternörtern, der auf den Beobachtungen Tycho Brahes beruhte.

Nachdem Kepler im Jahr 1600 Assistent Brahes geworden war, erhielten sie vom Kaiser den Auftrag für eine Berechnung von genaueren Planetentafeln, die lateinisch Tabulæ Rudolphinæ genannt wurden. Als Brahe im Oktober 1601 überraschend verstarb, wurde Kepler dessen Nachfolger als kaiserlicher Mathematiker und arbeitete alleine an den Tafeln weiter. Im Mai 1612 erhielt Kepler eine Anstellung in Linz, wo er neben der Landesvermessung Oberösterreichs weiter an den Tafeln und den Harmonices mundi V, den fünf Büchern über die Weltharmonik, arbeitete. Diese gingen 1619 in Druck, die Herausgabe der Rudolfinischen Tafeln verzögerte sich jedoch unerwartet, als während des Oberösterreichischen Bauernkriegs 1626 die Druckerei abbrannte. Kepler übersiedelte daraufhin nach Ulm (1626–1627), um sie dort im September 1627 schließlich fertigzustellen.

Wirkung

Die Rudolfinischen Tafeln waren das letzte große Werk Keplers, das zu seinen Lebzeiten erschien, und stellen eine beachtliche Leistung in praktischer Astronomie dar. Sie bildeten bis zum 18. Jahrhundert die Grundlage vieler astronomischer Berechnungen.
Der englische Mathematiker und Physiker Isaac Newton stützte sich bei der Formulierung seiner Theorie der Gravitationskraft auf Keplers Theorien und Beobachtungen.
Mit Hilfe der Tafeln konnten auch die im Auftrag des chinesischen Kaisers von dem Jesuiten Johann Schreck und seinem Team begonnene Reform des Chinesischen Kalenders vollendet werden.

Siehe auch

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. Das von Kepler entworfene Frontispiz zeigt eine Allegorie der jüngeren Geschichte der Astronomie: ihn selbst als emsigen Rechner sitzend vorne unten links, daneben den Lageplan der dänischen Insel Hven, Brahe stehend in der Mitte darüber, deutend auf sein an der Decke befindliches eigenes Modell, das sogenannte Tychonische System. Der ganz oben schwebende Reichsadler lässt verheißungsvoll (die von Kepler so dringend benötigten) Geldstücke fallen
  2. Die "Preußischen Tafeln" hießen auf Lateinisch Tabulæ Prutenicæ Coelestium Motuum
  3. Tabellen der Licht-Brechung

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