Saroszyklus

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Drache verschlingt Sonne bzw. Mond[1]

Synonyme:

  • Chaldäische Periode
  • 'Halley'sche Periode

Als Saroszyklus oder -periode' bezeichnet man den Zeitraum von 18 Jahren und zehn bis elf Tagen (18,03 Jahre), innerhalb dessen eine Finsternis an ungefähr derselben Stelle im Tierkreis wieder auftritt, genauer gesagt: jeweils um 10 1/2 Grad im Tierkreis nach hinten verschoben.

Die Sarosperiode ist bedingt durch den Umlauf der Mondknoten im Tierkreis, der etwa diesen Zeitraum dauert.
Innerhalb einer Sarosperiode haben die unterschiedlichen Finsternisse üblicherweise bestimmte Merkmale (abhängig z.B. von der Erdferne des Mondes), die sich von Sarosperiode zu Sarosperiode wiederholen.

Geschichte

Der Saroszyklus war bereits den Babyloniern bekannt (Keilschrifttafeln ab 748 v.Chr.). Einige Jahrhunderte später wird er auch von den griechischen und römischen Gelehrten Herodot, Hipparchos, Plinius sowie Ptolemäus genannt.

Astronomie

Die Sarosperiode ist der bekannteste der Finsterniszyklen. Mit dem Intervall von 223 synodischen Monaten (18 Jahre) zwischen den Sonnen- oder Mondfinsternissen werden Finsternis-Reihen gefunden, die im Mittel 71 einzelne Ereignisse enthalten. In einer solchen Reihe sind zwei aufeinander folgende Finsternisse einander sehr ähnlich.

Die erste Finsternis eines Saroszyklus ist eine nur partielle Finsternis, die in weitest möglichem Abstand zur Mondknotenachse stattfindet. Bei einer solchen ist die Sonne nur teilweise bedeckt. Diese Bedeckung nimmt bei jeder weiteren, in 18-jährigem Abstand stattfindenden Finsternis zu, was bedeutet, dass sich der Neumond einer Sonnenfinsternis immer mehr der Mondknotenachse annähert, bis er schließlich den Orbisbereich betritt, innerhalb dessen es zu einer totalen Verfinsterung kommt. Im weiteren Verlauf des Zyklus liegt der Neumond auf der Mondknotenachse, tritt dann langsam aus dem Orbisbereich der totalen Verfinsterung heraus und wieder in denjenigen einer partiellen hinein, bis es zur letzten Finsternis des Zyklus kommt.

Es existieren immer etwa 38 einzelne Finsternis-Reihen gleichzeitig. Jede Reihe dauert etwa 1.270 Jahre und wird selbst Saroszyklus genannt. Um Verwechslungen zu vermeiden, wird sie von den Astronomen mit einer Nummer versehen. Die Sonnenfinsternis vom 11.8.1999 beispielsweise gehörte zum Saroszyklus Nummer 145.

Weil die Sarosperiode nur etwa elf Tage länger als 18 ganze Jahre ist, befindet sich die Erde bei der nächsten Sofi eines Zyklus annähernd wieder an derselben Stelle ihrer Bahn. Drei Sarosperioden ergeben ungefähr eine ganze Zahl von Tagen. Deshalb findet die vierte Sonnenfinsternis danach etwa auf derselben geografischen Länge der Erde statt. Sie ist vom selben Ort der Erde aus beobachtbar, allerdings nicht wieder als zentrale Finsternis.[2][3]

Die aufeinander folgenden Finsternisse finden im Wechsel in der Nähe zum aufsteigenden beziehungsweise absteigenden Mondknoten statt. Dieser Wechsel überträgt sich auf die Saros-Nummer. Zyklen mit ungerader Nummer enthalten nur Finsternisse, die in der Nähe zum aufsteigenden Knoten stattfinden. Bei geraden Nummern ist es umgekehrt. Da die Finsternisse im Saroszyklus von Ost nach West wandern, werden sie bei ungeraden Zyklus-Nummern langsam von der Arktis in die Antarktis verschoben. Bei geraden Zyklus-Nummern ist es umgekehrt: von der Antarktis zur Arktis.

Eigenarten der 145er (einer ungeraden) Saros-Reihe

  • Jede folgende Finsternis findet etwa 113° weiter westlich als die vorhergehende statt.
  • Jede folgende Finsternis findet ein wenig weiter südlich (etwa 8°) statt.
  • Jede vierte Finsternis findet annähernd auf gleicher geografischer Länge (etwa 21° weiter östlich) und etwas weiter südlich (etwa 23°) als die erste statt.
Aus dem Astronomicum Caesareum (1540)

Besonderheiten der lunaren Saroszyklen

Mondfinsternisse sind leichter zu beobachten als Sonnenfinsternisse, denn sie sind nicht nur innerhalb eines Streifens auf der Erde (der Finsterniszone, die bei einer zentralen Finsternis maximal 250 km breit ist) sichtbar, sondern von der gesamten Nachthälfte der Erdoberfläche aus. Deshalb darf angenommen werden, dass unsere Vorfahren zuerst den lunaren Zyklus bemerkten. Ebenso dürften sie erkannt haben, dass eine Sonnenfinsternis meistens im Abstand eines halben synodischen Monats von einer (oder zwei, eine vorher und eine nachher) Mondfinsternis begleitet ist, d.h. also auch ein solarer Saroszyklus existieren müsse.

Ein Saroszyklus von Mondfinsternissen umfasst etwa 45 Finsternisse in einem Zeitraum von ungefähr fünfhundert Jahren.[4]

Ein Zusammenhang zwischen den (von Astronomen vergebenen) Nummern solarer und lunarer Saroszyklen besteht nicht. Bei einem solaren Zyklus „laufen“ die sich alle 18 Jahre folgenden Sonnenfinsternisse auf der Erdoberfläche von Pol zu Pol. Bei einem lunaren Saroszyklus läuft der Erdschatten über den am Himmel zu beobachtenden Vollmond. Bei ungeraden Zyklusnummern läuft er von Nord nach Süd (von der nördlichen Erdhälfte aus gesehen von oben nach unten), bei geraden Nummern von Süd nach Nord.

Deutung (Astrologie)

Zwischen den Finsternissen eines Saroszyklus bestehen inhaltliche Übereinstimmungen, da ähnliche Tierkreisgrade berührt werden. Die Kenntnis der Saroszyklen ist wegen ihrer großen zeitlichen Dimensionen vor allem für die astrologische Geschichtsbetrachtung von Interesse. Sie kann ebenso dazu dienen, eine bestimmte Finsternis besser zu verstehen, indem man sich mit anderen Finsternissen desselben Zyklus auseinandersetzt, insbesondere mit derjenigen, die den Zyklus eröffnete.[5]

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. Aus dem Astronomicum Caesareum
  2. Die Sofi von 1999, Nr. 145, wird 2053 in Nordafrika wieder total
  3. Schon manche antike Wissenschaftler erlebten ein 54 Jahre langes Arbeitsleben, während dem sie astronomische Beobachtungen anstellten, und konnten deshalb zwei Sofis einer Periode sehen
  4. Joachim Schultz: Rhythmen der Sterne. Dornach 1963. S. 95
  5. Claude Weiss: Die Saros-Zyklen der Eklipsen. In: Astrologie Heute 70, Dez. 1997. S. 45ff.