Spica

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Spica
Name Katalog mag eklipt. Breite Position 1900 1950 2000 2050 Natur (Ptolemäus)
Spica α-Virginis 1.0 0°32' s 22°26' Lib.gif 23°08' Lib.gif 23°50' Lib.gif 24°33' Lib.gif Venus/ Mars

Spica[1] (auch α Virginis (Alpha Virginis), Azimech oder Alaraph genannt) ist der hellste Fixstern im Sternbild Virgo und der fünfzehnhellste Stern am nächtlichen Himmel, für uns etwa so hell wie der Planet Mars. Im Sternbild Jungfrau stellt Spica die Kornähre in der Hand der Jungfrau dar. In Mesopotamien war sie unter dšala šubultu (Gott/ Göttin = Schala, Kornähre) bekannt, später auch als 'Göttliche Jungfrau der Kornähre'. Die Römer glaubten, in ihr die Göttin Ceres (griechisch: Demeter) zu erblicken. Lateinische Namen sind Spicum, Spigha, Stachys (von griechisch stakhum = "Kornähre") und Aristae Puella ("Kornmädchen").

Astronomie

Spica ist ein bedeckungsveränderlicher Stern vom Typ der Beta-Cephei-Sterne (wie Algol). Ihre Helligkeit verändert sich mit einer Periode von 4,0142 Tagen zwischen +0,92 mag und +0,98 mag minimal (visuell kaum feststellbar).

Beide Komponenten Spicas gehören zum Spektraltyp B (B1 bis B4, bläulich), wobei sich der hellere Stern nahe am Ende seiner stabilen Zeit als Hauptreihenstern befindet. Die beiden Sterne gehören zu den heißesten der hellen Sterne am Nachthimmel. Durch die hohe Temperatur wird ein Großteil ihres Lichtes im unsichtbaren ultravioletten Bereich abgestrahlt. Der hellere Stern hat eine Temperatur von 22.400 K und eine 13.500-fache Sonnenleuchtkraft. Sein Radius beträgt das 7,8-fache unserer Sonne, das sind fast 30% des Abstandes der beiden Sterne. Die Masse dieses Sternes beträgt das Elffache unserer Sonne. Der nicht so bekannte weniger helle Begleitstern hat eine Oberflächentemperatur von 18.500 K, eine 1.700-fache Sonnenleuchtkraft, vierfachen Sonnenradius und etwas weniger als die siebenfache Sonnenmasse.

Spica kann als ekliptiknaher Stern vom Mond und (sehr selten) von Planeten bedeckt werden. Die letzte Bedeckung Spicas durch einen Planeten erfolgte am 10.11.1783 durch die Venus, die nächste wird am 2.9.2197 wieder durch die Venus erfolgen.

Astrologie

Claudius Ptolemäus

Ptolemäus schreibt[2]: Spica besitzt Venusnatur mit einer Mischung von Mars

Manilius

Manilius beschreibt in seiner Astronomica[3] Spicas Wirkung so:

Agrippas Spica-Symbol
Aber sobald mit dem zehnten Grade die kratzige Spica
aufgeht und vor sich die das Innere schützenden Grannen
hinhält, flößt sie die Lust zu den Fluren ein und zum Landbau,
Samen auf Zins den durchpflügten Böden anzuvertrauen,
größeren Nutzen als angelegt zu erreichen durch zahllos
wiedererhaltene Frucht und der Ernte Speicher zu schaffen
(Kenntnis nur dieser Goldgrube stand den Menschen einst gut an:
keinerlei Hunger und auch kein Fasten kannten die Länder;
köstliche Schätze besaß in gesättigten Völkern der Erdball)
und, wenn vielleicht Plackerei die Kräfte geschwächt, zu Berufen,
ohne die weder Brot noch ein Nutzen des Samens entstünde:
unter den Stein, der es mahlt, das Getreide zu schütten und drüber
gleitende Räder zu führen, mit Wasser das Mehl zu vermischen,
und in den Öfen zu backen, den Menschen die Nahrung zu schaffen
und einen einzigen Stoff zu vielerlei Formen zu wandeln.
Und weil die Ähre kunstreich angeordneten Früchten
Wohnung bietet mit einer Bauwerken ähnlichen Ordnung
und ihre Körner in Vorratskammern und Scheuern verwahrt hält,
schafft sie den Schnitzer getäfelter Decken für heilige Tempel
und den Erbauer des neuen Himmels im Haus des Donn'rers[4].
Solcherlei Einrichtung war den Göttern einst vorbehalten,
nun ist sie Teil schon des Luxus: die Esszimmer gleichen den Tempeln,
und unter goldener Decke speist man von goldenen Tellern.
Jungfrau mit Ähre[5])

Alvidas

Nach Alvidas hat Spica eine Wirkung entsprechend von Venus, Jupiter und Merkur.[6]

Vivian Robson

Spica verleihe Erfolg, Bekanntheit, Reichtum, Liebenswürdigkeit, Liebe zu Kunst und Wissenschaft, Hemmungslosigkeit, Unfruchtbarkeit und Ungerechtigkeit gegenüber Unschuldigen.

  • An Aszendenten oder Medium coeli: Uneingeschränktes Glück, Zufriedenheit, kirchliche Karriere, unerwartete Ehren oder Vorwärtskommen weit über alle Hoffnungen und Fassungsvermögen des Betroffenen hinaus
  • Mit dem Glückspunkt: Großer Wohlstand, erotische Neigungen
  • Mit der Sonne: Großer und bleibender Aufstieg, hervorragende Stellung, immenser Reichtum, große Zufriedenheit der Eltern und Kinder des Geborenen, Hilfe durch kirchliche Freunde, günstig für öffentliche und Rechtsangelegenheiten. Wenn zusätzlich am MC, kirchliche oder staatliche Karriere. Wenn zusätzlich in Verbindung zu Venus und Mars wird der Native ein mächtiger König mit vielen folgsamen Untertanen, aber mit vielen Gebrechen
  • Mit dem Mond: Gewinn durch Erfindungen, Erfolg, Wohlstand und Ehre durch merkurische, venusische oder jupiterische Menschen
  • Mit Merkur: Nett, ordentlich, schlau, erfinderisch, Vorliebe für Kirchlichkeit und Autoritätspersonen, Gewinn durch Investitionen, verantwortungsvolle Stellung
  • Mit Venus: Vergünstigungen durch Freunde, gesellschaftlicher Erfolg, falsche Freunde des eigenen Geschlechts
  • Mit Mars: Öffentlicher gesellschaftlicher Erfolg, kann in Auseinandersetzungen gut urteilen und schnell entscheiden oder auch heftig streiten, unnachgiebig sein in fast schon idiotischem Ausmaß
  • Mit Jupiter: Bekannt, gesellschaftlicher Erfolg, Wohlstand, kirchliche Ehren und Karriere
  • Mit Saturn: Neigung zu Misstrauen, Gerissenheit und Schroffheit, tut aber viel Gutes, esoterisch interessiert, guter Redner, beliebt, viele Freunde, Gewinn durch Erbschaften, aber verschwenderisch, gute Gesundheit, günstig für häusliche Belange
  • Mit Uranus: Medial, beliebt, Unternehmungen in Zusammenhang mit Verschönerung, Gewinn durch Heirat, hat Glück, plötzlicher natürlicher Tod
  • Mit Neptun: Wohlgeboren, angenehme Umgebung, immer recht gut bemittelt, hat mit Firmen zu tun, Gewinn durch Erbschaft, günstig für häusliche Angelegenheiten, etwas hastig und verschwenderisch, wird nicht alt[7]
Virgo mit Ähre (Hevelius[8])

Elsbeth Ebertin

Spica hat nach Ebertin durch ihre Größe und Ekliptiknähe große Bedeutung; ihre Wirkung sei eine Kombination aus Venus und Mars. Sie soll Ehre und Ruhm geben, und besonders für Wissenschaftler, Schriftsteller, Kunstmaler, Bildhauer und Musiker von Bedeutung sein.

Spica am Aszendenten oder Medium coeli und in Konjunktion mit Jupiter oder Venus soll, auch für Menschen einfacher Herkunft, Protektion, Auszeichnung oder Reichtum verheißen. In Konjunktion mit Merkur oder Venus am MC oder AC sei mit künstlerischen Fertigkeiten, mit Zeichentalent, Musikbegabung oder Sinn für Literatur und Wissenschaft zu rechnen. Stehe Spica aber in den Eckhäusern mit Saturn, Mars, Uranus, Neptun oder Pluto zusammen, und befinden sich diese Gestirne in schlechter Position, dann könnte auf einen Aufstieg ein Sturz oder tragisches Ende folgen. 1923 stand Saturn bei Spica, als durch die Inflation in Deutschland viele Menschen bettelarm wurden. Im persönlichen Horoskop ergebe sich durch Spica an prominenter Stelle eine verfeinernde oder veredelnde Wirkung. Eine Anfachung der Erotik finde trotz Venus/ Mars-Entsprechung aber nicht statt, statt dessen eine Sublimierung dieser Kräfte ins Künstlerische oder Schöfperische.[9]

Himmelsbild der Virgo mit Spica

Johannes Vehlow

Mit einer Ähre in der Hand wird die Göttin des Sternbildes schon babylonisch abgebildet. Der Stern galt als „Verkünder des sprießenden Weizenhalmes"; astronomisch heißt er "Jungfrau". Seine aus Venus und Mars zusammengesetzte Natur gebe bei Venus eine künstlerische Begabung, bei Jupiter hohe (geistliche) Würden, am Glückspunkt Reichtum (wenn das übrige Horoskop es zulasse). Am Aszendenten oder im 10. Haus erhebe Spica zu Berühmtheit, besonders in Konjunktion mit Sonne und Mond. Bei Merkur schenke sie intuitives Denken, ebenso bei einem gut gestellten Uranus. Da Waage ein Luftzeichen ist, wird dieser Fixstern auch in den Horoskopen berühmter Flieger zu beachten sein.[10][11]

Siderischer Tierkreis

Im siderischen Tierkreis wird meistens, zumindest bei Verwendung des Lahiri-Ayanamshas, der Beginn des Tierkreiszeichens Waage durch Spica festgelegt.[12]
Astronomisch bietet sich dieser Fixstern quasi an bzw. ist besonders geeignet wegen seiner großen Helligkeit, und weil er direkt auf der Ekliptik liegt.

Siehe auch

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. Allgemeine und astronomische Informationen von Wikipedia/Spica übernommen
  2. Claudius Ptolemäus: Tetrabiblos Chiron Verlag, 2. Auflage 2000, S. 40, ISBN 3925100172
  3. Marcus Manilius: Astronomica - Astrologie. Lateinisch-deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Wolfgang Fels. Reclam Verlag Stuttgart ISBN 978-3150185551 Buch 5, Verse 270-293
  4. "Donnerer" = Jupiter
  5. Spica-Abbildung bei Constellationsofwords
  6. Constellationsofwords/Spica
  7. Vivian Robson: Fixed Stars and Constellations in Astrology, 1923 Seite 211 f. Zitiert in Constellationsofwords
  8. Bild wie alle Sternbild-Zeichnungen von Hevelius spiegelverkehrt
  9. Ebertin zitiert in: Reinhold Ebertin; Georg Hoffmann: Die Bedeutung der Fixsterne. Ebertin-Verlag Aalen 1969 S. 49 f.
  10. So hatte der deutsche Kampfflieger Max Immelmann (1890—1916; siehe Niehenke-Datenbank) Sonne und Uranus in enger Konjunktion am Aszendenten bei Spica stehen
  11. Johannes Vehlow: Astrologisches Lehrbuch in 9 Bänden. Band II: Berechnungsgrundlagen des Horoskops, Aspekte, das System der Würden und Schwächen, Sensitive Punkte und Fixsterne Als PDF auf astrologie-chirologie.com vorhanden. Seite 276 f.
  12. Dieter Koch: "Das in Indien gebräuchlichste Lahiri-Ayanamsha ist durch Spica (in Sanskrit: citrā) auf 0° Waage definiert".Was ist dran am siderischen Tierkreis? (2004, Astrodienst)