Sternbild

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Die Wintersonnenwende bei Pardies, 1693[1]

Gruppierung von Fixsternen, die eine Figur bilden.

Astronomie und Geschichte

Helle Sterne wurden schon in der Jungsteinzeit zur visuellen Orientierung genutzt und zu Sterngruppen zusammengefasst. Im frühen Altertum wurden sie mythologisch gedeutet, und seit der Antike mythischen Gestalten, Tieren oder Gegenständen zugeordnet.
Ein bekanntes Beispiel ist der Große Bär (Ursa maior), von dem man einen Teil auch als "Großer Wagen" bezeichnet, dessen zwei Kastensterne die Richtung zum Polarstern anzeigen.

Die Sterne eines solchen Sternbildes haben von der Erde aus betrachtet untereinander geringe Winkelabstände und liegen vermeintlich nahe beieinander. Diese Nachbarschaft ist jedoch nur eine scheinbare: durch Messung der Parallaxe lässt sich für einzelne Sterne ihre reale Entfernung vom Sonnensystem bestimmen, sie kann bei den Sternen eines Sternbildes tatsächlich sehr unterschiedlich sein. So können Sterne zu anderen Sternen desselben Sternbildes faktisch einen größeren Abstand haben als den zu unserer Sonne. Andererseits können zwei Sterne verschiedener Sternbilder in Wirklichkeit näher zueinander sein als scheinbar eng benachbarte Sterne desselben Sternbildes.

Man einigte sich international (IAU, 1922) auf heute 88 Sternbilder. Darüber hinaus existieren jedoch zahlreiche Muster, die von der IAU offiziell nicht anerkannt werden, bzw. Konstellationen[2], die nur eine lokale oder historisch-kulturelle Bedeutung haben, etwa in der indischen und chinesischen Astronomie, oder bei den Inkas und den australischen Ureinwohnern (Aborigines).

Sternbilder lassen sich in fast allen Kulturen feststellen und bis in die frühen Hochkulturen zurückverfolgen. Dabei spielen menschenähnliche Figuren (siehe etwa den Orion), Drei- bis Sechsecke und längere Sternreihen (wie Andromeda oder die Wasserschlange) bzw. Sternzüge (z.B. der Eridanus) eine besondere Rolle.
Die Sternbilder waren nachts in jedem Fall ein wichtiges Mittel zur Orientierung und insbesondere für die Seefahrt von Bedeutung.

Die heutigen Sternbilder gehen zurück auf zwölf babylonische sowie altägyptische Tierkreiszeichen, die im antiken Griechenland auf 48 erweitert wurden. Fast alle finden sich bei Ptolemäus, der für das Mittelalter maßgeblichen Autorität, welcher sie um das Jahr 150 in seinem Almagest beschrieb. Er seinerseits bezog sich auf Eudoxos[3], einen griechischen Astronomen aus dem vierten Jahrhundert v.Chr., der die babylonische Astronomie in die Hellenistische Kultur einführte.
Bei dreißig der Figuren reichen historische Spuren zurück bis in die Bronzezeit. Die zwölf Sternbilder, die auf der Ekliptik liegen, sind Ausgangspunkt für die astrologischen Tierkreiszeichen.

Die Sternbilder und "-zeichen" astronomisch skizziert

Das Haar der Berenike (Coma Berenices) geht zurück auf den einflussreichen Sternkatalog von Tycho Brahe (im Jahr 1590). Das heutige Sternbild war in der Antike zwar als Asterismus bekannt, galt aber nicht als eigenständiges Sternbild, sondern als Teil der Schwanzquaste des Löwen.
Ähnlich sah man das althergebrachte Sternbild Antinous zunächst als Asterismus oder Teil des Adlers. Erst in der Neuzeit wurde es als eigenes Sternbild geführt.[4]

Petrus Plancius führte um 1600 vier weitere Sternbilder ein. Johann Bayer fügte in seiner Uranometria von 1603 ebenfalls zwölf neue Figuren hinzu. Auf Johannes Hevelius (Ende des 17. Jahrhunderts) gehen sieben neue Sternbilder zurück. Nicolas Louis de Lacaille erweiterte um 1750 - nunmehr den Südhimmel - nochmals um 17 Stück. Schließlich werden seit 1922 international anerkannt nur noch 88 Sternbilder verwendet, deren Grenzlinien nach Vorarbeit von Eugène Delporte 1928 offiziell definiert wurden.

Die Sternbilder um den Südpol sind von nördlich des Äquators aus nicht zu beobachten[5], und wurden erst im Zeitalter der Entdeckungen (Ende des 16. Jahrhunderts) festgelegt. Von den 88 modernen Konstellationen liegen 36 überwiegend im nördlichen Sternenhimmel, die übrigen 52 hauptsächlich im südlichen.

Innerhalb eines Sternbilds gibt man von astronomischer Seite den einzelnen Sternen griechische Buchstaben (α, β, γ, δ, ε, etc.), in der Reihenfolge ihrer Helligkeit.

Unterschied Sternbild - Tierkreiszeichen

Wie ersichtlich, besitzen die zwölf ekliptikalen Sternbilder unterschiedliche Größen, das heißt, sie haben eine unterschiedliche Länge (Elongation) auf der Ekliptik. Deswegen besteht seit altersher das Problem, diese Sternbilder mit den Tierkreiszeichen, die ja alle per Definition genau 30° lang sind (Zwölfteilung des Tierkreises von 360°), zur Deckung zu bringen. Vor allem der siderische Tierkreis hat diese Schwierigkeit, da dessen Sternzeichen ja eigentlich mit den Sternbildern deckungsgleich sein sollten: ein genau definierter Nullpunkt, also ein auf dem Tierkreis fixierter Punkt 0° Widder, kann jedoch nicht eindeutig ausgemacht werden. Deshalb gibt es auch unterschiedliche Werte für das Ayanamsha, also für den Grad der Verschiebung des in seinem Beginn definierten tropischen Tierkreises im Vergleich zum Siderischen Tierkreis.

Die Sternbilder verschieben sich mit der Präzession gegenüber dem tropischen Tierkreis, und zwar alle 72 Jahre um etwa 1°. Deswegen sind inzwischen[6] die Sternbilder (damit auch der siderische Tierkreis) und der tropische Tierkreis, der sich an der Frühlings-Tagundnachtgleiche (Äquinoktikum) orientiert, um etwa 25° gegeneinander verschoben.

Daraus wird von Kritikern der Astrologie immer wieder der falsche Schluss gezogen, die Astrologen würden mit den verkehrten Sternzeichen arbeiten: Ein Löwe zum Beispiel sei eigentlich ein Krebs, denn zum Zeitpunkt seiner Geburt hätte die Sonne vor dem Sternbild Krebs gestanden. Dieses Argument ist aber so nicht richtig. Schließlich ziehen die (tropischen) Astrologen die - vom Frühjahrspunkt abgeleiteten - Tierkreiszeichen heran, nicht die Sternbilder.

Das Chamaeleon am südlichen Himmelspol[7]

Astrologische Bedeutung

Die älteste komplett überlieferte Zuordnung von Sternbildern zu astrologischen Deutungen stammt von Claudius Ptolemäus. In seinen Tetrabiblos werden entweder Teile von Sternbildern oder aber gleich das ganze Bild mit der Wirkung eines oder zweier Planeten in Kombination verglichen.

Man sollte dabei allerdings immer im Auge behalten, dass die Einteilung des Himmels in bestimmte Sternbilder - anders als der Tropische Tierkreis - eigentlich auf reiner "Willkür" beruht. Durch die moderne Astronomie weiß man, dass die aus irdischer Sicht vermeintlich nahe beieinander liegenden Sterne eines Sternbilds faktisch meist sehr weit auseinander liegen. Auch gab es in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Verschiebungen bei der Zuordnung einzelner Fixsterne zu einem Sternbild. Und einige Bilder kamen hinzu, andere wurden nicht mehr benützt. Die Aussagekraft der astrologischen Wirkung eines Sternbildes, soweit sie nur vom Bild selbst abgeleitet ist, kann somit als relativ gesehen werden. Sie muss nicht prinzipiell falsch sein, doch gibt es keine gesicherte Quelle, wie diese Zuordnungen überhaupt entstanden. Manche Vermutungen gehen davon aus, dass es die Mondhäuser und Dekanate waren, welche die Quelle der Beschreibung und Deutung der Sternbilder sind. Andere, wie Geoffrey Cornelius, erkennen in ihnen im Wesentlichen eine mythologische oder projektive Bedeutung.

Da einzelne Sternbilder - bezogen auf die Ekliptik - übereinander liegen, und einander sich damit aus Sicht der ekliptikalen Projektion durchdringen, wird in der Auflistung der Fixsterne, wie sie in der Fixsternliste gegeben ist, eine Scheingenauigkeit vorgetäuscht, die so im Grunde nicht gegeben ist. Dies kann erkannt werden, wenn man vergleicht, welchem Sternbild ein bestimmter Fixstern angehört, und dass dessen Wirkungsbeschreibung (bzw. klassische "Natur") ja vom jeweiligen Sternbild herrührt.

Insgesamt ist dies jedenfalls ein Grund, auch die jeweilige ekliptikale Breite (Höhe) der Sternbilder mit zu berücksichtigen, um zu einer fundierteren Aussage zu gelangen. Von manchen Astrologen wird der Sinn einer Einbeziehung von Fixsternen höherer Breite (d.h. fern der Ekliptik) überhaupt in Zweifel gezogen, andere beharren auf deren Projektion auf die Ekliptik, selbst wenn ein Stern beispielsweise auf 60° nördlicher oder südlicher Breite liegt.[8] Meist geht man davon aus, dass - neben den ekliptikalen Tierkreiszeichen - vor allem diejenigen Sternbilder besonders wirksam sind, die sich auf der gleichen Himmelshemisphäre (Nord- oder Südhalbkugel) befinden wie der Ort des zu untersuchenden Horoskops.

Siehe auch

Camelopardalis, Tarandus und Custos Messium[9]

Weblinks

Jede Kultur sieht in ihrem Sternenhimmel eigene Bilder. Aus diesen schöpft sie ihre mündlichen Überlieferungen, in diese projiziert sie ihre Lebenswelten und Geschichten – von der Entstehung der Welt und der Menschen, ihren Jagden und Ernten, ihren Kämpfen und Leidenschaften
Der Klassiker: Allen's Starnames

Literatur

  • Geoffrey Cornelius: Was Sternbilder erzählen. Die Mythologie der Sterne., 176 Seiten, Stuttgart (Kosmos) 1997; 2009
  • Susanne Hoffmann: Wie der Löwe an den Himmel kam. Auf den Spuren der Sternbilder. 208 Seiten, Franckh-Kosmos 11/2021, ISBN-13: 9783440172513
  • Richard H. Allen: Star Names. Their Lore and Meaning, 563 Seiten, 2000 (Neuausgabe von 1899), Dover Publications Inc. (Verlag), ISBN 978-0-486-21079-7

Quellen und Anmerkungen

  1. Unten die Sternbilder Skorpion, Schütze und Steinbock von dem Himmelsatlas Globi coelestis in tabulas planas redacti descriptio des französischen Jesuiten Pardies, Paris 1693
  2. Die Abgrenzung von "Sternbild" und "Konstellation" ist begrifflich unscharf
  3. Wikipedia: Eudoxos von Knidos
  4. Es wird heute allerdings nicht mehr benutzt
  5. D.h. sie waren historisch auch nicht von den Kulturnationen der Babylonier, Griechen, Chinesen, Inder oder Araber zu sehen
  6. Über 1900 Jahre nach Ptolemäus
  7. Darstellung in Johann Gabriel Doppelmayrs Atlas Coelestis, ca. 1742. Siehe auch astronomie.de/chamaeleon/, Wikipedia.org/wiki/Chamaeleon und Ian Ridpath's Star Tales (englisch)
  8. Die Wega, einer der wichtigsten (und hellsten) Fixsterne, hat eine nördliche Breite von fast 62°
  9. Tafel 2 in Urania's Mirror, einer Serie handgefertigter und -kolorierter astronomischer Himmelskarten; mit Text von Jehoshaphat Aspin. London, 1825