Stier

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Symbol: A46_218.gif
(Deutung des Ideogramms [1]):Ein abgeschlossenes, bewahrendes, ruhendes Gefäß unter aufnehmender Schale

Sternbild Stier[2]

Element: Erde

Qualität: fix

Polarität: Yin/ weiblich

Herrscherplanet: Venus[3]

Sonne im Stier: etwa vom 21. April bis zum 20. Mai

Jahreszeit: Der Frühling in seiner Pracht, Schönheit und Sinnlichkeit; Düfte, Töne

Archetypus[4]: Sammler, Bewahrer, Bauer

Kultur: Walpurgisnacht, Maifeiern, Maibaum, Christi Himmelfahrt

Namen gebendes Sternbild: Taurus

Mythologie[5]

Liz Greene: Der Stier ist eines der ältesten Symbole für die Kraft und die befruchtende Macht der Natur. Überall im Mittelmeerraum und im Nahen Osten wurde der Stier als Gefährte der Erdgöttin verehrt, und eine lebendige Darstellung dieser Riten ist uns in den Fresken des Stiertanzes überliefert, die in Knossos auf Kreta so schön dargestellt sind. Die Mischung aus langsamen, geduldigen Bewegungen und der furchterregenden Kraft des Tieres, wenn es wütend ist, verkörperte die gütigen und zerstörerischen Seiten der Naturgewalten.

Der griechische Gott Poseidon, der Herrscher über die Erdbeben, wurde in Form eines riesigen schwarzen Stiers verehrt, der in den Tiefen der Erde lebte und den Boden erschütterte, wenn er zornig aufstampfte. Stiere sind auch in vielen Mythen der Fluch des Helden, und keiner ist beunruhigender als der stierköpfige, menschenähnliche Minotaurus, der im Herzen des Labyrinths lebte und sich von Menschenfleisch ernährte. Hier werden die rohen Kräfte der Natur als feindlich gegenüber dem heldenhaften Willen angesehen, denn instinktive Zwänge untergraben das Selbstvertrauen und die Fähigkeit, das eigene Leben zu steuern.

In den Mithras-Mysterien des späten Römischen Reiches wurde der Stier zum eindeutigen Symbol für die primitiven menschlichen Leidenschaften, die geopfert werden mussten, um das Tor zu einer höheren Bewusstseinsebene zu öffnen.

Der Legende nach wurde Buddha im Zeichen des Stiers geboren, und das Bild der Zähmung des Stiers taucht in vielen buddhistischen Erzählungen auf. Der Stier verkörpert im Mythos also sowohl die schöpferische Kraft der Erde als auch die ewige Herausforderung, vor die die Instinkte den menschlichen Willen und Geist stellen..

Deutung

Der Stier ist das zweite Zeichen des Tierkreises. Hier geht es um ein Innehalten und das Wahrnehmen der Welt mit den Sinnen: schmecken, berühren, sehen, hören und riechen. So ist für die Menschen, die eine Betonung dieses Zeichens aufweisen, eine starke Sinnlichkeit und Genussfreude typisch. Mit Leidenschaft widmen sie sich dem, was die Sinne zu bieten haben. Sie sind von einer ausgeprägten Körperlichkeit. Das Grundprinzip des Zeichens ist ein "Sich-einverleiben-Wollen"[6], und so spielen neben den leiblichen Genüssen auch materielle Werte bei ihm eine wichtige Rolle: Stabilität und Sicherheit, die Dinge besitzen/ etwas sein eigen nennen können, lautet hier die Devise.

Stier auf dem Ishtar-Tor[7]

Beim Stier geht alles langsam vonstatten, gemütlich und bedächtig, dafür aber umso nachhaltiger. Er ist verlässlich bzw. beständig und kann tatkräftig zupacken. Er fühlt sich im Kreise Vertrauter (in der Gruppe, "Herde") gut aufgehoben. Das Sicherheitsbedürfnis kann ihn im schlechten Fall dazu verleiten, sich an seinen Besitz zu klammern und/ oder den Partner eifersüchtig zu klammern. Er hat unglaublich viel Geduld und Ausdauer. Die Palette seiner Eigenschaften, die sich daraus ergibt, reicht von Beschaulichkeit und Gelassenheit auf der einen Seite, bis hin zu Borniertheit/ Sturheit und einer Schwerfälligkeit, die eine Mobilität und Vorwärtsbewegung behindert, auf der anderen. Der Stier ist konservativ-bewahrend. Seine Aufmerksamkeit gilt dem, was er kennt, was ihm vertraut ist, nicht dem Neuen und Unbekannten, worauf aus seiner Sicht kein Verlass ist. Wichtig sind für ihn Status und Besitzstandsgrenzen, auf denen er mit Entschiedenheit beharrt, die er vehement verteidigt.

Der Stier strahlt Ruhe aus und kann schwierigen Situationen wie ein Bollwerk widerstehen. Wenn er Ärger zu lange in sich hineinfrisst, staut sich dieser auf und entlädt sich unter Umständen mit einer für Außenstehende erschreckenden Heftigkeit. So kommt die dunkle Seite dieses Zeichens zum Vorschein, im Mythos durch den Minotauros symbolisiert.

Das Tierkreiszeichen Stier verleiht Achsen und Planeten, die sich in ihm befinden, Langmut, Beständigkeit und Sinnlichkeit.

Alchemistische Abbildung

Mit den beiden anderen Erdzeichen, Jungfrau und Steinbock, hat der Stier die Bodenständigkeit und den Sinn fürs Machbare gemein. Sein Tummelplatz sind die saftig-grünen Wiesen, wo er sich genießerisch niederlässt, während die Jungfrau nach der Ernte säuberlich die Spreu vom Weizen trennt, und der Steinbock sich in die kargen Höhen der Berge vorkämpft (s. auch Qualität). Mit seinem Oppositionszeichen Skorpion teilt er die Körperfreuden, wobei für den Stier das lustvolle Genießen im Vordergrund steht, wohingegen beim Skorpion die tief greifende innere Wandlung der Sexualität zentral ist. Von seinen Quadratzeichen kann der Stier die Kunst der theatralischen Selbstdarstellung (Löwe) lernen und die Fähigkeit, anders als die anderen (individuell) zu sein und trotzdem dazuzugehören (Wassermann).

Motto des Auftretens: "Hast du was, bist du was."[8]

Märchen: Nach Claus Riemann ist "Der gastliche Kalbskopf" ein Stier-Märchen. Klein/ Dahlke nennen "Die Kristallkugel".[9]

Farben: Creme, Gelb, Gelbweiß, Rahmgelb, Rotorange[10]

Würden

Im Stier ist der Mond erhöht, Mars und Pluto sind im Exil und Uranus ist im Fall.

Astromedizin

Als Körperbereich werden dem Stier der Mund[11], Schlund und die Speiseröhre, Hals und Nacken[12] zugeordnet.

Konsonant (Mitlaut, Geräuschlaut) des Stier ist das R.[13]

Nut - die ägyptische Himmelskuh[14]

Astrogeographie

Überlieferte Landschaften, Länder und Städte des Stiers sind:
Alle fruchtbaren Gebiete, in denen Ackerbau oder Viehzucht betrieben wird.

  • Schweiz, Irland, Holland, Polen, Südschweden, Weiß-Russland, die Ukraine, Griechenland, Kleinasien (= die Türkei), Zypern; Persien (Iran), China[15]
  • Dresden, Leipzig, Chemnitz (Sachsen); Würzburg, Aschaffenburg (Mainfranken)

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. Zitat von Brigitte Romankiewicz, in: Spielfeld der Götter. C.G. Jungs Archetypenlehre und die Astrologie. Chiron-Verlag, Tübingen 2002, S. 67
  2. Darstellung aus dem Liber Astronomicus von Guido Bonatus, 1491
  3. Gertrud Hürlimann führt in der elften Auflage ihrer Astrologie, Zürich 2005, S. 10, die Erde als Herrscher von Stier an, in Anlehnung an Hans Taeger
  4. Christoph Bürer, in: Wendezeit 2/ 08
  5. Astrodienst-Adventskalender 2023
  6. Fritz Riemann: Lebenshilfe Astrologie. München 1989. S. 83.
  7. Babylon; jetzt im Pergamon-Museum, Berlin
  8. Aus Klein, Nicolaus/ Dahlke, Rüdiger, Das senkrechte Weltbild. München 1986, S. 311
  9. Nach Arthur Schult. Das senkrechte Weltbild, S. 410
  10. Hannelore Goos, Handbuch der astrologischen Zuordnung, mehrere Bände, Books on Demand (2002) ISBN-10: 3831131163
  11. Er dient dem Schmecken und Genießen
  12. Man denke an den sprichwörtlichen "Stiernacken", sowie (im Amerikanischen) an den konservativen, der Tradition verpflichteteten bzw. an ihr festhaltenden "redneck"
  13. In der anthroposophischen Sprachgestaltung (Eurythmie) bedeutsam, siehe Anthrowiki, Urkonsonanten
  14. Illustration vom Astrodienst-Adventskalender 2023
  15. Otto Rumburg: Horoskope und Politik, Bietigheim 1973, S. 90; Hans Baumgartner: Geographische Positions-Tabelle mit Städte- u. Länder-Aszendenten, S. 24