Symbolik
Der Begriff stammt vom griechischen symballein (zusammenfügen). Ursprünglich ist damit gemeint, aus Einzelstücken ein Ganzes zusammenzufügen. Im übertragenen Sinn bezeichnet Symbol ein Sinnbild oder Zeichen, das ein komplexes Ganzes repräsentiert.
Religiöse Symbolik
Alle Religionen drücken Kerngedanken in Symbolen aus, zum Beispiel das Rad (als Symbol der ewigen Wiederkehr), das Kreuz (als Symbol für das Leiden und Sterben Jesu, aber auch der Versöhnung mit Gott), der Weg (als Symbol der Lebensgeschichte oder der Lebensführung). Religiöse Symbole sind konstitutive Elemente religiöser Identifikation, Sprache und Handlungen. Paul Tillich hat darauf hingewiesen, dass jede „religiöse Sprache“ im Wesentlichen symbolisch sei, weil die Religion sich meist auf die Transzendenz bezieht und damit alles Vordergründige (also die Immanenz) übersteigt.
Besondere Symbol-Familien haben sich in der Alchemie, in der Heraldik und in der gnostischen Überlieferung seit dem zweiten Jahrhundert v.Chr. entwickelt.
Farbsymbolik
Bei der Farbsymbolik sind einzelne Farben mit bestimmten Motiven verbunden. Vor allem menschliche Eigenschaften, Gefühle und elementare Erfahrungen können mit Farben assoziiert werden. Farbsymbole sind in einem Kulturkreis mehr oder weniger allgemein verständlich und entsprechend „gültig“. Sie spielen in der Kunst (zum Beispiel Malerei, Film und Literatur), aber auch im Alltag eine Rolle.
Einige Farbsymboliken, wie sie im deutschen Sprachraum und einigen anderen Kulturkreisen verstanden werden.
- Rot: Dramatik, Umbruch, Blut (Kampf, Rache und Tod), Liebe, Gefahr
- Grün: Natur, Hoffnung, Unsterblichkeit, Glück
- Blau: Wasser, Himmel, Treue, Beständigkeit, Freude, Freundschaft, Ruhe, Ferne
- Gelb: Sonnenlicht, Ewigkeit, aber auch Negatives wie Neid, Hass, Gefahr (Wespen)
- Weiß: Licht, Reinheit, Weisheit; in asiatischen Kulturen steht Weiß auch oft für Tod
- Schwarz: Tod, Trauer und Finsternis, schwarze Magie, das Böse; aber auch Brüderlichkeit, Macht, Einigkeit und Ernsthaftigkeit können mit Schwarz symbolisiert werden
- Grau: Weisheit und Alter
Tierkreis
Auch die Astrologie ist eine Symbolsprache. Dadurch können ihre Aussagen gleichermaßen einfach wie komplex und vielschichtig sein. Die Symbole eines Horoskops zu entschlüsseln und zu übersetzen, ist Aufgabe der Astrologen (Deutung).
Der zwölfteilige Tierkreis bezieht seine Symbolik überwiegend aus der Natur und der Lehre von den vier Elementen. Die Tierkreiszeichen stehen für bestimmte Erfahrungen, die zum kollektiven Wissensschatz der Menschheit zählen.
Anhand der beiden ersten Tierkreiszeichen soll diese Symbolik kurz verdeutlicht werden: Der Widder steht für die Dynamik des Anfangs, den Ansporn, den Aufbruch zu neuen Welten, er bahnt sich seinen Weg und setzt sich über Hindernisse hinweg. Die Widder-Energie ist kühn, optimistisch, mutig, direkt, und sie entwickelt ein ausgeprägtes Konkurrenzverhalten. Es kann schließlich nicht jeder der erste sein. Das Sonnenzeichen Widder fällt auf der Nordhalbkugel der Erde zusammen mit dem Frühlingsbeginn, wenn sich die Natur nach langer Ruhepause wieder entfaltet und die ersten Triebe sich ihren Weg nach draußen bahnen. Mit seiner negativen Seite ist der Widder ein Symbol dafür, rücksichtslos mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, egoistisch nur seine eigenen Interessen zu verfolgen und schnell die Ausdauer zu verlieren ("Strohfeuer").
Der Stier, der auf den Widder folgt, steht als Symbol für Verwurzelung, für den Boden unter den Füßen und den Genuss am Leben. Er trachtet danach, sich eine Umgebung zu schaffen, in der er sich wohl fühlt. In der Natur erreicht der Frühling bei uns dann seinen Höhepunkt, die Wiesen sind saftig und blühen in voller Pracht. In diesem Umfeld von Lebensfreude und Üppigkeit versteht es der Stier zu genießen und seine Sinnlichkeit zu entfalten. Dabei ist er ausdauernd, treu und geduldig. Seine negativen Seiten liegen in Bequemlichkeit und Lethargie, in Sturheit und einer Angst vor Veränderungen.
Tierkreiszeichen-Ideogramme
TKZ | Sym- bol |
Deutung[4] |
---|---|---|
Widder | Prinzip des aus einem Energiepunkt in der Tiefe herauf nach Entfaltung Drängens und Entsprossens | |
Stier | Ein abgeschlossenes, bewahrendes, ruhendes Gefäß unter aufnehmender Schale | |
Zwillinge | Die Spiel-Raum eröffnenden Säulen zwischen den Extremen des Oberen und des Unteren, welche diese zugleich verbinden und Mitte ermöglichen. oder: Oben eine aufnehmende, unten eine abgebende Schale, dazwischen die Säulen der untrennbaren Gegensätze. | |
Krebs | Ein Zeichen, das dem chinesischen Yin/Yang ähnelt, und wie dieses die innerseelische Quelle aller Wahrnehmung darstellt. | |
Löwe | In kühnem Schwung entwickelt sich die Lebenslinie aus der inneren Geborgenheit in die Extraversion hinauf und hinaus. | |
Jungfrau | Das "m" deutet auf mutterarchetypische, erdhafte Wurzeln; das flügelartige Abschlusszeichen stellt den geistigen Bezug her. | |
Waage | Über der Horizontlinie beginnt der Aufstieg zu verantwortlicher, ausgewogener Begegnung und Beziehung. | |
Skorpion | Die in die Materie (m) gebundene Lebenskraft in Schlangengestalt, die in die Tiefe hinabstößt, die Dunkelheit durchdringt und die Erkenntnis der kollektiven Bilder heraufführt. | |
Schütze | Der Pfeil zielt über den persönlich beschränkten Horizont hinaus. | |
Steinbock | Rückbindung unter dem Dach des öffentlichen, allgemeinen Maßstabs nach Durchmessen eines eigenen Erfahrungskreises. | |
Wassermann | Ausgleich und Gleichklang der Schwingungen auf irdischer und geistiger Ebene. | |
Fische | Die innere Verbundenheit der Sphären von Diesseits und Jenseits und ihr Ausschwingen in Unendlichkeit. |
Planeten
Bei den Planeten treffen wir auf die Symbolik der griechischen und römischen Mythologie. Die antiken Götter standen Pate bei der Benennung der Planeten, und ihre jeweilige Zuordnung ist keineswegs willkürlich oder nur zufällig.
Dazu ein Beispiel: Venus symbolisiert die Energien, die mit der antiken Göttin Aphrodite (lateinisch Venus) in Verbindung gebracht wurden. Der Planet leuchtet nach dem Mond als hellstes Gestirn am nächtlichen Himmel. Ihr Licht hat etwas Freundliches und verheißt Schönes. Darüber hinaus hat die Venus von allen Planeten die gleichmäßigsten Bahnbewegungen. Tatsächlich war die mythologische Aphrodite die Göttin der Liebe und der Schönheit, und in der Astrologie steht Venus für alles, was das Leben schön und angenehm macht.
Allein Sonne und Mond entziehen sich dieser Namensgebung. Sie repräsentieren die männliche und die weibliche Urenergie (siehe das Gegensatzpaar Yin/Yang).
Planeten-Ideogramme
Die Planeten werden durch Kürzel bzw. Ideogramme dargestellt, die ebenfalls einen tiefen Sinngehalt vermitteln. Bei den Planetensymbolen gibt es drei Formen oder Grundelemente, die immer wiederkehren, bisweilen leicht abgewandelt, doch mit klar erkennbarem Grundmuster. Diese drei Symbole sind
- der Kreis
- der Halbmond
- das Kreuz
Der Kreis steht für den Geist, der Halbmond bzw. der geöffnete, empfangende Kreis für die Seele und das Kreuz für den Körper.
So ergeben sich folgende Deutungen:[6]
- Die Sonne symbolisiert den reinen Geist
- der Mond die reine Seele
- Merkur besteht aus Geist, Seele und Körper. Dabei verbindet der Geist die Seele mit dem Körper. Das entspricht völlig Merkurs (des Hermes) Aufgabe als Götterbote, dem es obliegt, den Kontakt zwischen den verschiedenen Seinsebenen herzustellen. Er ist mischgeschlechtlich (hermaphroditisch)
- Bei Venus herrscht der Geist über den Körper; eine bemerkenswerte Symbolik, die zeigt, wie hoch die Liebesgöttin in der Astrologie geschätzt wird
- Bei Mars herrscht der Körper über den Geist. Die Verwandlung des Kreuzes in einen Pfeil ändert nichts an dem ursprünglichen Gehalt, sondern unterstreicht nur den dynamischen, die Dinge bewgenden Aspekt des Kriegsgottes
- Im Jupiter-Symbol regiert die Seele über den Körper, denn die Seele ist der Ort, in dem die hohen Ziele und Ideale ihren Platz haben
- Bei Saturn ist es umgekehrt, dort regiert der Körper, der konkrete, stabile Teil des Menschen, über die Seele
Bei den drei transsaturnischen, erst in den vergangenen Jahrhunderten entdeckten Planeten, lässt sich die Zeichensymbolik so interpretieren:
- Beim Uranus-Symbol deutet der nach oben weisende Pfeil die Sprunghaftigkeit bzw. den Aufbruch in eine neue Dimension an
- Bei Neptun herrscht die Seele mit ihrer intuitiven, sensitiven Energie über den Körper
- Pluto enthält wie Merkur alle drei Bereiche, doch ist bei ihm die Seele der verbindende Teil
- Sein Alternativsymbol enthält nur Seelisches und Geistiges (bei einer Dominanz des Emotionalen, welche das Geistige quasi in sich "wiegt")
Siehe auch
Weblinks
- Symbolonline.de (Symbollexikon; Jungianisches Wiki, verschiedene Autoren)
- Schweizerische Gesellschaft für Symbolforschung (sehr ausführlich)
- Symbologie.de (Axel Voss, mit eigenem youTube-Channel)
- Das Rote Buch von C.G. Jung ("Sternstunde Philosphie" 2009; YouTube-Video mit Verena Kast, 1h02)
- Englische Wikipedia: Astrological symbols
- From Allegory to Anagoge: the Question of Symbolic Perception in a Literal World (Angela Voss, 2003)
Literatur
- Otto von Bressensdorf: Bedeutung und Entstehung der Tierkreissymbole. 32 Seiten. 2. Auflage Ebertin Verlag, Aalen 1951
- Carl Gustav Jung u.a.: Der Mensch und seine Symbole Walter, Olten/ Freiburg 1968 ISBN 3-530-56501-6
- Franz Josef Röll: Mythen und Symbole in populären Medien Frankfurt/ M. 1998
Quellen und Anmerkungen
- ↑ Erste Reihe: Christliches Kreuz, Davidstern, Hinduistisches Aum
Zweite Reihe: Islamischer Stern und Halbmond, Buddhistisches Rad des Dharma, Shintō-Tor
Dritte Reihe: Sikh Khanda, Bahá'í-Stern, Jainistisches Ahimsa-Symbol - ↑ Siehe auch das Fischezeitalter
- ↑ 1 = Feuer, 2 = Erde, 3 = Wasser, 4 = Luft
- ↑ Deutungen aus Brigitte Romankiewicz, in: Spielfeld der Götter. C.G. Jungs Archetypenlehre und die Astrologie. Chiron-Verlag, Tübingen 2002
- ↑ Bzw. die zugehörigen Metalle: 1 — Zinn; 2 — Blei; 3 — Gold; 4 — Schwefel; 5 — Quecksilber; 6 — Silber; 7 — Eisen
- ↑ Ein Planet, der nur mit einem Kreuz dargestellt wäre, kommt nicht vor. Die Energie eines reinen Körpers ist in der Astrologie auch nicht vorstellbar
- ↑ Das Waite Tarot ist ein von dem englischen Okkultisten Arthur Waite konzipiertes und von der Künstlerin Pamela Colman Smith ausgeführtes Tarot-Deck, das 1910 im Verlag Rider&Son in London erschien, weshalb es auch als Rider-Waite Tarot bekannt ist. Siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Waite_Tarot
- ↑ Das Rote Buch wurde während Jungs "Nachtmeerfahrt" (Krisenzeit um 1920) geschrieben und von ihm selbst gemalt. Es steckt voller okkulter bzw. esoterischer Symbole