Synodisches Mondhoroskop

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Luna regiert die Meere[1]

Das synodische Mondhoroskop ("Mondphasenhoroskop") des Synodischen Mondumlaufs, welches Alan Leo als Synodische Mondwandlung bezeichnete, ist ein aus de Antike überliefertes prognostisches Ergänzungshoroskop - nicht zu verwechseln mit dem sogenannten Lunarhoroskop.

Geschichte

Im zweiten Jahrhundert wird das synodische Mondhoroskop erstmals erwähnt, soweit bisher bekannt[2], und zwar bei Vettius Valens. Dieser schreibt von "der gleichen Stellung nämlich, in der sich der Mond zur Sonne bei der Geburt befand, eine solche wird er auch beim Vorübergehen einnehmen und so den Monat im voraus anzeigen" und relativiert die Aussagekraft mit den Worten "Mir selbst jedoch schienen auf Grund der Erfahrung eher diese Monate als wirksam, in deren Tierkreiszeichen die Unterscheidungen der Jahre erfolgen. [...]"[3]. Eugen Jonas vertrat die Hypothese, dass die Praxis des individuellen synodischen Mondumlaufs bereits in der Babylonischen Astrologie erfolgte und vermutlich zuR Fruchtbarkeitsbestimmung verwendet wurde, wofür es bislang nach Kenntnis der bisher veröffentlichen Keilschrift-"Horoskope" bzw. astrologischen Keilschrift-Tafeln keinerlei Belege gibt.[4][5]

Heutige Praxis

Diese Prognosemethode ist heute weitestgehend aus der astrolgischen Praxis der Direktionsmethoden verschwunden, wurde jedoch noch von Leo ausführlich beschrieben: "Eine synodische Mondwandlung ist die Wiederkehr des progressiven Mondes nach der Geburt, zu selben Entfernung von der progressiven Sonne, wie die war, welche der Radix-Mond zur Radix-Sonne hatte. (..) Jede solche Mondwandlung oder jeder Monat wird für ein Jahr des Lebens geltend angesehen, und eine Himmelskarte (Anmerk. = Horoskop) für den Moment der genauen Wiederkehr des Mondes zu dieser Position wird, verglichen mit dem Geburtshoroskop, als symbolisch betrachtet für die vorherrschenden Einflüsse zu dieser Zeit des Lebens."[6]

Ein Synodischer Mondmonat wird gleich einem Jahr gesetzt, wobei zur Berechnung in einem Radixhoroskop der ekliptikale Abstand zwischen dem rad. Mond und der rad. Sonne als Grundlage genommen wird und der Dauer eines synodischen Mondumlaufs (29 Tage, 12 Stunden und 44 Minuten) entspricht.

Die so nach dem Mond-Sonne-Ekliptik-Bogen folgenden Mondumläufe gelten nach der Geburt immer für ein Lebensjahr sowie Solarhoroskope für 1 Jahr gültig sind, während die aktuellen synodischen Mondumlaufhoroskope für einen Monat gelten und wie ein Lunar gedeutet werden. Alan Leo schlug vor, die synodischen Monatshoroskope, wie sie Valens bereits überliefert hatte, als Laufende synodische Mondwandlungen zu bezeichnen.[7]

Demnach gibt es zwei Varianten: Einmal die synodischen Mondhoroskope, die Monat für Monat nach der Formel 1 synodischer Monat nach der Geburt = 1 Lebensjahr aufgestellt werden, während die 2 Variante das jeweils aktuelle synodische Mondhoroskop darstellt, welches für die Dauer eines synodischen Mondmonats gilt.

Berechnungsbeispiel

In einem Radixhoroskop steht die Sonne auf 15°20 Widder und der Mond auf 0°30 Stier. Der ekliptikale Abstand zwischen Sonne und Mond beträgt exakt 15°10 Ekliptigrade. Auf den Zeitpunkt der Wiederholung dieses exakten Winkels zwischen Sonne und Mond wird das "Synodische Mondhoroskop" erstellt. Somit entspricht die Berechnung dem synodischen Mondumlauf, der von einem Neumond (Sonne-Mondwinkel = 0° Eklpitkgrade) zum nächsten berechnet wird.

Rezeption

Edmund Herbert Troinski griff dieses ihm bekannte Direktionskonzept (allgemein: 1 Monat nach der Geburt = 1 Lebensjahr) neu auf, verwarf die Überlieferung der Antike, und entwickelte ein ähnliches System, jedoch mit dem Unterschied, dass er den tropischen Monat (Rückkehr des Mondes zu seiner Radixposition, nach dem Prinzip der Lunarberechnung) zugrunde legte. Diese von ihm abgewandelte Form des Synodischen Mondumlaufs nannte er Tertiärdirektion.

In den 1950er Jahren entwickelte Eugen Jonas auf Grundlage der alten Überlieferung des laufenden synodischen Mondumlaufs eine Mondphasenwinkeltheorie, wonach nicht nur Fruchtbarkeitsphasen der Frau berechnet werden können, sondern auch das zu erwartende Geschlecht des ausgetragenen Kindes.

Literatur

  • Alan Leo und H. S. Green: Direktionen und ihre Berechnung. Alan Leo's Astrologische Lehrbücher Band 5. Karl Rohm Verlag Bietigheim 1971

Quellen und Anmerkungen

  1. Illustration von Sacroboscos De Sphaera Mundi
  2. Im überlieferten Werk Carmen Astrologicum von Dorotheos von Sidon, der rund 80 - 100 Jahre vor Valens wirkte, wird das synodische Mondhoroskop noch nicht genannt. Dafür scheint Dorotheos mit dem Lunar zur Monatprognose gearbeitet (Carmen Astrologicum. Abingdon /USA 2005, S. 47.) zu haben
  3. Vettius Valens: Blütensträusse. Scripta Mercturae Verlag, St. Katharinen 2004, S. 207
  4. Francesca Rochberg: Babylonian Horoscopes. Philadelphia / USA 1998.
  5. Otto Neugebauer: Astronomical Cuneiform Texts, Vol. 1 - 3. Heidelberg 1983
  6. Leo, Alan, Green, H.S., Direktionen, dt. 1971, S. 61-64
  7. Leo, Alan, Green, H.S., Direktionen, dt. 1971, S. 63