Tageshoroskop

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Tageshoroskop des Königs Eduard VII. von England für den 31.5.1902[1]

Synonym: Diurnalhoroskop

Die Prognosemethode des Tageshoroskops, klassische Bezeichnung "Diurnalhoroskop" (lat. diurnal: "täglich"), beruht auf der genauen Berechnungsgrundlage (Geburtszeit) des Radixhoroskops und wurde in der gelehrten Astrologie zur Bestimmung von günstigen oder ungünstigen Tagen verwendet (Elektion) - nicht zu verwechseln mit Zeitungshoroskopen, die Bestandteil der Trivialastrologie sind und heutzutage ebenfalls als "Tageshoroskope" bezeichnet werden.[2]

Berechnung

Dazu wird ein Horoskop erstellt auf die Uhrzeit und den Ort der Geburt, nur das Datum ist anders. Es ist das des gewünschten Tages.[3] Der tägliche Fortschritt der Horoskopachsen (Aszendent; MC) entspricht bei dieser traditionellen Berechnung dem täglichen Sternzeitfortschritt, womit die laufenden Horoskopachsen denen des Sekundärprogressionshoroskops analog sind, die man nach der Formel 1 Tag = 1 Jahr in die Zukunft projiziert. Diese Direktionswerte wiederum enstprechen bekanntlich nahezu denen der Primärdirektionsachsen, die nach einer anderen Formel - ca. 4 Minuten nach der Geburt = 1 Jahr - berechnet werden.

Berechnungsbeispiel

Folgendes Berechnungsbeispiel veranschaulicht, wie das Tageshoroskop, auf klassische Weise berechnet, sich in das Lehrgebäude der Primär- und Sekundärdirektion einfügt. Das Äquinoktium vom 20.3.2010 dient als Ausgangshoroskop (Radixhoroskop). Das fünf Tage danach erstellte Tageshoroskop zur gleichen Uhrzeit, entsprechend der Uhrzeit (17:31:17 GMT) des Äquinoktiums weist die gleichen Horoskopwerte (Horoskopachsen:MC,AC, Häuserspizzen und Planetenstände) auf, wie das Sekundärprogressionshoroskop für das Jahr 2015 (+5 Jahre) (1 Tag = 1 Jahr):

Deutung

In der Deutung wird es allen anderen langfristigen Horoskopen untergeordnet und auch nur unter Beziehung zum Radixhoroskop gedeutet. Dabei werden speziell die Aspekte und besonders die Horoskopachsen (siehe Horizontachse,Vertikalachse) zum Radixhoroskop berücksichtigt. Das Tageshoroskop differenziert somit die Transite für jeden beliebigen Tag und setzt diese in ein deutbares "Horoskopbild" und gibt Hinweise auf die Ereignisauslösung von Transiten.

Das Horoskop wird dennoch unter Berücksichtigung des vorangestellten als eigenständiges Bild gedeutet, so gibt Alan Leo am Beispiel des Tageshoroskops vom 31.5.1902 des Königs von England (Eduard VII) folgende Erläuterung für den Tag, als der König mit Unterzeichnung des Friedensvertrages den Burenkrieg [4] beendete: "Diese Karte (Anm.:Tageshoroskop) zeigt Jungfrau 2° im Aufstieg (Anm.:Aszendent) und Stier 23° am M.C., Mars steht in der Himmelsmitte in Stier 24°59 im Trigon zu Saturn in Steinbock 27°23 und im Sextil zum Monde in Fische 20°37, was kriegerischen Erfolg und Triumph andeudet. Die Sonne stand ebenfalls in der Himmelsmitte und näherte sich dem Trigon zu Jupiter, dem Herrscher des 7. Hauses, was ein Anzeichen für Frieden ist." [5]

Diskussion

Es gab immer diverse Ansätze zur Berechnung des Tageshoroskops und manche Autoren vertsten entgegen der Überlieferung die Meinung, dass nicht der Sternzeitfortschritt ausschlaggebend sei, sondern die wahre Ortszeit oder die exakte proportionale Position im placidianischen Häusersystem. Im England des 19. Jahrhunderts wurde darüber lebhaft diskutiert.[6] Die Kontroversen von damals werden heute immer mal wieder aufgegriffen, so veröffentlichte Werner Spa 2007 die Auffassung in Wiederholung der Außenseiterpostionen des 19ten Jahrhunderts [7], dass die astrologische Definition des Tages dem proportionalen Standort der Sonne in einem Radixhoroskop an einem x-belieben Tag entsprechen sollte, wobei das "richtige Häusersystem" die ausschlaggebende Bedeutung haben müsse.[8] Die Abweichungen der Horoskopachsen betragen jedoch bei den verschiedenen Berechnungsweisen etwa 0,5° und nur zeitweise bis maximal 3°, so dass eine aus der empirischen Praxis resultierende Entscheidung über die richtige Berechnungsgrundlage auch in Zukunft nicht erwartet werden kann, zumal für das Zustandekommen der Differenzen auch andere Ursachen in Betracht gezogen werden müssen, wie ungesicherte Geburtsdaten oder die üblichen Orbistoleranzen.

In jedem Fall entspricht die traditionelle Berechnung dem Sternzeitfortschritt der Primär-, bzw. Sekundärdirektionsachsen, welche die Grundlage der bewährten Direktionsmethoden bilden, worüber mehrere Jahrhunderte bestätigende positive Erfahrungen vorliegen. Aus rein theoretischen Erwägungen Erfahrungen von vielen Astrologengenerationen aufzugeben, wird auch heute wenig Aussicht auf Erfolg haben.

Weitere Verfahren

Erich Carl Kühr entwickelte ein Verfahren, um für jeden Tag ein eigenes primärdirektionales Tageshoroskop erstellen zu können (siehe Tagesdirektion), das jedoch nicht wie das traditionelle Tageshorokop auf die aktuelle Transitlage ausgerichtet ist, sondern auf die Auslösungen der Primärdirektionen. Heinrich Kündig nahm diese Idee von Kühr auf, bzw. übernahm die Berechnung der primärdirektionalen Achsen, jedoch mit seinem eigenen Direktionsschlüssel, setzte diese auch in Beziehung zu den Sekundärdirektionen, so dass die Horoskopachsen sich einerseits primärdirektional im Tagesfortschritt bewegen, anderereits die Planeten im Sinne der Sekundärdirektion eingetragen werden können. Gleichzeitig kann man die primärdirektionalen Horoskopachsen auch dazu verwenden, um dort die aktuellen Transit-Planeten einzufügen. Kündig: "Nochmals sei erwähnt, dass dieser Teil der Prognose nicht selbständig funktioniert, sondern stets mit den Radix- und den direktionalen Faktoren kombiniert werden muß"[..]Mit Hilfe der Tageshoroskope wird es uns möglich, durch das Radix und durch die Direktionen angezeigte Ereignisse taggenau zu bestimmen"[9] Hinweis: Die Achsen (MC und AC] sowie die Häuser entsprechen nicht den Achsen des traditionellen Tageshoroskops, die für jeden x-beliebigen Tag gleiche Werte einnehmen, sondern die primärdirektional berechneten Achsen nach Kühr oder Kündig verschieben sich jährlich um den Direktionsschlüssel (Kühr = Naibodschlüssel; Kündig = "Kündig-Direktionsschlüssel"), der verwendet wird.

Literatur

  • Das Tageshoroskop, 5 Forts. in: "Sterne und Mensch", herausgegeben durch Herbert Freiherr von Klöckler, Jhg. 4-8, 1928-1932
  • Otto Pöllner: Das Solarhoroskop, Jahreshoroskop und das Tageshoroskop. Astrologische Bibliothek Band IV. 2.Auflage, verbessert durch viele Zusätze und Ergänzungen, erweitert und mit einer notwendigen Abhandlung über das Tageshoroskop ergänzt. Leipzig, Theosophisches Verlagshaus, Ohne Jahr (circa 1920). 64 Seiten.
  • Alan Leo und H.S. Green: Direktionen und ihre Berechnung. Alan Leo's Astrologische Lehrbücher Band 5 Karl Rohm Verlag Bietigheim 1971
  • Walter Koch: Häusertabellen des Geburtsortes. Neunkirchen-Saar, Schaeck Verlag 1973, Beilage
  • Werner Spa: Revolution der Astrologie - Die Methode Spa. Engelsdorfer Verlag, 2007

Quellen und Anmerkungen

  1. Blaue Kennzeichnung der Aspekte nach der Deutung von Alan Leo. s.u.
  2. Immer mehr Dienste im Internet bieten unter dem gleichnamigen Begriff die Erstellung von "Tageshoroskopen" an, die nicht auf dem Prinzip des traditionellen Diurnalhoroskops beruhen, sondern nur eine Kurzdeutung von Transiten zum Geburtshoroskop enthalten.
  3. Walter Koch: Häusertabellen des Geburtsortes. Neunkirchen-Saar, Schaeck Verlag 1973, Beilage
  4. 2ter Burenkrieg vom 1899 bis 1902/Wikipedia
  5. Alan Leo und H.S. Green 1971, S 68.
  6. Alan Leo und H.S. Green, S. 78
  7. Alan Leo und H. S. Green, S. 63
  8. Werner Spa: Revolution der Astrologie - Die Methode Spa, 2007
  9. Kündig, Heinrich, Astrologische Prognose, 1955, S. 263