Tierkreis

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Der Tierkreis[1]

Synonym: Zodiak

Das Band der zwölf Tierkreiszeichen entlang der Ekliptik, auf welcher sich - geozentrisch betrachtet - die Sonne, der Mond und die Planeten um die Erde bewegen. Der griechische Name für den Tierkreis lautet Zodiak, abgeleitet vom griechischen Wort zodia = Lebewesen. Der "Tierkreis" war historisch bzw. ist eigentlich, richtig übersetzt, ein Lebewesen-Kreis, mit Ausnahme des Tierkreiszeichen Waage, welches ein Instrument darstellt.[2]

Geschichte

Ein Teil der 18 mesopotamischen Sternbilder bzw. Sternkonstellationen entlang des 'Mond-Pfades', die im 8./ 7. Jahrhundert v.Chr. in den babylonischen Keilschrifttexten der MUL.APIN-Sammlung genannt werden, gaben den späteren Tierkreis-Sternbildern bzw. dann entwickelten Tierkreiszeichen zu jeweils 30° entlang der Ekliptik ihren Namen[3]. Einen vollständigen Zodiak mit den zwölf Tierkreiszeichen kann man ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. in Babylon belegen, in so genannten astronomischen Tagebüchern[4]. In der älteren Literatur wird teilweise immer noch ein wesentlich höheres Alter behauptet, was auf Fehlinterpretationen der Keilschriftzeugnisse zurückgehen dürfte[5]

Die Entwicklung oder "Erfindung" des heutigen, zwölfteiligen Tierkreises selber dürfte von der Einführung des schematischen Kalenders mit zwölf Monaten zu 30 Tagen im 8. bis 7. Jahrhundert v.Chr. - während der assyrischen Herrschaft in Babylon bzw. Mesopotamien - angeregt worden sein.[6] Aber noch in einem astronomischen Tagebuch des sechsten Jahrhunderts v.Chr. aus der neu-babylonischen-chaldäischen Herrschaft werden die Planetenpositionen anhand der Sternbilder angegeben[7]. Die Zwölfzahl des Tierkreises ist uns erstmals durch eine Keilinschrift aus dem Jahre 419 v.Chr. überliefert. Wie es allerdings von der Vierteilung des Kreises der Sonnenbahn zu dieser Zwölfzahl kam, lässt sich heute kaum noch nachvollziehen.[8] Ab dem vierten Jahrhundert v.Chr. wird dann nur noch der Tierkreis mit den 12 Tierkreiszeichen als Referenz für die Planetenpositionen genannt. Der Tierkreis mit zwölf gleichen Abschnitten zu 30° oder einem Kreisbogen mit 360° erleichterte erheblich bzw. ermöglichte geradezu erst die genaue Berechnung der zukünftigen Planeten-Positionen mit den sogenannten Ephemeriden, d.h. Positionsbestimmungen auf der Ekliptik), und damit Prognosen[9].

Seit der Antike wird also die Ekliptik in zwölf gleiche Sektoren geteilt, in die bis heute bekannten und gebräuchlichen Tierkreiszeichen, die sich an den Eckpunkten im Jahreskreis ausrichten, an der Frühlingstagundnachtgleiche, der Sommersonnenwende, der Herbsttagundnachtgleiche und der Wintersonnenwende (Äquinoktialpunkte und Solstitialpunkte). Zwar wurden die Tierkreiszeichen damals noch mit den gleichnamigen Sternbildern assoziiert, die sich in den jeweiligen Abschnitten befanden. Aufgrund der Präzession, die ebenfalls bereits in der Antike durch Hipparchos beschrieben wurde, haben sich die Tierkreiszeichen aber zwischenzeitlich um etwa 24° zu den jeweiligen Sternbildern verschoben.

Die in der europäischen Astrologie verwendeten Tierkreiszeichen wurden ein paar Jahrhunderte vor Christi Geburt entwickelt, um wichtige Abschnitte im Jahreslauf mitsamt den Konstellationen von Sonne, Mond und Planeten besser berechnen zu können - ohne die Sterne, die bis dahin als Verkünder von Jahreszeiten angesehen wurden, die sich aber im Verhältnis zum Jahreskreis stets verschoben und somit letztlich unbrauchbar waren für die Festlegung von Jahresereignissen (siehe Kalender).

Seit damals gibt es zwei Tierkreise. Der jüngere, tropische Tierkreis verwendet den unabhängig von den Sternen existierenden Jahreskreis. Der ältere, siderische, hingegen die Sternbilder auf der Ekliptik. In der Vedischen Astrologie wird deren unterschiedliche Größe auf ein ebenfalls gleiches Maß von jeweils 30° gebracht (die Verschiebung um fast ein komplettes Zeichen bleibt jedoch bestehen).[10]

Der Tropische Tierkreis[11] ist Grundlage der Astrologie, wie sie in Europa und der westlichen Welt üblich ist.

Astronomisches

32_229.png Der Tierkreis: Jedes Zeichen hat dreißig Grad.

Außen sind die absoluten Gradzahlen des 360-Grad-Kreises angegeben (beginnend bei Widder mit Null, gegen den Uhrzeigersinn).

Schon vor der Zeitenwende waren die astronomischen Sternbilder mit den astrologischen Tierkreiszeichen nicht mehr identisch: der von heutigen Astrologen überwiegend verwendete Tropische Tierkreis leitet sich alleine aus dem Verhältnis Erde - Sonne ab. Die astronomischen Sternbilder haben im Grunde zudem eine unterschiedliche Größe bzw. Längenausdehnung, wohingegen der von den Astrologen benutzte Tierkreis auf einer exakten geometrischen Zwölfteilung beruht: jedes Tierkreiszeichen umfasst demnach auf dem 360-Grad-Kreis einen Abschnitt von genau dreißig Grad (-> 12 x 30, siehe Abbildung).

Alchemistische Tierkreis-Frau

Weitere Unterteilungstechniken

  • Dekanat: 36 Abschnitte zu je zehn Grad (36 x 10)
  • Gradastrologische Unterteilung: 360 Abschnitte zu je einem Grad (360 x 1)
  • Quadrant: vier Abschnitte zu je neunzig Grad (4 x 90)
  • Quinat: 72 Abschnitte zu je fünf Grad (72 x 5)

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Gustav-Adolf Schoener: Astrologie in der Europäischen Religionsgeschichte. 257 Seiten. Frankfurt, 2016. ISBN-10 3631674910 ISBN-13 978-3631674918[13]

Quellen und Anmerkungen

  1. In einer mittelalterlichen katalanischen Handschrift
  2. Hans Georg Gundel: Zodiakos. Tierkreisbilder im Altertum; kosmische Bezüge und Jenseitsvorstellungen im antiken Alltagsleben. Mainz 1992, S. 15f.
  3. Francesca Rochberg: The heavenly writing: divination, horoscopy, and astronomy in Mesopotamian culture. New York 2007, S. 127 - 128
  4. Rochberg, The heavenly writing, S. 130
  5. Gundel, Tierkreisbilder, S. 17. Gundel schreibt: "Abzulehnen sind heute Auffassungen von einem hohen Alter, d.h. einer Entstehung vor dem ersten Jahrtausend vor Christus; sie haben sich im 19. Jahrhundert auf die damaligen Neufunde in Ägypten und ihre zunächst fehlerhafte Datierung gegründet und stützten sich zu Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts auf panbabylonistische Interpretationen von Keilschrifttexten und Grenzsteinen." - Gundel selbst datiert die Entstehung des heutigen Tierkreises erst ins dritte Jahrhundert v.Chr., B.L. van der Waerden ins sechste Jahrhundert. Die neueste Erschließung der Keilschriftzeugnisse durch Altorientalisten bzw. Assyriologen und Archäoastronomen wie Neugebauer, Rochberg oder Koch-Westenholz, Pingree und Hunger erlaubt eindeutigere Datierungen.
  6. Rochberg, The heavenly writing, S. 129
  7. Bartel Leendert van der Waerden: Erwachende Wissenschaft. Die Anfänge der Astronomie. Basel 1980, S. 99
  8. Gustav-Adolf Schoener: Astrologie als Religion und Erfahrungswissenschaft
  9. Rochberg, S. 131
  10. Dies ist anders beim sogenannten Faktischen Tierkreis von Maria Thun
  11. "Tropisch" = auf den Frühlingspunkt bezogen
  12. 15. Jahrhundert (Frankreich)
  13. Siehe auch Dr. Gustav-Adolf Schoener: Astrologie als Religion und „Erfahrungswissenschaft“, in Volker Schendel (Hrg.): Apokryphen der Astrologie, S. 157-198