Todsünde

Aus Astrodienst Astrowiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bildausschnitt aus dem "Garten der Lüste" von Hieronymus Bosch[1]

Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit bildeten die Sieben Todsünden eine der wichtigsten moral-theologischen Lehren.

Sünden entstehen nach der klassischen Theologie aus sieben schlechten Charaktereigenschaften:

  1. Hochmut (Eitelkeit, Übermut) - (lateinisch) Superbia
  2. Geiz (Habgier) - Avaritia
  3. Wollust (Ausschweifung, Genusssucht, Begehren) - Luxuria
  4. Zorn (Wut, Rachsucht) - Ira
  5. Völlerei (Gefräßigkeit, Maßlosigkeit, Selbstsucht) - Gula
  6. Neid (Eifersucht, Missgunst) - Invidia
  7. Faulheit (Feigheit, Ignoranz, Trägheit des Herzens) - Acedia

Diese Charaktereigenschaften werden als Haupt-Laster bezeichnet und unter dem im Mittelalter entstandenen Akronym SALIGIA[2] zusammengefasst. Sie galten als Ursache vieler Sünden und können sowohl zu schweren als auch zu lässlichen Sünden führen. Da die Hauptlaster Ursache und somit Wurzel von Sünden sind, wurden sie auch als „Wurzelsünden“ bezeichnet.

Geschichte

Erstmals findet sich eine solche Kategorisierung von menschlichen Lastern bei Euagrios Pontikos Ende des 4. Jahrhunderts. Er benennt acht negative Eigenschaften, von denen die Mönche heimgesucht werden können. Invidia gehörte für ihn nicht dazu, aber zusätzlich zu den oben genannten Vana Gloria (Ruhmsucht) und Tristitia (Trübsinn). Papst Gregor I. († 604) ordnete Trübsinn der Acedia zu, die Ruhmsucht dem Hochmut und fügte dem Sündenkatalog den Neid hinzu.

Schon damals wurden den Hauptlastern bestimmte Dämonen zugeordnet. Am weitesten verbreitet sind die Zuordnungen des Peter Binsfeld aus dem 16. Jahrhundert. Er ordnet Luzifer den Hochmut, Mammon den Geiz, Leviathan den Neid, Satan den Zorn, Asmodeus die Wollust, Beelzebub die Völlerei und Belphegor die Faulheit zu.

In der mittelalterlichen Theologie werden den Hauptlastern häufig die Kardinaltugenden gegenübergestellt. Mehrere Kirchenväter und Theologen befassten sich mit den Hauptsünden und trugen auch zu ihrer Systematisierung bei. Papst Gregor I. stellte ihnen die „Sieben Gaben des Heiligen Geistes“ gegenüber.

Die "Todsünde" Stolz bei Hajo Banzhaf

Todsünden und Planeten

Die gebräuchlichste Zuordnung der Todsünden oder Hauptlaster zu den Planeten war:

Stolz = A39_209.gif Sonne

Superbia - Hochmut, Übermut, Eitelkeit, Ruhmsucht

Trägheit = A35_150.gif Mond

Acedia: Trägheit des Herzens/ Geistes (Faulheit, Überdruss)

Neid = A34_146.gif Merkur

Invidia - Missgunst, Eifersucht

Wollust = A34_146.gif Venus

Luxuria - Unkeuschheit

Zorn = A33_140.gif Mars

Ira - Wut, Vergeltung, Rachsucht

Völlerei = A29_112.gif Jupiter

Gula - Gefräßigkeit, Unmäßigkeit, Maßlosigkeit, Selbstsucht

Geiz = A26_087.gif Saturn

Avaritia - Geiz (Habgier, Habsucht)
Das Narrenschiff von Sebastian Brant[3]

Sieben Tugenden

Die sieben Tugenden wurden stets von der Kirche als Gegenmittel empfohlen:

Todsünde Kardinaltugend
Stolz Demut
Trägheit Eifer
Neid Nächstenliebe
Wollust Keuschheit
Wut Sanftmut
Völlerei Abstinenz
Geiz Armut

Der Stolz wird demnach durch die Demut geheilt, die Trägheit durch Eifer, Neid durch Nächstenliebe, Wollust durch Keuschheit, Wut durch Sanftmut, Völlerei durch Abstinenz und Geiz durch Armut.

Siehe auch

Greenes Buch

Weblinks

Spätmittelalterliche unterhaltsam-satirische Schilderung von Lastern der "Narren"), 1494 gedruckt von Johann Bergmann von Olpe in Basel

Literatur

  • Liz Greene: Schattenseiten der Seele. Extreme Seelenzustände und Astrologie. 347 Seiten. Chiron Verlag 2006 ISBN 3899971337, ISBN 978-3899971330 Rezension (Karin Hoffmann/Astrodienst) Rezension auf Sternwelten (Manfred Magg, 2013)
Empfehlung der Astrologin und Psychotherapeutin Greene für den Umgang mit Lastern und Schwächen/ Süchten ("Sünden"): Mit dem Schatten (= seinen dunklen, unterdrückten, verdrängten oder projizierten Persänlichkeitsanteilen) arbeiten, sich damit auseinanderzusetzen, ihrer bewusst zu werden!
Seit Bestehen der Menschheit haben psychische Störungen Religion und Medizin herausgefordert und trotz aller moderner Wissenschaft sind wir heute oft nicht viel weiter gekommen, um diese Leiden zu verstehen. Die Astrologie bietet zwar keine Lösung, sie vermittelt aber Einblicke, warum manche Menschen auf Konflikte mit innerem Rückzug und warum andere wiederum mit Aggressionen gegen Mitmenschen reagieren. Greene untersucht hier die verschiedenen seelischen Extremzustände aus astrologischer Sicht. Psychopathologie, Wahnsinn oder das kollektive Ausgrenzen von Sündenböcken sind unbequeme Themen, die in unserer Gesellschaft gerne vermieden werden. Indem wir uns mit den Ursprüngen des so genannten Wahnsinns befassen, können wir einen positiven Zugang und eine Antwort finden auf die Frage, warum manche Menschen nicht mit den Herausforderungen des Lebens fertig werden.
  • Hajo Banzhaf: Die sieben Todsünden - astrologisch gesehen. Astrologie Heute 88 (2000/ 2001)[4]

Quellen und Anmerkungen

  1. Gemalt ca. 1480 bis 1505. Siehe auch Details des Gartens der Lüste (archief.ntr.nl)
  2. Ein Akronym ist ein Kürzel, das sich aus den Anfangsbuchstaben von Wörtern zusammensetzt, in diesem Fall (SALIGIA):
    Superbia
    Avaritia
    Luxuria
    Ira
    Gula
    Invidia
    Acedia
  3. In einem Holzschnitt von 1497. Siehe auch Wikipedia: Das Narrenschiff (Brant)
  4. Artikel auch in Volker Schendel (Hrg.): Apokryphen der Astrologie, S. 200-214