Klassische Astrologie

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Die sieben Klassischen Planeten[1]

Synonym: Traditionelle Astrologie

Die überwiegend auf den spätantiken Hellenismus, und teilweise auf die Arabische Astrologie zurückgehende Astrologie. Es handelt sich hierbei um das theoretische Grund-Gerüst, das bis weit in die Neuzeit die Grundlage der astrologischen Deutung bildete.

Im Zwanzigsten Jahrhundert wurden wesentliche Aussagen der Klassischen Astrologie einer Prüfung unterzogen, was zur Ausbildung von spezifischen Schulrichtungen führte.

Geschichte

Die Spätantike schuf das System mit dem Tierkreis, den zwölf Häusern, den sieben klassischen Planeten und den Aspekten. Teile der griechischen Astrologie wurden durch Ptolemäus in seinem Werk "Tetrabiblos" zusammengefasst, welches über fast 1500 Jahre die "Bibel der Astrologen" war, obwohl "stellenweise sehr oberflächlich, die Rechenbeispiele sehr primitiv" waren und Ptolemäus öfter auf ältere und bereits überholte Quellen zurückgegriffen hatte.[2].

Tatsächlich wird die Breite und Verschiedenheit der spätantiken astrologischen Elemente, Theorien und Überlieferungen erst in den Werken von Valens (Anthologiae), Maternus, und im Carmen Astrologicum des Dorotheos von Sidon deutlich, um die wichtigsten überlieferten Autoren zu nennen.

Mit dem Verfall des Römischen Reiches und der zunehmenden Christianisierung Ostroms (Konstantinopels) ab dem fünften Jahrhundert stagnierte die weitere Entwicklung der spätantiken Astrologie. Erst durch die Entstehung der islamisch-arabischen Kalifate im Vorderen Orient ab dem siebten/ achten Jahrhundert fand eine nennenswerte Neubelebung statt, zunächst vor allem auf Basis der Rezeption der spätantiken Autoren. Die sogenannte Arabische Astrologie führte zu glänzenden Höhepunkten der Astrologie, hinsichtlich Berechnung, Systematik, Darstellung, Lehre und Deutung. Sie entwickelte neue Schwerpunkte wie den der Fixstern-Deutung in der Horoskop-Interpretation oder der zahlreichen Arabischen Punkte. Die abendländische Rezeption wiederum dieser Arabischen Astrologie (über das Maurische Spanien im Hochmittelalter) schuf die Grundlagen der europäischen klassischen Astrologie. Mit der endgültigen Vertreibung der Mauren aus Spanien und dem Fall Konstantinopels im 15. Jahrhundert, sowie der zunehmenden Gegnerschaft zum Islam und seinen von Südost-Europa her sich ausbreitenden Reichen[3], wurden die tradierten Inhalte der Astrologie von einigen "abergläubischen" arabischen Elementen gereinigt, erneut systematisiert und teilweise vereinfacht. So entfielen z.B. die zahllosen Sensitiven Punkte, bis vor allem auf den Glückspunkt; die Fixstern-Deutung in der Geburtsastrologie und in der Stundenastrologie wurde stark reduziert, etc.

Mit "Klassischer Astrologie" meint man in erster Linie die europäische Astrologie des Spätmittelalters, der Renaissance und der Frühneuzeit. Die sogenannte "traditionelle Astrologie" (der Begriff ist insbesondere in den angelsächsischen Ländern in Gebrauch) wurde also zwischen 1200 und 1700 praktiziert. Sie unterscheidet sich in wesentlichen Punkten sowohl von der arabischen wie von der spätantiken Astrologie.

Die von der Klassik allmählich losgelöste und von der modernen Psychologie immer stärker beeinflusste Astrologie des Zwanzigsten Jahrhunderts wandte sich vor allem gegen die Unterscheidung astrologischer Faktoren in "gut" und "schlecht", z.B. gegen Begriffe wie "Wohltäter" und "Übeltäter", oder auch, dass etwa ein Sextil und ein Trigon grundsätzlich als "gut", Quadrat und Opposition jedoch als "böse" galten. Für eine psychologisch orientierte Astrologie sind solche Festlegungen problematisch, sie erscheinen der modernen Menschen- und Charakterkunde nicht mehr angemessen, zumal man den Determinismus der alten Zeit entschieden hinter sich ließ. Deshalb steht auch das prognostische Element der modernisierten Astrologie sehr im Hintergrund oder wurde gar ganz aufgegeben, da jede Prognose ja eine eindeutige Festlegung erfordert, z.B. auf ein bestimmtes zu erwartendes Ereignis.

Dabei darf man jedoch nicht übersehen, dass die Klassische Astrologie über einen reichen Wissensschatz und ausgeklügelte Techniken verfügt, die heute bei vielen rein psychologisch orientierten Astrologen ziemlich in Vergessenheit gerieten. Mittlerweile gibt es allerdings Initiativen, etwa das von Robert Hand initiierte Project Hindsight, durch die Übersetzung alter Werke das überlieferte Wissen wieder einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

Klassische Planeten[4]

Spezialthemen

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Konstellationen

Tierkreisabschnitte

Klassische Astrologen[5]

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Siehe auch

Weblinks

Slootens Buch

Literatur

  • Rafael Gil Brand: Lehrbuch der klassischen Astrologie. Chiron-Verlag, Mössingen 2000, 424 Seiten
Brand bietet eine fundierte Abhandlung zu den Quellen und Deutungsfaktoren der Klassischen Astrologie. Sie umfasst die Einflüsse und Entwicklungen des Alten Ägyptens, Mesopotamiens, des spätantiken Griechenland und des arabisch-islamischen Mittelalters. Er nennt und berücksichtigt weitere Projekte zur Klassischen Astrologie in anderen Ländern.
  • William Lilly: Christliche Astrologie. Band 3. Chiron-Verlag, Tübingen 2008.
Dritter Teil des umfassenden Grundlagen-Werkes von Lilly zur Astrologie. Schwerpunkte bilden die Deutung von Geburtshoroskopen, entlang der Häuser sowie die Direktionen, Solare, Profektionen und Transite, an Geburtshoroskopen erklärt und gelehrt
  • Erik van Slooten: Klassische Horoskopdeutung: Würden und Aspektbildung in der klassischen Astrologie 98 Seiten. Chiron Verlag Tübingen 2005 ISBN 978-3899971293
Der Autor erklärt, wie das System der Würden und die klassische Aspektbildung eine Bereicherung der heutigen Deutungstechniken darstellen können. Er behandelt auch das Thema konkrete Prognose und Freier Wille. Schließlich zeigt er, wie der Mond als schnelle Entscheidungshilfe im Alltag dienen kann. Leseprobe bei Astrodienst
  • Meridian (Zeitschrift)-Schwerpunktthema Klassische Astrologie, Heft 2/ 2006
  • Joseph Crane: A Practical Guide to Traditional Astrology. 124 Seiten. Arhat Publications 1998 ISBN 978-0966226614
  • Denjamin Dykes: Traditional Astrology for Today: An Introduction. 142 Seiten. The Cazimi Press, 2011. ISBN-10: 1934586226 ISBN-13: 978-1934586228

Quellen und Anmerkungen

  1. Alchemistische Abbildung
  2. Wilhelm Knappich: Geschichte der Astrologie. Frankfurt a.M. 1967. S. 96
  3. Zeitgleich entdeckte man im Abendland die philosophischen Schriften der römischen und griechischen Antike neu (= Renaissance)
  4. Alchemistische Abbildung
  5. Alphabetische Reihenfolge