Trivialastrologie

Aus Astrodienst Astrowiki
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"Stier: Um heute Erfolg zu haben, sollten Sie Ihre Tugenden der Geduld und Beharrlichkeit nutzen"[1]

Synonyme: Populäre Astrologie, Zuckerwürfel-Astrologie

Eine Form der Astrologie, die kein konkretes Horoskop als Basis ihrer Arbeit heranzieht, sondern pauschal Aussagen und Vorhersagen für einzelne Tierkreiszeichen trifft. Manchmal nennt man sie auch "populäre Astrologie" oder "Vulgärastrologie". D.h. sie beschränkt sich normalerweise auf den Sonnenstand bei der Geburt. Das entsprechende Tierkreiszeichen heißt bei ihr meist "Sternzeichen". Gelegentlich werden diese zwölf "Sternzeichen" noch in jeweils drei Dekaden unterteilt. Weitere Differenzierungen erfolgen jedoch nicht. Die Menschen werden also in der Regel einem von zwölf Typen zugeordnet. In letzter Zeit wird manchmal zusätzlich das Mondzeichen berücksichtigt. Der im Mittelalter für wichtiger bzw. charakteristischer als das Sonnenzeichen gehaltene Aszendent - für den man seine Geburtszeit wissen muss - erfährt jedoch keine Berücksichtigung. Die erfolgenden Charakterisierungen und Prognosen sind entsprechend inkonkret, schwammig formuliert und letztlich nichtssagend. Die populärsten Verbreiter der Vulgärastrologie sind Zeitungshoroskope.

Immer noch können sich viele Menschen unter Astrologie nichts anderes vorstellen als die Vulgärastrologie, was mit zu deren Ablehnung beiträgt, gerade von seiten der Gebildeten. Immerhin wächst heute die Zahl derer, die wissen, dass ein Horoskop eine ziemlich komplexe Angelegenheit ist, und eine ausgesprochen differenzierte psychologische Betrachtung ermöglicht.

Spezielle Themen und Begriffe der Trivialastrologie

Mondzeichen (nachempfundene Mittelaltertexte)

Sternzeichen Beschreibung[2]
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Luna in Aries
Dem mond im wider wallet das gemüth hefftig auff. Die schmertz stechen tief, brennen alls wie eyn feuer. Die nativithät besitzet eyn kün muth. Ißt eyn männelig zeychen, gebet eyn dispositio zum streyth. Ermanngelet der disciplinae. Passiret vil ergerniß, wuth unt tollerey. Hat eyn bös weib unt kint.
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Luna in Taurus
Der mond im stier ißt eyn schwerfellig natura. Er libet seyn gesellen, die werm unt gemütheligkeyt. Die nativithät suchet der sicherheyt, preferiret der stabilitas, wil keyn verenderung. Guth ding wil weyll haben. Aber nit gut ists, faul auff seyn haut zu ruhen. Ißt eyn gar sinnelig mensch, die corpora regirunt die sel. Besitzet vil trewe unt gedult.
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Luna in Gemini
Der mond in den zwillingen hat eyn embsig gemüth. Ißt aber vil onruh, nervositas. Die nativithät redet in eynem fort, fület sich alls wie auff dem marketh platz. Sie dürstet nach dem trunck der scientia unt der logicka, hat gar vil witz nebenst newen gier. Kan aber nit all dingen wissen, gotes ordernungk nit begreyfen mitt dem blos verstandt.
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Luna in Cancer
Der krebs ißt deß mondes reych. Der kinder sint gar vilen, ißt eyn guth muther, libet hauß unt familia. Wil die welt wider dencken, allso sie gewesen. Hat eyn weych gemüth, spüret gar ser die schmertzen auch von anderen leutt. Luna gebet vil der launae, fület heut unt morgen ander ding, unt jeds ding schlaget auff den magen.
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Luna in Leo
Der mond im lewen machet eyn gemüth deß stralet wie der sonnen. Ißt eyn gar frölig mensch mit vil werm umb deß hertzen, beym volck wol gelibet. Die nativithät besitzet eyn lust zum leben, daß spil ergetzet irer ser. Aber die emotio solt auch fest gehalten seyn unt es ißt der maßigungk zu befleyßigen. Kan gar wol beleydiget seyn, ißt vol stoltz unt hohen gemuths.
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Luna in Virgo
In der jungkfrau erntet der mond kummerniß von nöthen, sorg unt zwyfel. Die persona dencket darob gar vil. Wil all ir arbeythen fürnunftig thun. Ißt eyn analytickus, ißt fürsichtig, kan dem teuffel nit traun. Suchet die fehlend dingen ieber all. Hat eyn keusch unt zumverlassig sel, passet sich bey den leutt guth eyn. Muß vil kleynen kranckheythen leyden.
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Luna in Libra
Dem mond in der wagen ißt süs lib seyn höchst plaisir. Amor im fluge schiesset roth in die haut. Zärtelig zunaygungk für weib unt kint komet zu dem mann. Seyn sympathia offenet all der thüren. Kan der disharmoniae nit tragen, pfleget der ästheticka, fürchtet ser bosheyt unt streyth. Seyn laster ißt die eythelkeyth, gar gefahrlig der personae schwach krafft unt kleyn muth. Der gleych gewichten sint fürwar eyn groß unt schwer opus; ißt nit eynfach, in der miten zu bleyben.
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Luna in Scorpio
Die empfindungk des monden im scorpione ißt gar hefftig. Eyn fewer verzeret von innen her auß, ergerniß unt lib kan fressen ihn gantzelig. Ißt eyn leydenschafftig unt eyfer süchthig constellatio, allso wie zwey naturae in eynem leib. Traget finster abgrunden, vil bildnissen unt imaginationes in seyn sel. Kan seyn engel oder graus teuffel, hur oder pfaff. Hat geschmauset vom baume des paradeis; darob ißt eyn starck begeren deß fleisch. Suchet aber die perfectionem im geyste, glaubet fest an die absoluta warheyth sambt gerechtigkeyth. Richet ieber all die faulig dingen. Vermeget eyn groß wercken zu thun, der purgationis des phenix, der leuterungk deß bley zum golde.
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Luna in Sagittario
Deß mond im schützen glaub ißt fürwar hoch. Hat darumb eyn guth gesundheyth. Besitzet eyn groß verstendigkeyth, eyn weydt sicht, der erkentniß vil, studiret wol der juristerey unt theologey. Pfleget der tolerantia unt generositas. Ißt eyn tugendhafft, anstendig sel, respectiret der moralium. Lobet sich selber zu ser. Hat groß schwungk, krafft nebst eyn sehnig sucht nach den fernen landen.
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Luna in Capricornus
Im steinbogk ißt der mond gar traurig. Die nativithät ißt disponiret mit eyn streng gemuth, kallt unt trucken. Muß vil leyd unt nöthen tragen, hat darob übel launes, wil nit mer kleyn unt schwach seyn. Per aspera ad astra! Ißt all blos äusserlig; innerlig ists eyn allt sel, ehrlig unt warhafftig, die suchet nach der claritas. Besitzet der disciplinae unt gedult. Nimbt die dingen schwer, fület seyn pflicht unt officiam. Hat eyn allt weyb, ißt ohn kindern.
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Luna in Aquarius
Der mond im wasserman ißt eyn lufftikuß. Er tollet alls wie eyn jungk bursch. Wil kurtz weyllen haben, suchet allzeyt newe dingen. Ißt ieber rasch, drehet sich gleych dem radt. Er hat gar vilerley ideas, fließet wie eyn springk bronn. Ißt eyn lußtig natura. Wil aber frey seyn, keynem heren dienen. Libet der narretey, ißt eyn kautzig sonderlingk. Hat eyn sehnig begeren nach utopiam, seyn gemuth wonet nit auff erden. Die sel hat keyn wurtzeln. Gehet fort von der elteren hauß.
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Luna in Pisces
Deß mond im fischen empfindsamkeyth ißt ieber groß. All leyden rüren an ihn. Wil darob gern alleyne seyn. Hat eyn zarth unt weych constitutio, wirdt gelenket von ausseren krafften. Benöthiget der disciplinae. Ißt schlafferig, düncket sich alls wie im traume. Ißt desillusioniret von der menschen wercken. Wirdt gar vil außgenutzet, verberget darumb stumb seyn sel. Hat eyn weh gemuth, aber eyn reych phantasey, wünschet sich allso ins paradeis. Vernimbt der engeln chorus. Kenet seyn herkunfft nit, hat eyn verwirret geyst, ängsten ohn grundt. Trincket gifft.

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Weissagung Johannes Lichtenbergers um 1600

Siehe auch

Weblinks

Diese machen sich üblicherweise an der Methodik fest, aber auch am Zeitungshoroskop...

Literatur

  • Dieter Kempkens: Der Erfolg der Prognostica auf dem Buchmarkt der frühen Neuzeit, In: Joachim Telle (Hrg.): Pharmazie und der gemeine Mann. Hausarznei und Apotheke in deutschen Schriften der frühen Neuzeit (Ausstellung der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel in der Halle des Zeughauses vom 23.8.1982 bis März 1983), Wolfenbüttel 1982 (= Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek, 36), 2014, S. 35–42
Buchhändler boten für Regionen oder Städte ... zuerst ›Almanach och Practica‹, ab 1611 ›Calendarium eller Almanach‹ ...

Anmerkungen und Quellen

  1. "Der Zeitungsleser". (Carl Zewy, um 1900), von Wikimedia Commons
  2. Die Texte sind nicht original mittelalterlich. Sie wurden 1992 geschrieben von Richard Vetter