Tropischer Tierkreis

Aus Astrodienst Astrowiki
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Astronomische Uhr[1]

In der westlichen Astrologie wird in der Regel mit dem tropischen Tierkreis gearbeitet.

Der tropische Tierkreis beginnt am Frühlingspunkt. Das ist die Stelle, wo die Sonne bei ihrem scheinbaren Lauf um die Erde den Himmelsäquator von Süden nach Norden überquert.[2] Der Frühlingspunkt entspricht dabei Null Grad Widder, der gegenüberliegende Herbstpunkt Null Grad Waage. Wenn die Sonne den Frühlingspunkt passiert, haben wir im Kalender den astronomischen Frühlingsbeginn bzw. die Frühlings-Tagundnachtgleiche, und wenn sie über den Herbstpunkt läuft, die Herbst-Tagundnachtgleiche (Äquinoktium). Daneben gibt es zwei weitere wichtige Wendepunkte im Sonnenlauf: die Solstitien, d.h. die Sommersonnenwende bei Null Grad Krebs, und die Wintersonnenwende bei Null Grad Steinbock).

Seine Ausrichtung an den vier Wendepunkten im Jahreskreis gab dem tropischen Tierkreis seinen Namen, der sich ableitet von griechisch tropoi, was "Wendungen, Wendepunkte" bedeutet. Anhand dieser Wendepunkte wird der Jahreskreis dann in 12 gleich große Abschnitte à 30° unterteilt = die Tierkreiszeichen von Widder bis Fische, beginnend mit dem Frühlingspunkt im Widder.

Der tropische Tierkreis ist unabhängig von der Position und Figuration der Sternbilder. Entstehungsgeschichtlich wurde er vom Sternbilder-Tierkreis abgekoppelt, als die Präzession entdeckt worden war - womit klar wurde, dass die bis dahin übliche Methode, Konstellationen und Jahresereignisse mit dem Erscheinen bestimmter Sterne festzulegen, unsinnig ist, wenn diese sich selbst um einen Grad in ca. 72 Jahren durch den Tierkreis bewegten. Dadurch unterscheidet sich der tropische von dem in Indien gebräuchlichen siderischen Tierkreis, denn dieser wird durch die Sternbilder definiert. Sein derzeitiger Abweichungswert (genannt Ayanamsha) vom tropischen Tierkreis beträgt knapp 24 Bogengrad und wird nicht von allen indischen Schulen anerkannt.

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Entstehungsgeschichte

Rafael Gil Brand: Die tropische Einteilung des Tierkreises geht auf Euktemon zurück. Er definierte schon im 5.Jahrhundert v.Chr. die Äquinoktien und Solstitien als Anfänge der Zeichen Widder, Krebs, Waage und Steinbock. Euktemon scheint sich nicht mit Astrologie beschäftigt zu haben, hat aber die chaldäischen Tierkreiszeichen mit den Monaten seines an den Äquinoktien orientierten Sonnenkalenders gleichgesetzt. Diese Definition des Tierkreises wurde von griechischen Astronomen wie Kallipos und Hipparchos übernommen. Diese tropische Einteilung griechischer Astronomen ist möglicherweise von den Babyloniern übernommen worden, insofern diese ein System benutzten, das die Aufstiegszeiten von zwölf Abschnitten der Ekliptik anzeigte.[3]

Quellen und Anmerkungen

  1. Auf der Piazza San Marco, Venedig
  2. Bezogen auf die Nordhalbkugel der Erde
  3. Rafael Gil Brand: Zur Entstehung des tropischen Tierkreises, in: Zeitschrift für Anomalistik, Band 2 (2002), S. 264-270