Uranus

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Der Uranus (Latinisierung von altgriechisch οὐρανός uranós, deutsch ‚Himmel') ist von der Sonne aus mit einer durchschnittlichen Sonnenentfernung von 2,9 Milliarden Kilometern der siebte Planet im Sonnensystem.

Uranus in Echtfarben

Symbol: A40_238.gif

Parameter Größe
Große Halbachse 19,201 AE
Umlaufzeit 84,011 Jahre
Perihel 18,324 AE
Aphel 20,078 AE
Exzentrizität 0,0472
Bahnneigung 0,770°
Äquatordurchmesser 51.118 km
Poldurchmesser 49.946 km
Mittlere Dichte 1,27 g/cm³
Neigung Rotationsachse 97,77°
Magnitude 5,5 mag
Albedo 0,51
Temperatur 76 K (−197°C)
Monde 27 plus
Ringsystem
Entdecker Wilhelm Herschel
Entdeckungsdatum 13.3.1781
Uranus-Entdeckung[1]
Kronos entmannt seinen Vater Uranus[2]

Astronomie

Uranus ist der erste Planet jenseits von Saturn, der in der Neuzeit entdeckt wurde: Am 13.3.1781 machte ihn der Amateur-Astronom Wilhelm Herschel mit Hilfe eines Teleskops erstmals am Himmel aus. Uranus ist viermal so groß wie die Erde. Er läuft auf einer annähernd kreisförmigen Umlaufbahn mit einer Exzentrizität von nur 0,0457. Sein Äquatordurchmesser beträgt 51.118 Kilometer, die mittlere Entfernung von der Sonne 2.883 Millionen Kilometer. Für einen Umlauf um die Sonne benötigt er knapp 84 Jahre; d.h. er hält sich in jedem Tierkteiszeichen ca. sieben Jahre lang auf. Die Tagesbewegung beträgt maximal 4 Bogenminuten, im Durchschnitt sind es 42 Bogensekunden. Wenn man weiß, wo Uranus am Himmel zu suchen ist, kann er mit bloßem Auge gerade noch erkannt werden. Im alten Griechenland war deswegen die Existenz dieses Planeten bereits bekannt, geriet jedoch später wieder in Vergessenheit. Auffallend ist die gekippte Rotationsachse des Uranus, die somit fast auf seiner Bahnebene liegt. Dadurch wälzt sich der drittgrößte Planet unseres Sonnensystems sozusagen nach vorn. Vermutlich ist eine vor langer Zeit erfolgte Kollision dafür verantwortlich.[3]

Mythologie

Ouranos (lateinisch Uranus) war der älteste der antiken Himmelsgötter. Gaia, die Erde, brachte ihn ohne Beteiligung eines Mannes hervor und wurde dann seine Frau. Uranos zeugte mit Gaia zahlreiche Kinder, darunter das Geschlecht der Titanen und Kyklopen. Von manchen seiner Nachkommen war Uranos jedoch so entsetzt, dass er sie gleich wieder in den Schoß von Gaia zurück stopfte. Daran drohte Gaia zu ersticken. Deshalb animierte sie ihren Sohn Kronos (Saturn), den bedeutendsten unter den Titanen, seinen Vater zu stürzen und mit einer Sichel zu entmannen.

Zwar konnte Kronos die Macht an sich reißen, doch seine Tat zeitigte ungeahnte Folgen. An der Stelle, wo Uranos' Glied ins Meer geworfen wurde, entstieg Aphrodite, die Göttin der Liebe und der Schönheit, dem Schaum. Dort, wo Uranos' Blut die Erde berührte, entstanden die Erinnyen, Furcht erregende weibliche Rachegöttinnen, die überall erschienen, wo Menschen gegen die naturgegebenen Gesetze verstießen. Sie wurden für die Menschen zu einer großen Herausforderung, denn sie wachten unnachgiebig über die Einhaltung der göttlichen Ordnung.

Insofern sorgte Uranos ohne gezielte Handlungsabsicht für einschneidende Veränderungen in der Existenz der Menschen. Scheinbar entmachtet, nahm er dennoch großen Einfluss auf den Lauf der Dinge auf Erden.

Manche Astrologen sind jedoch der Ansicht, dass der mythologische Uranos nicht die zum astrologischen Uranus passende Gestalt ist[4]. Viel besser eigne sich Prometheus (der "Vorausschauende"), der sich gegen den Göttervater Zeus auflehnte und den Menschen das Feuer brachte.

Kronos tötet seinen Vater Uranus[5]

Liz Greene[6]: Für die Völker des Altertums waren die Schönheit und Weite des sternenübersäten Himmelsgewölbes ein Zeichen für die gewaltige Macht und Intelligenz eines unsichtbaren Schöpfergottes. In Ägypten war diese unbeschreibliche Gottheit als Atum bekannt, ein formloser Geist, der die Summe aller Existenz in sich trug. Die ägyptische Himmelsgöttin Nut war sein weibliches Gesicht. In Darstellungen neigt sie ihren sternenübersäten Körper zur Himmelskuppel und berührt mit ihren Fingerspitzen und Zehen die Erde.

In Babylon hieß der Gott des Himmels Anu, dessen Name einfach "Himmel" bedeutet. Er war der oberste Schöpfergott, aber wie der ägyptische Atum blieb er abseits und außerhalb des Verständnisses der Sterblichen. Das galt auch für den antiken griechischen Gott Ouranos oder Uranus, dessen Name "der mit Sternen gekrönte Himmel" bedeutet und der - getreu seiner transzendenten Natur - nur selten in Skulpturen oder Gemälden abgebildet wurde.

Anders als der farbenfrohe Zeus, die andere große griechische Gottheit der Höhen, war Uranus nicht mit liebenswerten, fehlbaren menschlichen Zügen ausgestattet. Er war eine viel ältere Macht und sein physisches Gesicht war der Himmel selbst, denn er existierte seit Anbeginn der Zeit, bevor die anderen Götter entstanden.

Der Gott der Genesis, dessen Geist sich über das Antlitz der Urtiefe bewegte, ist der griechischen Darstellung einer riesigen, nur schwach wahrgenommenen Gottheit, durch deren Macht die Schöpfung vollendet wird, sehr ähnlich. Uranus, der Gott des Sternenhimmels, ist ein uraltes und ehrfurchtgebietendes Abbild des göttlichen Geistes, der die Idee eines Universums erdachte, bevor es überhaupt ein Universum gab.

Um das astrologische Symbol des Uranus zu verstehen, müssen wir uns den Prozess vor Augen führen, mit dem wir Menschen die Dinge in der Welt erschaffen. Bevor wir eine komplexe Struktur schaffen - ein Buch, ein Haus, ein Unternehmen, eine musikalische Komposition, die Verfassung einer Nation - müssen wir eine Vorstellung von dem fertigen Produkt im Kopf haben.

Diese Idee kann durch logisches Denken aufgebaut werden oder sie kann durch einen plötzlichen Geistesblitz entstehen. Wir können uns ihrer bewusst sein oder uns unbewusst von ihr leiten lassen, ohne uns der Quelle unseres Handelns bewusst zu sein. Aber ohne sie kann nichts Kohärentes produziert werden.

Der Prozess, eine Idee in die Realität umzusetzen, ist sowohl in der politischen Führung als auch in künstlerischen Bereichen wie der Architektur, der Innenarchitektur oder der Theaterregie offensichtlich, wo das gesamte Konzept im Kopf behalten werden muss, bevor die einzelnen Komponenten zusammengefügt werden können.

Deutung

Stichworte nach Klöckler[7]

stark und
harmonisch
stark und
disharmonisch
schwach und evtl.
disharmonisch
Naturprinzip: Plötzlichkeit, Gewaltsamkeit
biologisch: Nervensystem
organisch: Hirnhaut, Rückenmark
psychologisch: Intuition, Rhythmus (zeitlich)
Erlebnisreichtum Sensationshunger Gleichgültigkeit
Beweglichkeit Sprunghaftigkeit Unbeweglichkeit
Anregbarkeit Erregbarkeit, Reizbarkeit,
Nervosität
Apathie
Reformfreude Neuerungssucht Rückständigkeit
Intuition Phantastik, Verschrobenheit,
Skurrilität
Langweiligkeit
Selbständigkeits- und
Freiheitsdrang
Eigensinn, Mangel an Bindung Unselbständigkeit
Temperament: schizoid-nervös

Durch die Entdeckung des Uranus änderten sich die bis dahin gültigen Dimensionen des Sonnensystems schlagartig, denn er ist doppelt so weit von der Erde entfernt wie Saturn. Damit sprengte er das alte Weltbild und symbolisiert entsprechend plötzliche Umschwünge und den Vorstoß in eine andere Dimension. Betrachtet man für die Interpretation dieses Planeten auch die Zeit seiner Entdeckung, was in der Astrologie bei neu entdeckten Planeten üblich ist, so repräsentiert er die Ideale der Französischen Revolution (1789): Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und überhaupt die humanistischen Ideale der Aufklärung.

Als einer der geistigen Planeten versinnbildlicht er Prinzipien jenseits von Materie und individuellen persönlichen Grenzen. Er steht für die Intuition, für plötzliche, blitzhafte Eingebungen. Er ist folglich auch ein Symbol für die Astrologie selbst, welche ja - nach dem Prinzip der Analogie - die Zusammenhänge zwischen dem Oben (den Himmelserscheinungen) und dem Unten (dem irdischen Geschehen) zu erfassen sucht. Auch technische Geräte und Errungenschaften (wie neuerdings die Computer) und neue Medien werden ihm zugeordnet.

In der persönlichen Radix drückt Uranus das revolutionäre Potenzial eines Menschen aus. Da er sich im Horoskop von Menschen mehrerer Jahrgänge im selben Zeichen befindet, ist seine Zeichenstellung weniger individuell als seine Hausstellung. Sein Haus zeigt den Bereich an, in dem ein Mensch unkonventionell ist, zu spontanen Verhaltensweisen neigt, Grenzen sprengt und gerne ungebunden sowie originell ist. Ist er schwierig gestellt, neigt die betreffende Persönlichkeit unter Umständen dazu, alles zwanghaft anders machen zu müssen. Auch elitärer Dünkel kann zu den uranischen Schattenseiten gehören.

Im Aspekt mit einem anderen Planeten oder einer Achse ist Uranus eine Art "Beschleuniger"; er verleiht dem aspektierten Planeten Originalität und Andersartigkeit, sorgt für Überraschungen ebenso wie für blitzartige Erleuchtungen.

Ähnliches geschieht, wenn er einen Planeten oder eine Achse im Transit berührt. Ein Uranus-Transit wälzt das Bisherige um, steht für schlagartige Änderungen, aber auch für ein intuitives Erfassen von Zusammenhängen.

Astromedizin

Uranus werden die Nerven zugeordnet, und zwar in ihrer Eigenschaft als Reizleiter. Nerven übermitteln Erregungen der Sinnesorgane zum Gehirn (= sensorisch), und dieses wiederum gibt Nervenimpulse an die Muskeln ab (= motorisch).
Außerdem die Waden und Knöchel (Sprunggelenke).

Mundanastrologie[8]

Uranus steht für eine gesellschaftliche Umstrukturierung - für Zukunft und Neuerungen, aber auch eine freie Wirtschaft, für das Progressive, Moderne, für Reformen, alles vermeintlich Unkonventionelle, auch für Unruhen und Umstürze, Aufruhr bis hin zum Terror, nicht zuletzt für wissenschaftlichen Fortschritt, neue Forschungsergebnisse. Er 'regiert' die heutigen Medien bzw. neue Techniken und Erfindungen gerade in der Kommunikation (Funk, Satellit), Elektrizität und EDV bzw. Innovationen generell. Weltanschaulich bedeutet er soziale Utopien, Ideen der Volkssouveränität, Freiheit und Emanzipation; er steht für Humanität, überhaupt Demokratisierung, für ein Eintreten gegen Unterdrückung (gegen "Tyrannen"), für Anti-Autoritäres, eine Auflehnung gegen staatliche oder kirchliche Obrigkeiten, er fordert Internationalismus, ein kosmopolitisches (weltumspannendes) Denken. Von renommierten Astrologen wird der Planet jedoch dem rechten politischen Lager zugeordnet.[9] Im Sozialen repräsentiert er Freunde und Bundesgenossen ("Gleichgesinnte"), den Zusammenschluss zu Cliquen oder Interessensgruppen (beispielsweise in den Gewerkschaften); er ist außerdem ein Symbol für die Jugend und deren Motto "Schneidet die alten Zopfe ab".

Metereologisch/ klimatisch manifestiert er sich in Unwettern, (Wirbel-)Stürmen, aber auch in Erdbeben.

Die ihm zugeordneten Farben sind: blendend weiß, silberweiß.[10].

Größenvergleich Erde - Uranus

Zahl Elf

Seine numerologische Zahl ist die 11.

Mit Uranus wird das Undezil, das elfte Haus, das elfte Harmonic und das (vorletzte) Tierkreiszeichen. der Wassermann in Verbindung gebracht.

Würden

Uranus ist der neue Herrscher des Zeichens Wassermann[11] und entsprechend im Löwen im Exil. Im Skorpion steht er erhöht und im Stier im Fall.
Um die Symmetrie des Tierkreises der Klassischen Astrologie zu wahren, gilt er als Nebenherrscher des Steinbocks, dem er dadurch auch uranische Nuancen gibt, die durch dessen Hauptherrscher Saturn alleine nicht zu erklären sind.

Greenes Uranus-Buch

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Richard Tarnas: Prometheus the Awakener: An Essay on the Archetypal Meaning of the Planet Uranus. 149 Seiten. Spring Publications, Woodstock, CT 1995. ISBN 978-0882142210 Excerpt/ Afterword: The Uranus-Neptune Cycle
  • Liz Greene: Uranus im Horoskop - Prometheus und die Kunst das Feuer zu stehlen. Chiron Verlag, 1999, 2009; ISBN 392510044X

Quellen und Anmerkungen

  1. "Zwischen 10 Uhr und 11 Uhr abends" - Herschel zitiert nach Nicholas Campion, Das Buch der Welthoroskope. Edition Astrodata, Wettswil 1991, S. 483. Die gleiche Zeit (22:30 Uhr) berichtet Janduz, zitiert durch Rubertus Steeg in: Astrologischer Auskunftsbogen 71, Mai 1957. Baumgartner-Verlag Warpke-Billerbeck
  2. Gemälde von Vasari, 16. Jahrhundert
  3. Spiegel online (2015)
  4. Richard Tarnas: Uranus und Prometheus. Zollikon 1996
  5. Bildnis von Johannes Carion, 1527
  6. Text von Liz Greene, aus "Mythic Astrology", im Astrodienst-Adventskalender 2023
  7. Klöckler, Herbert Freiherr von: Kursus der Astrologie, Band II: Grundlagen für die astrologische Deutung. Astra-Verlag Berlin 1952 S. 44 f.
  8. Uranus-Neptun, Artikel von Richard Vetter 1991/ 92; in Anlehnung an Otto Rumburg, Horoskope und Politik, 1973, S. 35/ 36
  9. Ingresses: An Introduction to Mundane Astrology (Deborah Houlding, Tom Callanan & Sue Toohey, 2004).
  10. Hannelore Goos, Handbuch der astrologischen Zuordnung, mehrere Bände, Books on Demand (2002) ISBN-10: 3831131163
  11. Robert Cross Smith (der erste Raphael) nahm schon 1828 die Zuordnung des Uranus zum Wassermann vor