Valentin Naibod

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Naibod[1]
Naibods Radix, Ashmole-Manuskript 243
Naibods Horoskop nach Locke[2]

Der deutsch-italienische Mathematiker, Astronom und Astrologe Valentin Naibod[3] (alternativ: Naboth oder Valentino Nabod, latinisiert Valentinus Naiboda) wurde am 14.2.1523 jul. (Valentinstag) bzw. 24.2.1523 (greg.) um 6:32 Uhr LAT[4] (6:45 LMT) in Calau (Niederlausitz) geboren[5].
Er starb ca. 3.3.1593.[6]

Biographie

Klassisches Horoskop Naibods (Ashmole)[7]
Naibod nach Locke

Er war der Sohn jüdischer Eltern und der jüngere Bruder des Lutheranischen Theologen Alexius Naboth. 1544[8] wurde er an der Universität von Wittenberg immatrikuliert. Zu dieser Zeit lehrten dort Philipp Melanchthon und Erasmus Reinhold. Im Jahr 1550 wechselte er an die Universität Erfurt.[9] Ab 1553 lehrte er Mathematik an der Universität Köln, zunächst als Privatdozent, da seine Disziplin kein Bestandteil des Curriculums war. Allerdings machte er mit seinen fachlichen Qualitäten solchen Eindruck, dass er zum Ordinarius berufen wurde. Einer seiner Schüler war der niederländische Mathematiker Rudolph Snellius. Im Jahr 1564 legte er seine Professur nieder und zog nach Italien, wahrscheinlich erst nach Padua, später Venedig[10]. Er verlor dort wohl sein Vermögen und musste schwere Schicksalsschläge hinnehmen.

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Naboth Capella.JPG
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Naboths Darstellung der konventionellen Ansicht des Sonnensystems (links), Martianus Capellas geoheliozentrisches Modell (Mitte[11]) und des Kopernikus heliozentrisches Modell (rechts)

Tragischer Tod

Aus seinem Horoskop ersah er, dass er entsprechend der Direktionen Gefahr lief, "durch das Schwert verwundet oder getötet zu werden"[12][13]. Er traf daraufhin alle Vorkehrungen, um dem zu entgehen: er legte sich Lebensmittelvorräte an und verschloss die Fenster und Türen, mit der Absicht, sich so lange versteckt zu halten, bis die Gefahr vorüber sei. Die geschlossenen Fensterläden lockten aber wohl erst recht Einbrecher an, von denen er mit fünf Messerstichen getötet wurde, wie von ihm selbst vorausgesagt. Sein Vermieter fand ihn bereits verwest vor, als er ihn aufsuchte, um die Miete einzufordern[10]. Bei dem Einbruch wurden auch seine Handschriften entwendet.
Der Vorgang zeigt die typischen Merkmale einer "selbsterfüllenden Prophezeiung".

Astrologie

Naibod war der Autor des astrologischen Lehrbuchs "Enarratio elementorum astrologiae". Das Buch wurde von der Kirche verboten. Er wurde bekannt für seine Berechnung der jährlichen Sonnenbewegung. Astrologisch berief er sich auf Ptolemäus sowie Alcabitius. Er lehrte die Berechnung der Planetenbewegung auf Basis der Prutenischen Tafeln von Erasmus Reinhold. Ein weiteres geplantes Werk, eine kommentierte Neuübersetzung von Ptolemäus' Tetrabiblos aus dem Griechischen ins Lateinische, ist nur als Handschrift erhalten und ging nie in Druck. Die Handschriften stammen wohl aus der Zeit um 1580.

Nabod vertrat die primärdirektionale Prognosemethode, bei der die tägliche mittlere Sonnenbewegung (= Sonnenbogen) von 0°59'09" in RA nach der Geburt einem Lebensjahr gleichzusetzen war, und korrigierte damit die Angabe des Ptolemäus von exakt einem Grad pro Jahr, die noch aus der Eigenrotation der Erde abgeleitet wurde. Der Naibodschlüssel wurde von späteren Astrologen auch auf der Ekliptik angewendet, was heute als die "Mittlere Sonnenbogendirektion" bekannt ist, welche zur Klasse der symbolischen Direktionen gehört.

Werke (Auswahl)

"Enarratio" Naibods
  • Enarratio elementorvm astrologiae in qva praeter Alcabicii, qvi Arabum doctrinam compendio prodidit, expositionem, atq[ue] cum Ptolemaei principijs collationem, reiectis sortilegijs & absurdis vulgoq[ue] receptis opinionibus, de verae artis praeceptorum origine & usu satis disseritur. Arnold Birckmann Nachf.; Köln 1560 Digitalisat der FDU Sevilla
  • Primarum de coelo et terra institutionum quotidianarumque mundi revolutionum libri tres, Venetiis 1573
    Ein astronomisches Gymnasial-Lehrbuch online bei Google Books; PDF-Download
  • Astronomicarum institutionum libri III, quibus doctrinae sphaericae elementa methodo nova, facili et ad captum tyronum aptissima traduntur, Venedig (1580)
    Erläuterung des Kopernikus' "De Revolutionibus"

Weiterführende Literatur

  • James Herschel Holden: A History of Horoscopic Astrology. From the Babylonian Period to the Modern Age. Tempe/ USA 2006 (2. Auflage), 375 Seiten; "Early Modern Astrology", Seite 168
  • Lynn Thorndike: History of Magic and Experimental Science. Kessinger Publishing, 2003 ISBN 978-0766143142; Seite 199 ff.

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. Bildnis hochgeladen von Jürgen Hamel, 2014
  2. Mit einer Zeit von 7:13 LMT; The Conjurer's Magazine (1792)
  3. Biographische Informationen von Wikipedia (engl.) übernommen
  4. Geburtsdaten nach Ashmole-MS 243 und Strassoldo (Abbildung nebenstehend) 6:32 LAT, Locke zitiert eine zusätzliche Quelle mit 7:01 Uhr LAT, siehe alternative Horoskopzeichnung
  5. Alternative Geburtsorte: Erfurt (lt. AstroDatabank; beruht aber wahrscheinlich darauf, dass er dort sein Studium beendete) oder Köln (lt. "Allgemeiner Deutscher Biographie", dort war er Professor)
  6. Das genaue Todesdatum ist nicht gesichert. Laut AstroDatabank starb er am 2.7.1574 (ohne Quelle); in den Akten der Deutschen Artistennation von Abraham Sandeck, 1593, wird der dritte März angegeben, allerdings ohne Jahr, was impliziert, dass das laufende Jahr 1593 gemeint ist:
    "III martii accidit casus pertristis Valentini Nabothi Silesii senis sexagenarii, mathematici insignis: inventus is est mortuus in musaeo suo, ab hominum consuetudine et frequentia nonnihil remoto, V vulneribus confixus; uno in pectore sub mammella sinistra, altero in latere sinistr, 3 in hypochondrio dextro, 4 sub umbilico, 5 in mano sinistra. Übersetzung: "Am 3. März begab sich ein tragisches Ereignis betreffend den Schlesier Valentin Naboth, sechzig Jahre alt, einen berühmten Mathematiker: er wurde tot in seinem Arbeitszimmer aufgefunden, das abseits der frequentierten Wege lag, mit fünf Wunden: eine in der Brust unterhalb der linken Brustwarze, eine in der linken Seite, die dritte im rechten Unterleib, die vierte unter dem Nabel und die fünfte in der linken Hand
  7. Mit erläuternder Beschriftung
  8. Studienbeginn für Naibod (Matrikeleintrag): "Gratis inscripti. Anfang 1544"
  9. Acten der Erfurter Universitaet. Zweiter Theil. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen. Otto Hendel, Halle 1884 S. 380 online im Internet Archiv: "Valentinus Naboth Callensis" in der Studentenliste von 1550
  10. 10,0 10,1 Angabe der "Allgemeinen Deutschen Biographie"
  11. Identisch mit dem sog. "Tychonischen Modell" von Tycho Brahe
  12. Zitiert von Robert Cross Smith (Raphael) in: "A manual of astrology", S. 32 Online
  13. Wenn man Naibods Sonnenbogendirektion für 1593 ansieht, zeigt sich Sb-Venus Konjunktion IC, gleichzeitig Sonnenbogen-AC Trigon Mars (rückläufig in Haus 7)