Viertes Haus

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Das vierte Haus

Analoges Tierkreiszeichen: Krebs

Zugehöriger Planet: Mond

Element: Wasser

Qualität: kardinal

Geschlecht: weiblich

Quadrant: zweiter Quadrant, Nachthälfte

Natur: Fruchtbildung, Empfängnis, Quelle, See bei Mondschein

Farbe: silber, Pastelltöne, eierschalenfarbig

Archetyp: Mutter, Familie, Volk, Pflegeberufe[1]

Körperbereich: Schleimhäute, Magen[2] (siehe auch Astromedizin)

Materielle Ebene: Wohnung, Haus, Hausbesitz, Grundbesitz, Hotels, Bett, Korb,

Deutung

Das vierte Haus steht für die Wurzeln eines Menschen: für seinen Ursprung, seine Erfahrungen in der Kindheit, seine familiäre Herkunft und seine Heimat. Wie das Imum coeli, die Spitze des vierten Hauses, symbolisiert es sein tiefstes Inneres und seine seelischen Prägungen. Es beschreibt die Privatsphäre eines Menschen, im Gegensatz zum gegenüberliegenden zehnten Haus, das dem Bereich entspricht, wo ein Mensch an die Öffentlichkeit geht.

Das Tierkreiszeichen des Imum coeli sowie etwaige Planeten im vierten Haus sagen etwas darüber aus, wie und wo sich ein Mensch zu Hause fühlt, im konkreten Sinn auch etwas über sein Heim.

Seelische Wurzeln

Von Bedeutung ist das vierte Haus für die seelisch-individuelle, persönlich-subjektive Verwurzelung. Es ist der Bereich des privaten, nichtöffentlichen Gemüts und Empfindens, der Herkunftsfamilie und der Vorfahren. Die konkrete seelische Geborgenheit findet sich hier ebenso wie das sich behütet und beschützt Fühlen.

Familie

Diese ist maßgeblicher Träger des seelischen Zuhauses für ein Kind. Sie prägt das Milieu, in dem Kinder, und auch später noch die Erwachsenen, ihre Identität gewinnen, ihre individuelle Eigenheit und Kreativität (erstmals) erleben und entfalten können. Eine starke Position nimmt dabei in der Regel die Mutter ein. Allgemein sind aber sämtliche Familienmitglieder, unter Einschluss des Vaters und eventueller Großeltern, im vierten Haus abgebildet, charakterisieren das Zuhause.

Das äußere Zuhause

Alle Immobilienangelegenheiten, Hausbesitz etc., sind ebenso ein Bereich, der dem vierten Haus zugehört. Aus ihm lässt sich ersehen, ob die Umgebung des Aufwachsens angemessen, insbesondere stabil und dauerhaft war. Auch längere Heim-, Kur- und manchmal Krankenhausaufenthalte zum Zweck vor allem der Erholung und seelischen Selbstfindung können dem vierten Haus zugerechnet werden.

Nahrungsaufnahme

Der aufnehmende Charakter des vierten Hauses wird auch auf körperlicher Ebene deutlich, denn die Nahrungsaufnahme wird ihm zugeschrieben, wie auch der Magen. Dies beginnt mit der Stillung des Säuglings durch die Mutter. Die dabei erfahrene Nähe des Gebenden und des Aufnehmenden ist wichtig für die seelische Zufriedenheit und Sättigung.

Träume und Kreativität

Hier werden äußere Anregungen und Impulse in Form von Phantasien, Träumen, Wünschen und Bedürfnissen gesammelt und zu Vorstellungen und Bildern verarbeitet, sowie wollen ausgedrückt werden. Viele Künstler und Kreative sind daher mit persönlichen Planeten im vierten Haus versehen. Ihre Werke sind häufig ganz persönlicher und subjektiver Natur (Eindrucksverarbeitungen), wie es typisch ist für dieses Haus. Das seelische Erleben tagsüber kann nachts in Gestalt von Träumen bewältigt werden.

Renaissance-Darstellung des Mondes[3]

Vergangenheit und Zukunft

Personen mit einem stark besetzten vierten Haus schöpfen viel aus sich selber. Ihre Wünsche, Vorstellungen und Bilder sind häufig ein großer Antrieb für Gestaltungen. So rührt die Kreativität oft aus einem seelischen Erleben in der Vergangenheit, aus der Erinnerung z.B. an die Kindheit, an die Mutter oder die Herkunftsfamilie. Außerdem kann das vierte Haus unbewusste seelische Muster der Vorfahren weitertransportieren. Es steckt darin aber auch - analog dem Mond - eine gewisse Wechselhaftigkeit bzw. ein Wandlungscharakter, d.h. ein kreatives Potential zur seelischen Weiterentwicklung und Veränderung des eigenen Lebens; mal freiwillig, mal eher unfreiwillig. Insofern bildet das vierte Haus auch die Basis für zukünftige Entwicklungen, die man sich als Zeitstrahl vom vierten ins zehnte Haus vorstellen kann.

Visionen und Ahnungen

Aufgrund der aufnehmenden, rezeptiven Veranlagung des vierten Hauses sind Intuition, Einfühlung und subtile Wahrnehmungen ein weiteres typisches Merkmal. Man nimmt unausgesprochene, unbewusste seelische Energien anderer wie von sich selbst auf und wahr und kann sie in Visionen, Ahnungen und Träumen, die zukünftige Ereignisse vorweg nehmen, bildhaft darstellen. Verbreitet ist auch das plötzliche Vorauswissen von Nativen, meist im höhren Alter, dass sie bald sterben werden.

Lebensanfang und Lebensende

Das vierte Haus bildet sowohl Lebensanfang wie Lebensende ab. Der Lebensanfang wird mit der Schwangerschaft verdeutlicht, so dass man hier u.a. die Stimmungen bzw. häuslichen Zustände der Mutter während der Schwangerschaft ablesen kann. Der Lebensabend/ das Lebensende schließt den Kreislauf ab, der mit der Geburt begann. Die Lebensphase ab der Verrentung wird dem vierten Haus zugeordnet, ebenso der Altersruhesitz.

Vater oder Mutter

Besonders in der Hellenistischen Astrologie werden die Eltern (die Familie generell) dem vierten Haus zugeordnet; eine Unterscheidung von Mutter und Vater nach verschiedenen Häusern gibt es dort nicht. In der europäischen Astrologie des 19. und 20. Jahrhunderts entspricht das vierte Haus der Mutter und entsprechend das zehnte dem Vater, auch unter Einflüssen der [[Indische Astrologie|indischen Astrologie}} bzw. theosophischen Gedankenguts.

William Lilly, der große Astrologe des 17. Jahrhunderts, siedelt dagegen den Vater im vierten, die Mutter im zehnten Haus an. Die psychologische Astrologin Liz Greene vertritt seit längerem ebendiese Meinung.[4] Howard Sasportas schlägt ergänzend vor, "dass der ,formende Elternteil' - derjenige, der die meiste Zeit mit dem Kind verbringt und der den größten Einfluss auf seine Anpassung an die Gesellschaft hat - mit dem zehnten Haus assoziiert werden sollte, während der eher verborgene Elternteil, der eher eine unbekannte Größe ist, mit dem vierten Haus zusammen gesehen werden sollte."[5]

Die moderne Zuordnung der Mutter ins zehnte Haus ist jedoch keine klassische oder in der antiken griechischen Astrologie verankerte. Möglicherweise beruht sie auf einer fehlerhaften Übersetzung z.B. des Ptolemäus. Ansonsten ist sie zusätzlich arabisch-islamischen Ursprungs, woher Lilly sie auch übernahm. In der arabischen Astrologie selbst ist aber die Verknüpfung der Mutter mit dem zehnten Haus weniger ausgeprägt, neben der eindeutigen der Eltern und damit des Vater mit dem vierten Haus, wie in der griechischen Astrologie.[6]

Der mittelalterliche arabische Astrologe Ibn Esra notiert entsprechend die grundlegenden Kontroversen um die Zuordnung der Mutter und des Vaters zu den Horoskophäusern Vier und Zehn, zurückgehend auf Ptolemäus[7], während sein Kollege Al Biruni nur allgemein die Eltern dem vierten Haus zurechnet.[8]

Nebenbedeutungen/Häusersystematik [9]

Cousins und Cousinen väterlicherseits

Beruf des Ehepartners, weil X. Feld vom VII. Sektor

Der Schwiegervater, weil X. Feld vom VII. Sektor

Tod der Schwäger, weil 8. Feld vom 9. Sektor

Mundanastrologie

Bildet das zehnte Haus eher öffentliche Belange ab, den Staat, die Behörden, die Gesetze, die Öffentlichkeit etc., so befindet sich im vierten Haus allgemein die Bevölkerung, das Volk. Menschen mit persönlichen und gut gestellten Planeten im vierten Haus sind bei den Leuten, auch ohne reguläres Amt, oft populär bzw. beliebt; ihnen werden gerne Ehrenämter angetragen.

In Staatshoroskopen steht das vierte Haus für das wirtschaftliche Fundament (das zweite für das materiell-finanzielle), sprich: für die Landwirtschaft, vorhandenen Rohstoffe und die Immobilien (Gebäude, Wohnungen). Hier finden sich die Heimatverbundenheit (Wichtigkeit der Tradition) und die Art der Innenpolitik; im Parlament die Opposition (welche der Regierung Probleme bereitet, wenn dort ein Übeltäter steht).[10][11]

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Hajo Banzhaf; Anna Haebler: Schlüsselworte zur Astrologie. Hugendubel Verlag, München 2007
  • Herbert Freiherr von Klöckler: Kursus der Astrologie, Band II. Bauer Verlag, Freiburg 1987
  • Erich Carl Kühr: Psychologische Horoskopdeutung. Chiron Verlag, Mössingen 1997
  • Michael Roscher; Werner Völkel: Das Buch der Häuserherrscher. Chiron Verlag, Tübingen 2004
  • Claude Weiss: Horoskopanalyse, Band I. Edition Astrodata, Wettswil 2001.

Quellen und Anmerkungen

  1. Nicolaus Klein: Die Systematik des astrologischen Häusersystems. Hugendubel, München 1988
  2. Hermann Meyer: Das astrologische Häusersystem. Hugendubel, München 1996
  3. Unbekannter niederländischer Meister, ca. 1465. Die Neue Züricher Zeitung schreibt dazu 2009: Die symbolistisch-surrealistische Anmutung verblüfft: Wandelbar wie des Mondes Phasen sind die Launen der «blinden» Fortuna, deren Glücksrad von einem Esel in Bewegung versetzt wird. Derzeit sitzen der schlaue Fuchs oben und der – stolze? – Löwe unten, während der wollüstige Affe im Aufschwung, der treue Hund aber im Abschwung begriffen ist.
  4. Liz Greene: Kosmos und Seele, Frankfurt a.M. 1991, Seite 197 ff
  5. Howard Sasportas: Astrologische Häuser und Aszendenten. München 1987, Seite 75
  6. Fundierte Ausführungen von Rafael Gil Brand zu diesen Zuordnungen finden sich auf seiner Page unter hermetische-astrologie.de
  7. Ibn Esra: The Book of Nativities and Revolutions. Arhat Publications 2008
  8. Al Biruni: The Book of Instruction in the Elements of the Art of Astrology. The Astrology Center of America, Bel Air (USA) 2006, S. 60
  9. Siehe Lehrbuch von Gertrud Hürlimann, Die nähere Bedeutung der Sektoren, Zonen, Felder oder Häuser (Astrodienst 2016)
  10. Ingresses: An Introduction to Mundane Astrology (Deborah Houlding, Tom Callanan & Sue Toohey, 2004)
  11. Otto Rumburg: Horoskope und Politik, Bietigheim 1973, S. 52
  12. Aus: The Houses - Temples of the Sky, 1996.