Wendekreis

Aus Astrodienst Astrowiki
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Wendekreise und Äquator

Auf der Erde gelten als "Wendekreise" die Breitenkreise von je 23°26'16" nördlicher und südlicher Breite. Auf diesen beiden Breitenkreisen und zwischen ihnen kann die Sonne am Mittag senkrecht am Himmel stehen (= im Zenit), so dass ein senkrechter Stab darunter keinen Schatten mehr wirft.

Auf den Wendekreisen ist dies nur an den Tagen der Sonnenwende (Solstitium) selbst der Fall: Auf dem nördlichen, dem Wendekreis des Krebses, befindet sich die Sonne zur Zeit der Sommer-Sonnenwende an ihrem Höchststand, also um den 22. Juni. Am südlichen (Wendekreis des Steinbocks) steht sie zur Zeit der (europäischen) Winter-Sonnenwende mittags senkrecht oben, d.h. um den 22. Dezember.

Das Sternbild, das die Sonne nördlich des Äquators zur Sonnenwende durchquerte, war bis 15 v.Chr. das Sternbild Krebs, und danach das Sternbild Zwillinge. Seit 1990 n.Chr. findet die Sommersonnenwende im Sternbild Stier statt, weil sich die Äquinoktialpunkte im siderischen Bezugssystem durch die Präzession langsam verschieben.[1]

Die Wendekreise haben vom Äquator auf der Erdoberfläche je einen Abstand von 2.609 km. Der Gürtel zwischen nördlichem und südlichem Wendekreis wird auch die Tropen genannt.

Am Himmel (Himmelskugel) sind die Wendekreise parallele Kreise zum Himmelsäquator. Sie tangieren (berühren) die scheinbare Jahresbahn der Sonne (Ekliptik). Ihr Winkelabstand vom Himmelsäquator ist ebenfalls ± 23°26'16". Dies sind zugleich die Grenzwerte für den sogenannten Deklinationswinkel der Sonne.[2]

Der astrologiekundige amerikanische Autor Henry Miller schrieb in den 1930er Jahren Romane mit den Titeln Wendekreis des Krebses und Wendekreis des Steinbocks.

Quellen & Anmerkungen

  1. Im Süden steht die Sonne zur Sommersonnenwende, bedingt durch die Präzession, nicht mehr im astronomischen Steinbock, sondern im Sternbild Schütze.
  2. Ursache für die tägliche Änderung der Sonnen-Deklination, für die Existenz der Wendekreise und der Jahreszeiten, ist die 23°26'16"-Schiefe der Erd-Achse relativ zu ihrer Bahnebene.