Wilhelm Knappich

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Wilhelm Knappich

Wilhelm Knappich wurde am 9.10.1880 um 7:29 LMT in Wien geboren.[1]
Er starb (neunzigjährig) am 28.12.1970.[2]

Lebenslauf

Er verlor im siebten Lebensjahr beide Eltern und kam daher in ein Waisenhaus. Aufgrund seiner Liebe zu Büchern begann er 1900 bei der Wiener Handelskammer eine bibliothekarische Ausbildung. Bald wurde er dort zum Bibliotheksdirektor ernannt. Schon 1933 trat er in den Ruhestand.

Astrologie

Knappichs Geburtshoroskop

Bereits am 22.5.1912 wurde er für ein Jahr zum Präsidenten der Astrologischen Gesellschaft gewählt (heute Österreichische Astrologische Gesellschaft). 1941 ließ ihn die Gestapo nach einem "Besuch" in Ruhe, da er erfolgreich argumentierte, nie ausübender Astrologe, sondern nur Forscher gewesen zu sein. Nach dem Zweiten Weltkrieg reaktivierte er zusammen mit Gräfin Zoe Wassilko-Serecki die ÖAG in Wien, deren Präsidentschaft er am 29.9.1945 abermals übernahm, diesmal für einen Zeitraum von vier Jahren (bis 1949).[3] Er war seit 1930 Mitarbeiter der astrologischen Zeitschrift "Zenit" von Hubert Korsch, neben Walter Koch und anderen Astrologen.[4] Nach seiner Pensionierung widmete er sich zusammen mit Walter Koch der Geschichte astrologischer Häuser und ihren Berechnungsgrundlagen. Mit seinem Werk Horoskop und Himmelshäuser - Grundlagen und Altertum (1959) schuf er mit Koch eine der umfassendsten Analysen antiker Häusersysteme. Ebenso gelten seine weiteren Schriften als Standardwerke zur Geschichte der Astrologie.

Kontroverse um seine "Geschichte der Astrologie"

Eine größere Kontroverse gab es innerhalb der ÖAG um Knappichs Geschichte der Astrologie von 1967. Diese wurde inbesondere von Zoe Wassilko-Serecki als kontraproduktiv für die Astrologie eingestuft. Knappich wurde vorgeworfen, dass die "Astrologie in einer noch nie dagewesenen Weise aus dem eigenen Lager angegriffen, entstellt und entwertet" worden sei[5]. Wassilko kritisierte insbesondere, dass auch Fehler und Irrtümer von Astrologen deutlich gezeigt wurden und weniger die astrologische Lehre als solche dargestellt werde. Weiter bemängelte sie, dass etwa die astrologischen Häuser von Knappich als "menschengemacht" dargestellt und von ihm als an Aberglauben grenzend bezeichnet würden. Außerdem ziehe er die Möglichkeit astrologischer Prognosen in Zweifel, und orientiere sich damit stark an der symbolischen Astrologie von Carl Gustav Jung. Auch stelle er den Determinismus in Frage. Infolge dieses Werkes wurde ihm schließlich die Ehrenmitgliedschaft in der ÖAG aberkannt.

Knappich (rechts) und Alfred Max Grimm 1958[6]

Rückblickend kann diese Einschätzung jedoch nicht geteilt, wohl aber davon ausgegangen werden, dass Knappich sein Werk aus Sicht der - heute so bezeichneten - psychologischen Astrologie schrieb. Hier zeigte sich ein erstes Mal der tiefe Graben zwischen psychologischer und klassischer Astrologie, der auch heute noch nicht überbrückt ist. Inzwischen wird Knappichs Werk in Astrologenkreisen wegen seiner neutralen Darstellung und aufgrund seines Faktenreichtums hoch geschätzt.

Werke

  • Artikel Placido de Titi's Leben und Lehre, in Zenit 1935, Heft 7-11
  • Die Astrologie im Weltbild der Gegenwart. Eine kritische Untersuchung. 107 Seiten. Stadler Verlag Villach 1948
  • Der Mensch im Horoskop. Versuch einer Charakter- und Lebenslaufdeutung auf Grund der symbolischen Astrologie . 215 Seiten. Stadler Verlag Villach 1951
  • Die Habsburger-Chronik. Lebensbilder, Charaktere und Geschichte der Habsburger. Verlag Das Bergland Buch 1959; 1969
  • Horoskop und Himmelshäuser - Grundlagen und Altertum, zusammen mit Walter Koch. 144 Seiten. Sirius-Verlag 1959
  • Beiträge zur Geschichte der Astrologie. 59 Seiten. Zenit-Verlag 1958
  • Geschichte der Astrologie. 400 Seiten. Klostermann-Verlag 1967; 1988 ISBN 978-3465029847 Anfang des Buches online Rezension auf Sternwelten
  • Entwicklung der Horoskoptechnik vom Altertum bis zur Gegenwart postume Ausgabe, bearbeitet und herausgegeben von Sándor Belcsák, ÖAG Nr. 38-39 1978
  • Charakter und Schicksal: Nach den Erfahrungsregeln der psychologischen Astrologie. Hrsg. von Kurt J. Bruk, bearbeitet von Frank Hofmann. 2 Bände, 142 Seiten. Arcturus Verlag 2001 ISBN 978-3901489174

Quellen und Anmerkungen

  1. Astrodatabank/Knappich Wilhelm: Hans Taeger zitiert Sándor Belcsák, der die Auskunft von Knappich selbst bekam (Rodden Rating A)
  2. Quelle: Wikipedia/Wilhelm Knappich
  3. Wilhelm Knappich (auf Sternwelten)
  4. Koch, Walter: Dr. Korsch und die Astrologie. Zenit-Verlag, München 1956, S. 7
  5. AKB 207, September 1968. Baumgartner-Verlag, Warpke-Billerbeck
  6. Auf einer Jubiläumsveranstaltung der ÖAG in Wien, November 1958