Zwölftes Haus

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Das zwölfte Haus

Analoges Tierkreiszeichen: Fische

Zugehöriger Planet: Neptun (traditionell: Jupiter)

Element: Wasser

Qualität: Veränderlich

Geschlecht: Weiblich

Quadrant: Vierter Quadrant, Taghälfte

Natur: Nebelschwaden, Ozean, durchdringende Feuchtigkeit, Zeit unmittelbar vor der Keimung

Farbe: Lila, schillernde Farben, Rosa

Archetyp: Märtyrer, Weiser, Obdachloser, Flüchtling, Heiliger, Mönch/ Nonne

Körperbereich: Füße, Hormonsystem, Hypophyse[1] (siehe auch Medizinische Astrologie)

Deutung

In keinem anderen Haus liegen Täuschungen, Enttäuschungen, Sucht und Flucht, Illusionen und Desillusionierung, Erlösung und Auflösung, Hingabe und Selbstlosigkeit, Chaos/ Verwirrung und umfassendes Verstehen bzw. ganzheitliche Empfindungen so nahe beieinander. Und in keinem anderen werden Gut und Böse so wenig getrennt. Es ist der Bereich im Horoskop, der am weitesten vom gewöhnlichen Lebensalltag, vom privaten Leben weg führt, von den gewöhnlichen, persönlichen Wahrnehmungen, Tätigkeiten und Antrieben, Berechenbar- und Nützlichkeiten. Nehmen wir z.B. im im sechsten Haus unsere persönliche Existenz wahr und sichern diese, so können wir im zwölften die überpersönliche Transzendenz erleben.

Gertrud Hürlimann: Der 12. Sektor/Feld/Haus, dem Neptunzeichen Fische verwandt, ist der Bereich der inneren Entwicklung, der kosmischen Fähigkeiten, der Bewusstseinserweiterung, der Transzendenz, der Ahnungen, der Inspiration, der Besinnung; der Zurückgezogenheit, der Stille, okkulter Forschungen, der Spezialleistungen, dem Arbeiten im Hintergrund als Beruf oder Berufung (Sextil zum X. Sektor), deren Ergebnisse später in der Öffentlichkeit bekannt werden (Fische/12. Feld spiegelt sich in Waage/VII. Feld). Nach der Glahn-Methode ist das 12. Feld das geistige Haus des Berufes. Ferner gehören zum 12. Bereich die Läuterung, die Isolierung, die Prüfungen, Heimlichkeiten und heimliche Affären; auch alles, was untätig macht oder chronische Arbeitsunfähigkeit verursacht oder die Teilnahme am aktiven Leben verhindert. Außerdem wird alles Verborgene oder Weltabgeschiedene, abgeschlossene Räumlichkeiten wie Klöster, geschlossene Anstalten, Spitäler, Altersheime, Gefängnisse symbolhaft im 12. Haus ausgedrückt. Es gibt aber auch eine angenehme Zurückziehung und Einsamkeit wie Badeorte, Kuren, Häuslichkeit. Ferner sind dem 12. Feld zugehörig: viele kleine Widerwärtigkeiten, vor allem auf seelischem Gebiet, heimliche Feinde, Wahrnehmung und Ausdruck der eigenen Verantwortung, chronische Krankheiten, Flucht in die Krankheit, Verdrängtes, psychosomatische Erkrankungen als Folge von Verdrängungen, aber auch die pflegende Umwelt.
Die Aussagen für das 12. Feld sind in der ganzen Literatur vorwiegend belastend. Hölle und Fegefeuer scheinen im 12. Sektor sich zu befinden und nicht in einer jenseitigen Sphäre. Fische/12. Feld spiegelt sich in Waage/7. Feld. Auch eine Partnerschaft, oder für einenEinsamkeitsliebenden die Öffentlichkeit, kann die Hölle sein. Das zwölfte Feld ist ein karmisches Feld in positivem wie negativem Sinne. Dort liegt die Differenz von Soll und Haben.
Mitregenten des Zeichens Fische sind der Mond und Pluto, und zwar der Mond im zweiten Dekanat (psychologisches Dekanat) und Pluto im dritten Dekanat (kollektives, magisches Dekanat). Manchmal befinden sich in Fische/Neptun eine Menge verborgener Schätze im Sinne von Talenten, also auch der Himmel. So liegen denn Himmel und Hölle im Unbewussten, die sich positiv oder negativ in Bewusstseinszuständen manifestieren.
Das Tor zur Unterwelt soll in 2° Fische liegen. Mit Unterwelt ist der Zugang zum Unbewussten und den Archetypen gemeint, der Weg zu den Müttern. Der Weg zu den Müttern ist das Element Wasser, die heiligen Quellen, Erdtrichter, Brunnen, Zisternen, Teiche und Seen. Krebs als Wasserzeichen ist die Quelle, Skorpion der Fluss oder auch stehende Gewässer, Fische das Meer.
Um zum Unbewussten zu gelangen, muss der Horoskopträger gute Beziehungen zu Saturn, dem Hüter der Schwelle, Pluto, dem Herrn der Unterwelt, sowie zu Neptun, Herr der Ozeane, unterhalten. Sonst bleibt das Tor geschlossen und wird erst nach vielen zu überwindenden Hindernissen geöffnet.
Was das zwölfte Feld für den Horoskopeigner bedeutet, zeigt der Herr des 12. Hauses und dessen Aspektierung sowie Planeten, die den 12. Sektor besetzt halten. Sind es viele, dann liebt der Horoskopeigner die Zurückgezogenheit. Er wird im Hintergrund, in der Stille schaffen. Vielleicht ist er «Klosterinsasse» oder arbeitet in einem Spital. Je nach Thema halten auch Berühmtheiten das zwölfte Feld gut besetzt. Das zwölfte Feld entscheidet oft mehr, was die Nachwelt vom Nativen hält, weil der 12. Sektor die Wirklichkeit darstellt, wo bleibende Werte geschaffen werden.
Planeten, die im 12. Feld plaziert sind, zeigen Begabungen und Fähigkeiten an, die erst dann zur vollen Leistung entwickelt werden können, wenn einem andere Lebensnotwendigkeiten abgenommen werden, wenn man sich ganz auf die angelegte Möglichkeit konzentrieren kann. Es sind Hinweise auf ein Spezialistentum. Das 12. Feld ist aber auch das Feld der Weisheit und der geistigen Reife1.

Wer einsam ist, der hat es gut,
weil keiner da, der ihm was tut.

Wilhelm Busch

Rückzug

Das zwölfte Haus steht für den Rückzug vom Lärm der herkömmlichen Welt, von den gängigen Normen, der üblichen Vernunft, den (im Zehnten) an uns gestellten Aufgaben, Gesetzen und Pflichten. Dies kann freiwillig geschehen, weshalb das Haus längere Kloster- und Kuraufenthalte anzeigen kann; oder auch unfreiwillig - so dass ihm ebenfalls Waisenhaus-, Heim-, Internats-, Krankenhaus- und Gefängnisaufenthalte sowie Verbannungen zugeordnet werden. Steht man im sechsten Haus mitten im Leben der alltäglichen Anforderungen, erlebt man im zwölften die Abgeschiedenheit davon. In Zeiten eines schwierigen Transits oder bei Auslösungen bietet sich ein sog. "Sabbatjahr"an.[2]

Visionen und Träume

Schlaf und Traumwelt gehören zu diesem Haus, sowie alles, was den Menschen mit anderen Dimensionen in Verbindung bringt, z.B. Mystik, Tiefenpsychologie, Visionen, Hellsichtigkeit, Telepathie, Vorauswissen, Gesichte, etc.[3] Das Tierkreiszeichen an der Spitze des zwölften Hauses und etwaige in ihm vorhandene Planeten sagen etwas darüber aus, wie jemand mit diesen nicht greifbaren Dingen umgeht, aber auch, wie er den Kontakt zu dem sucht, was ihn die Einheit mit allen Menschen jenseits der äußeren Realität erfahren lässt. Die (mythische) Schifffahrt auf den Meeren, wie die Ozeane selbst, gehören ebenfalls in diesen Zusammenhang

Flucht und Abhängigkeiten

Die unpersönlichen Energien des zwölften Hauses, die auf unbewusster Ebene eine große Sehnsucht nach einer heilen Welt auslösen können, nach einem idealen Zustand ohne Herausforderungen durch die herkömmliche irdische Realität, erleben viele Betroffene über Rauschmittel und Betäubungen, was die Kluft zwischen dem normalen Alltag, z.B. des sechsten Hauses, und dem ersehnten Paradies jenseits irdischer Verantwortung überbrücken soll.

Die imaginäre Welt

Im zwölften Haus sind alle unbeständigen (fiktionalen) Phantasien, Vorstellungen und Imaginationen angesiedelt, die auch den Filmsektor, das Fernsehen und die bildhaften Massenmedien samt ihren Darstellern und Akteuren ausmachen. In früheren Zeiten waren Märchen, Mythen, Sagen und Legenden Träger dieser Phantasien und Geschichten bzw. Erzählungen.

Selbstlosigkeit und Dienst am Nächsten

Auf der positiven Seite stehen hier alle Bewegungen und Einrichtungen, die selbstlos und barmherzig helfen, die karitativ tätig sind bzw. sich dem Wohl aller Bedürftigen, der vom Schicksal Geschlagenen annehmen, ohne Ansehen von Herkunft und sozialem Status. Liegt ein Schwerpunkt des Horoskopes im zwölften Haus, so empfindet sich ein Mensch oft selbstlos, und mitfühlenden, helfenden Berufen nahe, oder Hilfsorganisationen. Er entwickelt vielleicht sogar ein Helfersyndrom, mit dem er leidende Menschen retten möchte, und darin seine eigene unsichere (seelische) Existenz bestätigt sieht.

Schicksal

Die überpersönliche kollektive, schicksalhafte Qualität des zwölften Hauses wird dadurch deutlich, dass ihm auch Seuchen, Massenschicksale, Tsunamis oder Sturmfluten zugerechnet werden. Bezeichnend dafür ist der Umstand, dass man schicksalhaften Ereignissen gegenüber in der Regel völlig hilflos und ausgeliefert ist. Ein seit dem Zwanzigsten Jahrhundert weltweit verbreitetes Phänomen sind auch Flüchtlingsströme, Vertreibungen und zwangsweise Umsiedlungen. Ein Mond z.B. im zwölften Haus oder der Herrscher des vierten Hauses dort sind ein Hinweis auf solche Schicksale in der Herkunftsfamilie, bei der Elterngeneration.

Verdrängungen

Das 12. Haus ist der Ort der hinabgesunkenen Erinnerungen. Unbewusste, verdrängte und nicht greifbare, unbekannte Persönlichkeitsanteile sind hier oft angesiedelt, und werden teilweise über Partnerschaften (d.h. in der Projektion) ins Leben des Betroffenen zurückgeholt; im Guten wie in der Herausforderung. Im krassesten Fall wird die unbewusste Ignorierung z.B. von Gesetzen irgendwann eine Gegenreaktion hervorrufen (Gefängnisaufenthalte) oder möglicherweise eine Verwicklung in kollektive Schicksale und Ereignisse. Im positiven Fall eröffnet die Begegnung mit den verdrängten Persönlichkeitsanteilen einen tieferen, vollständigeren Zugang zur eigenen, umfassenderen Persönlichkeit. Massive verdrängte Persönlichkeitsanteile im zwölften Haus können ein Fall für die Psychiatrie werden, für geschlossene Anstalten. Wer sich chronisch verfolgt fühlt, von gesichtslosen Gegnern bedrängt, kontrolliert, manipuliert und beobachtet, erlebt sein zwölftes Haus ebenfalls in der Projektion.

Heimliche Feinde

Alle Heimlichkeiten sowie verborgene Feinde[4] sind Thema dieses Hauses. Die hellenistischen Astrologen bezeichneten das 12. Haus als „Kakos Daimon“, den bösen Geist. Saturn hat aus traditioneller Sicht seine Freude im 12. Haus. Der schlechte Ruf des 12. Hauses in der Antike basiert auf seiner Position direkt über dem Aszendenten.[5]Auch geheime Feinde, "Staulking", Vergiftungen durch andere, anonyme Drohungen und Sabotage gehören hierher. Bzw. in psychologischer Sicht unbewusste, abgespaltene Persönlichkeitsanteile, Täuschungen, Illusionen, Süchte und Drogen.[6]

Meditation: Möglichkeit, in Abgeschiedenheit die Ganzheit und Fülle des zwölften Hauses zu erfahren[7]

Erlösung und innere Religion

Im Unterschied zum gegenüberliegenden sechsten Haus, wo es um alltägliche Dinge, um Ordnung, Vernunft, Dienstbarkeit und Anpassung an die Umwelt geht, beschreibt das zwölfte Haus transzendente, grenzenlose, ganzheitliche, unaussprechliche Erfahrungen und Wahrnehmungen, wie auch eine gewisse Isolation vom gewöhnlichen Leben. Auf seelischer Ebene kann das zwölfte Haus ermöglichen, dass man sich aus alten Verstrickungen löst. Erlösung findet in innerer Religiosität statt (im Unterschied zur äußeren, "weltlichen", weltbejahenden Religion des neunten Hauses), in Meditation und zurückgezogener Mystik ("Wundern"), fern von erdrückenden Strukturen, Pflichten, Normen und Gesetzen.

Die heile Welt

Letztlich sagt das zwölfte Haus: "Alles ist eins". Differenzen und Unterschiede werden verwischt, Schranken durchlässig. Der äußeren, trennenden, unterscheidenden Realität (etwa des sechsten und zehnten Hauses) wird die universelle und heile, kosmopolitische Einheit aller Menschen entgegengesetzt. Utopische, eschatologische Vorstellungen mit ihren Heilserwartungen - z.B. des Kommunismus, der "Gleichheit aller" - sind hier angesiedelt.

Hinter den Kulissen

Sind die "kleinen Tiere" im sechsten Haus zu finden, so stecken die "großen Tiere", im direkten wie im übertragenen Sinne, im zwölften Haus, also einflussreiche Persönlichkeiten hinter den Kulissen (Graue Eminenzen, "Strippenzieher").

Alternative Lebens-, Sicht- und Heilungsweisen

Typischerweise sind hier naturheilkundliche Heilweisen, alternative Lebensstile wie Subkulturen anzutreffen, die außerhalb der "vernünftigen", kritisch-angepassten Lebensrealität des sechsten Hauses stehen. Auch ein Hingezogen sein bzw. eine Passion für existenzielle Themen wie Psychologie, Esoterik oder Astrologie.

Nebenbedeutungen/Häusersystematik[8]

Onkel und Tanten väterlicherseits, weil 3. Haus (Geschwister) vom X.

Krankheit des Gatten, weil 6. Haus vom VII. Sektor

Partner der Angestellten, weil VII. Feld vom 6. Sektor

Mundanastrologie

Politisch und gesellschaftlich steht das zwölfte Haus für Gefängnisse und Heime, die Psychiatrie, Krankenhäuser und Seuchen. Auch für Schwache und Bedürftige bzw. die entsprechenden Hilfsorganisationen. Generell für sog. "Asoziale", Kriminalität, Krisen, Skandale, Korruption, Verschwörungen und Spionage ("Staatsfeinde").[9][10]

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Hajo Banzhaf; Haebler, Anna: Schlüsselworte zur Astrologie. Hugendubel Verlag, München 2007
  • Deborah Houlding: Die astrologischen Häuser – Tempel der Planeten. Chiron Verlag, Tübingen 2012
  • Nicolaus Klein: Die Systematik des astrologischen Häusersystems. Schirner, Darmstadt 2004
  • Herbert Freiherr von Klöckler: Kursus der Astrologie, Band II. Bauer Verlag, Freiburg 1987
  • Michael Roscher; Völkel, Werner: Das Buch der Häuserherrscher. Chiron Verlag, Tübingen 2004
  • Howard Sasportas: Astrologische Häuser und Aszendenten. Knaur, München 2000
  • Claude Weiss: Horoskopanalyse, Band I. Edition Astrodata, Wettswil 2001
  • Meridian (Zeitschrift)-Schwerpunktthema Das 12. Haus, Heft 3/ 2001
  • Martin Banger: Das zwölfte Haus und unsere pränatalen Prägungen. Wie die Erfahrungen in der Schwangerschaft unser Leben mitbestimmen. 162 Seiten, 68 Abbildungen. Chiron Verlag, 2016 ISBN: 978-3-89997-246-7, EAN: 9783899972467
Mit zahlreichen Beispielen aus Bangers Beratungspraxis

Quellen und Anmerkungen

  1. Hermann Meyer: Das astrologische Herrschersystem. Wechselwirkungen im Horoskop. Hugendubel/ München 1998, ISBN 978-3-88034-905-6, S. 359
  2. D.h. eine freiwillige Auszeit vom anstrengenden Arbeitsleben
  3. Karen Hamaker-Zondag: Das 12. Haus. Die verborgende Kraft in unserem Horoskop, Kailash (Hugendubel), München 2000, ISBN 9789076274362, S. 40
  4. Im Gegensatz zu den offenen Feinden, die im siebten Haus gefunden werden
  5. Dahinter steckt das Gefühl einer schier ausweglosen Verzweiflung, angesichts von schrecklichen (evtl. Kindheits- oder vorgeburtlichen) Erfahrungen. Siehe Artikel von Monika Heer
  6. Karen Hamaker-Zondag Häuserherrscher und Häuserbeziehungen. Kailash, München 1999, ISBN 9789076274263, S. 159
  7. Tibetischer Buddha
  8. Siehe Lehrbuch von Gertrud Hürlimann, Die nähere Bedeutung der Sektoren, Zonen, Felder oder Häuser (Astrodienst 2016)
  9. Otto Rumburg: Horoskope und Politik, Bietigheim 1973, S. 71
  10. Ingresses: An Introduction to Mundane Astrology (Deborah Houlding, Tom Callanan & Sue Toohey, 2004)
  11. Aus: The Houses - Temples of the Sky.