Johannes Vehlow

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Vehlows Erdglobus im Tierkreis[1]
Johannes Vehlow
Vehlows Geburtshoroskop
Radix Vehlows mit seinem Häusersystem

Johannes Vehlow wurde am 21.9.1890 um 18 Uhr 12 in Rügenwalde geboren.[2]
Er starb am 6.3.1958 um 16:14 Uhr in Berlin an einem Herzschlag.

Biographie

Schon in jungen Jahren kam Vehlow nach Berlin, wo er bis zu seinem Lebensende ansässig blieb.
Er betätigte sich zunächst auf künstlerischen Sektor. Mit 25 Jahren gründete er eine Familie: er heiratete und seine Frau schenkte ihm den einzigen Sohn Manfred. Seine christlich-esoterisch geprägte Weltanschauung machte ihn zum Gegner jeglicher Diktaturen. So wurde auch er während des Nazi-Regimes angefeindet. Im Sommer 1941 wurde er im Zuge der Astrologen-Razzia[3] inhaftiert und seine Bücher wurden vernichtet. Für ein halbes Jahr blieb er in Haft und erhielt bis zum Kriegsende Berufsverbot. In den Folgejahren war er in der Filmbranche tätig, u.a. bei der Ufa. Ende 1944 wurde er als 53-Jähriger noch zum sogenannten Volkssturm eingezogen und geriet in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er glücklicherweise schon 1945 entlassen wurde. Einen Tag vor der Kapitulation wurde seine Wohnung in Berlin noch ausgebombt. Dabei verlor er seinen gesamten Besitz.

Band 1[4]
Tattwastrahlen-Band[5]

Astrologie

Er begann sich im Alter von 25 Jahren mit der Astrologie zu beschäftigen. Von da an ließ sie ihn nicht mehr los, und er ging den überlieferten Lehren auf den Grund. Wie intensiv er sich dabei mit allen Richtungen auseinandersetzte, geht aus seinem Lehrkursus der wissenschaftlichen Geburts-Astrologie hervor, worin er ausführlich die verschiedenen Gebiete der astrologischen Deutung behandelt. Dieses Lehrwerk in schließlich neun Bänden, welches ab Ende der 1920er Jahre im Inveha-Verlag erschien, ist noch heute bei der Vehlow-Gesellschaft erhältlich. Daneben gab er 16 Jahre lang den Vehlow-Kalender heraus und betrieb in Berlin eine Astrologieschule. Er arbeitete als Berufsastrologe, hielt zahlreiche Vorträge und schrieb Artikel in den Zeitschriften Zenit und Mensch im All, beteiligte sich so an den fruchtbaren astrologischen Diskussionen der 1920er und 1930er Jahre.

Am 17.12.1934 wurde um 20 Uhr 30 in Hamburg von Kurt Stawitz und Wilhelm Kummetat die Astrologische Vehlow-Gesellschaft gegründet.

Nach dem Krieg wurde er erneut Vollzeit-Astrologe - tagsüber hielt er Konsultationen für Klienten ab, abends widmete er sich seiner Lehrtätigkeit. Außerdem engagierte er sich wieder in astrologischen Verbänden. Er wurde Vorstand der Prüfungskommission des DAV in der Ortsgruppe Berlin, und 1946 schloss er sich der Kosmobiosophischen Gesellschaft Hamburg an. Ab 1947 war er Mitglied des Forschungsrates der KG. Die erste von der KG publizierte Schrift war seine Abhandlung über Die Korrektur mit dem goldenen Schnitt.

In Anerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiet der Astrologie ernannte ihn die Freie Universität für Psycho-Biophysik in Triest 1955 zum Professor honoris causa.

Titelseite Band 2
Vehlows Tattwastern

Vehlows Deutungssystem[6]

Den Kern von Vehlows Deutungssystem bildet seine sogenannte 'antike Häusermanier', ein Komplex von "drei grundlegenden Felderkreisen" (Vehlow) mit seiner eigenen Variante der äqualen Häuser. Er wollte mit seinem "Horoskop-System" an die antiken astrologischen Überlieferungen anknüpfen, und postulierte folgende drei Kreise:

  • Das Thema mundi nach Firmicus Maternus mit den Ganzzeichen-Häusern (= ein Tierkreiszeichen) - als Entsprechung für die Erde - das Körperliche, das Stoffliche. Das erste Haus beginnt in diesem System mit dem Aszendenten in 15° Widder und umfasst das ganze Widder-Zeichen, die nachfolgenden Horoskop-Häuser entsprechen den nachfolgenden Zeichen
  • Die Horizonthäuser bzw. die zwölf Stellen des Glücks - als Entsprechung für den seelischen Körper des Menschen, seine Aura und sein Schicksal. Der Aszendent befindet sich in der Mitte des 1. Ortes (Vehlow), das Haus erstreckt sich über 15° zu beiden Seiten des Aszendenten. Ihm folgen die weiteren Häuser mit jeweils dreißig Grad Größe
  • Die Sonnenhäuser als Entsprechung für das geistige Prinzip des Menschen, sein höheres Selbst. Das erste Haus erstreckt sich wieder über dreißig Grad, nun mit der Sonne exakt in der Mitte als Ausgangspunkt; die Häusergrenzen des ersten Hauses liegen also jeweils im Abstand von 15° zur Sonne. Alle nachfolgenden Häuser nehmen wieder jeweils dreißig Grad ein.

Vehlow hatte seine Häusermethode in der Praxis erprobt, und war davon überzeugt, dass sie in der Deutung zu hundertprozentigen Treffern führt. Er hielt den Gebrauch der inäqualen Häuser für gefährlich, und führte Fehldeutungen darauf zurück. Mit dieser Einstellung musste er jedoch viel Kritik von Kollegen hinnehmen.

Werke[7]

  • Das Horoskop der Deutschen Republik, Linser, Berlin-Pankow 1922
  • Das Zeitalter der Unruhen und Kämpfe – Eine astrologische Betrachtung der Einflüsse unseres Planetensystems auf die Entwicklung des Menschengeschlechts unter Berücksichtigung des Horoskops der Welt, Linser, Berlin-Pankow 1922
  • Das Horoskop des Reichspräsidenten von Hindenburg, A.R., 17.Jhg. 1925, Heft 4/5
  • Das Häuserproblem in der Astrologie, AsBl, 13.Jhg. 1931, Hefte 6, 8-9
  • Das Horoskop des Reichskanzlers Adolf Hitler, Mensch im All, 5.Jhg. 1933, Heft 7
  • Wissenschaftliche Begründung der Lehre von den Transiten, Mensch im All, 9.Jhg. 1936, Heft 2
  • Über Stundenhoroskope, Mensch im All, 9.Jhg. 1937, Heft 8/9
  • Die Korrektur mit dem goldenen Schnitt, Kosmobiosophische Gesellschaft, 1947
Vehlows Unterschrift
  • Lehrkursus der wissenschaftlichen Geburts-Astrologie, Peters, Berlin 1926–1955
  • Im ersten Band seines neunbändigen Lehrwerk werden zunächst die weltanschaulichen und philosophischen Hintergründe der Astrologie beleuchtet, dann folgt der eigentliche Kern des Systems nach Vehlow: das 'antike Häusersystem'.
  • Im zweiten Band folgen die Berechnungsgrundlagen des Horoskops, die Aspekte, das System der Würden und Schwächen, Sensitive Punkte und Fixsterne
  • Im dritten Band werden die Deutungen für Planeten, Tierkreiszeichen und Elemente, sowie die Deutungen der zwölf Häuser und deren Herrscher ausführlich behandelt. Im Anhang gibt es eine Auflistung astrologischer Analogien zu Mineralien, Pflanzen und Tieren
  • Band 4 vertieft die Deutungsgrundlagen durch die Kombinationen zwischen Planeten und Tierkreiszeichen, Häusern und Planeten mit Planeten. Außerdem behandelt er die Interpretation des Horoskops hinsichtlich der verschiedenen Lebensbereiche
  • Danach folgen in Band 5 die Darstellung der Direktionen und die Geburtszeitkorrektur
  • In Band 6 Transite, Solar und andere Revolutionen
  • In Band 7 geht Vehlow auf Spezialgebiete der Astrologie ein (Lunationshoroskop, Esoterische Astrologie, Karmaastrologie, Paarvergleich, Tattwas, Astrometeorologie, Finsternisse)
  • Band 8 folgte erst 1955 und behandelte die Aspektkombinationen und kabbalistische Themen
  • Post mortem erschienen die Bände 9/ 1 und 9/ 2 mit noch ausführlicheren Aspektdeutungen
Grab Vehlows[8]

Weblinks

Schubert-Weller resümmiert: Das System von Johannes Vehlow ist heute nur noch bei wenigen Astrologen im Gebrauch. sein Zugriff auf die Astrologie im Sinne einer schicksalsorientierten, nahezu fatalistischen Deutung muss vom Standpunkt der Revidierten Klassik aus als fragwürdig empfunden werden, doch lässt sich seine ausgefeilte Häusersystematik grundsätzlich auch unter der Perspektive der Revidierten Klassik anwenden.

Quellen und Anmerkungen

  1. In Band 2, S.68, Abb. 11
  2. Daten und Biographie stammen von der Website hermes-astrologie.de, mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin Claudia von Schierstedt. Die Geburtszeit wurde von Vehlow selbst korrigiert und ist durch seine Schülerin Traute Petzold (Berlin) überliefert. Rodden Rating A
  3. Aufgrund des Flugs von Führer-Stellvertreter Rudolf Heß nach Schottland
  4. 2. Auflage
  5. 2. Auflage
  6. Teilweise ergänzt aus Methode Vehlow, von Johannes Vehlow, in Kongress Astrologischer Pioniere, Ebertin-Verlag, Erfurt 1932, S. 28f.
  7. Literaturliste z.T. übernommen aus Schierstedts Meridian-Artikel
  8. Vehlows Grab ist in Berlin-Mariendorf
  9. Artikel "Astrologische Pioniere in Deutschland im 20. Jahrhundert", erschienen in Meridian (Zeitschrift), 3/1997