Computerastrologie

Aus Astrodienst Astrowiki
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Astrologie findet heute überwiegend am Bildschirm statt

Die moderne Informationstechnologie hat in der astrologischen Praxis als "Computerastrologie" inzwischen große Bedeutung.
Dies beraubt die Astrologie zwar ihrer mystisch-romantischen Aura, befreit sie aber andererseits von ihrem Wahrsager-Image, und war Voraussetzung dafür, die Erstellung von Horoskopen einer breiteren Masse zugänglich zu machen.

Aus einer anderen Perspektive kann dies als ein vorläufiger Endpunkt der Entwicklung der Astrologie als "uranische" Wissenschaft gesehen werden: Sowohl Computer als auch die neuen Medien werden nämlich in der Astrologie dem Planeten Uranus zugeordnet.[1]

Geschichte

Der Engländer William Tucker erstellte ab 1936 - noch vor den eigentlichen Computerzeiten - mit einer Kombination von Textbausteinen in einem Sonderangebot der Zeitung "Sunday Dispatch" wöchentlich tausende von Billighoroskopen.[2]Er war jedoch nicht der erste. Schon Ende des 19. Jahrhunderts produzierte Alan Leo auf solche Weise Horoskope vom Stapel seiner Schublade. In den 1960ern wurden mithilfe eines Schreibautomaten bzw. mit Textbausteinen ebenfalls Massenhoroskope angefertigt, etwa von Arwed Imiela.

Zu den Wegweisern in der Entwicklung der Computerastrologie zählen:

Logo von Astrologix, des ab 1996 zwanzig Jahre lang aktivste deutschsprachige Forum

Einsatzgebiete

Der Computer wird gebraucht vor allem bei der Berechnung und Anfertigung von Horoskopzeichnungen, aber auch bei der Deutung.

Maschinelle Horoskopberechnungen und -zeichnungen

sind aus der Astrologie nicht mehr wegzudenken. Dauerte die manuelle Erstellung eines Horoskops früher selbst für den geübten Astrologen eine halbe Stunde, so geht dies heute mithilfe des Computers praktisch auf Knopfdruck, ohne viel Nachdenken. Die Vorteile sind offensichtlich: man erspart sich umständliche Rechenarbeit und Rechenfehler, sofern es sich um eine erprobte und für gut befundene Software handelt. Besonders nützlich ist die Maschine bei den komplizierteren Berechnungen, wie sie etwa Solarhoroskope, Combine oder Composite verlangen. Auch die zugehörigen Zeichnungen sind im Nu fertig, was allerdings ebenso Nachteile hat: der Akt des Zeichnens, der durchaus ein (meditativer) Teil des Deutungsprozesses sein kann, fällt weg. Und es besteht bei einer Computerzeichnung die Gefahr, dass man nur einen flüchtigen Blick auf sie wirft.

Elektronische Datenbanken

bieten eine große Hilfe für die astrologische Forschung. Statistiken, mit denen viele Astrologen den allgemeingültigen Charakter ihres Betätigungsfeldes belegen möchten, haben durch die Computerastrologie erheblich mehr Gewicht bekommen bzw. wurden dadurch überhaupt erst ermöglicht.

Datenaustausch

Das AAF (Astrologisches Austauschformat), von Martin Garms entwickelt, bietet Astrologen die Möglichkeit, ihre - mit unterschiedlichen Astroprogrammen, auf unterschiedlichen Betriebssystemen gesammelten - Horoskopdaten standardisiert auszutauschen.

AAF-Logo

Open Source Berechnungsroutine

Die Firma Astrodienst stellt mit der Swiss Ephemeris interessierten Entwicklern von Astrologieprogrammen eine hochgenaue Programmbibliothek zur Planetenbahnberechnung kostenlos zur Verfügung.

Deutungsprogramme

Zur computergestützten Auswertung eines Horoskops und der daraus resultierenden Deutung wird ein Programm zunächst mit einer Fülle an Daten und Deutungsmöglichkeiten aller denkbaren astrologischen Konstellationen und Kombinationen gefüttert. Werden die konkreten Daten eines Menschen eingegeben, wählt die Software die entsprechenden Konstellationen aus und liefert einen individuell zugeschnittenen Text. Anders als in einer persönlichen Beratungssituation (Beratung), wo der Erlebnis- und Erfahrungshintergrund des Klienten einbezogen werden kann, müssen Computerdeutungen mit mehr oder minder allgemeinen Formulierungen Vorlieb nehmen. Neben den erschwinglichen Kosten ist der Vorteil dieser Art von Deutung jedoch, dass der Gefahr des Cold Reading vorgebeugt wird, der Astrologe also nicht durch die Kenntnis von Vorgeschichte und Körpersprache des Klienten beeinflusst wird, sondern der Rechner eine neutrale, quasi "objektive" Deutung gibt.

Allerdings kann der Astrologe dabei zwei wichtige Fähigkeiten nicht einsetzen: seine Intuition und seine Erfahrung. So mag es durchaus vorkommen, dass sich Personen in einer Computeranalyse überhaupt nicht oder nur teilweise wiederfinden, insbesondere bei Analysen, die mit komplexen Verknüpfungen arbeiten. Dies ist sicher auch ein Grund für verschiedene Klienten, sich daraufhin von der Astrologie abzuwenden. Für manch anderen kann ein Computerhoroskop hingegen als Einstieg dienen. Tatsächlich gibt es inzwischen Deutungsprogramme mit erstaunlich guten und differenzierten Texten.

Das Internet (World Wide Web)

spielt eine immer wichtigere Rolle - es ermöglicht den globalen Austausch zwischen den Astrologen. Sie treffen sich und diskutieren in den unterschiedlichsten Foren. Die Möglichkeit, Horoskope und Horoskopdeutungen online zu erwerben, hat für viele von ihnen eine breitere Einkommensbasis geschaffen. Fast jeder betreibt mittlerweile eine eigene Homepage bzw. Website, oft auch noch einen Blog.[3] Viele Online-Angebote sind sogar kostenlos, beispielsweise die Astrologie-Zeitungen. Es gibt auch komplette astrologische Bücher im Netz.

Laptop und PC, Werkzeuge heutiger Astrologen

Internetforen

Deutschsprachig[4]

Das Astrodienst Diskussionsforum wurde am 31.1.23 geschlossen, nach fast 16 Jahren Online-Diskussionen...

Englischsprachig

Web-Artikel

Der Astrologe, der in den Brunnen fällt[6]

Kritik

Die wachsende Bedeutung der Computerhoroskopie liefert den Astrologiegegnern neue Argumente: "Statt den Himmel zu beobachten, gucken die Astrologen nur noch in den Computer", beklagt zum Beispiel Edgar Wunder, Astronom und ehemaliges Vorstandsmitglied der Skeptiker-Organisation "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften" (GWUP).

Siehe auch

Anmerkungen und Quellen

  1. Siehe Stichwort "Analogie" bzw. Analogieketten
  2. Howe, Ellic: Uranias Kinder: Die seltsame Welt der Astrologen und das Dritte Reich. Beltz-Athenäum, Weinheim 1995, S. 100
  3. Ein Beispiel für einen Video-Astro-Blog wäre der von Norbert Giesow: Astrobum
  4. Die Foren werden teilweise kommerziell betrieben
  5. Bei Loop findet man auch eine Übersicht über die diversen Online-Angebote
  6. Fabel von Jean de La Fontaine. Illustration 18. Jahrhundert
    Text: „Ein Astrolog' fiel in den Brunnen einst. Da sagten sie zu ihm: ‚Du armes Wesen, siehst nicht, was dir zu Füßen ist, und meinst, du könntest droben hoch am Himmel lesen!‘“