Geburtszeit

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Der Geburtsvorgang in einer spätmittelalterlichen Darstellung

Es ist ein hermetisches Gesetz, dass dem Augenblick des Beginns einer Entwicklung eine besondere Bedeutung zukommt, die Aussagekraft hat für die gesamte weitere Existenz des neu "Gewordenen". Die griechische Philosophie nennt diesen Anfangsmoment Katarche[1][2]
Zur Erstellung eines Geburtshoroskops ist eine möglichst minutengenaue Geburtszeit erforderlich. Für die manuelle Horoskopberechnung (mittels Ephemeriden und Häusertabellen) war früher die Geburtszeit immer erst in die jeweilige Greenwich-Zeit umzurechnen. Deshalb musste die Zeitzone des Geburtsortes bekannt sein und man hattte etwaige Sommerzeiten zu berücksichtigen. Heute wird das von einer Astrologiesoftware fast immer automatisch und zuverlässig erledigt.

Historische Entwicklung der Geburtszeiterfassung

Seit dem Jahr 1876 wird die Geburtszeit in Deutschland bei den Standesämtern auf die Stunde genau registriert. Zuvor war das Personenstandswesen Aufgabe der Kirchen (und erfolgte in der Regel noch ohne Zeitangabe). Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird auch die Minute einer Geburt notiert. Jeder Mensch kann und sollte, wenn er sich ein Horoskop erstellen lassen möchte, seine Geburtszeit möglichst beim Standesamt seines Geburtsortes erfragen[3].

Die Geburtszeiten aus der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts sind in der Regel nur auf eine viertel Stunde genau. Erst seit den Fünfzigerjahren sind sie meistens wenigstens auf fünf Minuten genau.

Erfordernis an die Genauigkeit

Normalerweise reicht eine auf fünf Minuten genau erfasste Geburtszeit zur Horoskoperstellung. Dies gilt allerdings nicht, wenn sich der Aszendent oder das Medium coeli, gegebenenfalls auch eine andere Häuserspitze, auf der Grenze zwischen zwei Tierkreiszeichen befindet. Denn der Aszendent bewegt sich durchschnittlich alle vier Minuten um einen Bogengrad weiter (die anderen Häuserspitzen ebenso). In einem solchen Fall kann also die Frage, in welchem Tierkreiszeichen sich der Aszendent bzw. eine spezielle Häuserspitze befindet, durchaus von der Genauigkeit der Geburtszeit abhängen. Zudem sind für einige Prognosemethoden minutengenaue Geburtszeiten erforderlich. Manche Astrologen arbeiten deshalb, um zu genaueren Ergebnissen zu gelangen, mit verschiedenen Methoden der Geburtszeitkorrektur.

Für bestimmte Deutungen der klassischen Astrologie ist wenigstens die Unterscheidung von Taggeburten und Nachtgeburten eforderlich (Firdaria, sensitive Punkte, Herrscher, Würde oder auch Hayiz).

Herausfinden der Geburtszeit

Wie findet man die Geburtszeit heraus?
Sie kann in Deutschland - relativ unkompliziert, meist gegen eine geringe Gebühr - beim Standesamt (Rathaus) des Geburtsortes beantragt werden.
Falls die Nummer der Geburtsurkunde vorliegt, kann die Geburtszeit bei manchen Standesämtern auch telefonisch erfragt werden.

Gebärmethode

Ein viel diskutiertes Feld sind in diesem Zusammenhang Kaiserschnitt- und künstlich eingeleitete Geburten. Oft wird die Frage gestellt, ob solche medizinisch herbeigeführten Geburtszeiten ebenso gültig sind wie "natürliche" Geburtszeiten. Hierzu gibt es verschiedene Auffassungen: Geht man von der Hypothese aus, dass die Astrologie "auf einer Sensibilität der Organismen für kosmische Reize beruht"[4], wird man zumindest Bedenken haben, dass der Zeitpunkt einer Kaiserschnittgeburt oder einer anderen operativen Niederkunft, die vom Arzt zeitlich bestimmt werden kann, einem kosmischen Plan entsprechen könnte. Dieser Argumentation zufolge liefern auch eingeleitete Geburten, bei denen die Wehentätigkeit medikamentös (durch Hormone) oder anderweitig künstlich ausgelöst wird (womit jedoch der Geburtszeitpunkt nicht exakt festgelegt werden kann), nur mit Einschränkungen Geburtszeiten, die für die Astrologie relevant sind.

Es gibt inzwischen jedoch eine große Anzahl Menschen, die mittels Kaiserschnitt zur Welt kamen, oder deren Geburt künstlich eingeleitet wurde. Würde man ihre Geburtszeiten in Hinsicht auf die astrologische Nutzbarkeit für zumindest fragwürdig erklären, so gälte dies für einen beträchtlichen Teil der Geburtszeiten, mit denen Astrologen arbeiten. Darüber hinaus gilt es zu bedenken, dass auch in der "natürlichen" Geburtshilfe, für die sich immer mehr Menschen interessieren, Geburten im Problemfall eingeleitet werden, wenn auch mit homöopathischen Medikamenten bzw. mit ebenso einfachen wie wirkungsvollen Methoden wie der Brustwarzenstimulation oder einem Einlauf in Verbindung mit Fasten. Jedenfalls hat auch bei einer "natürlichen Geburt" der Mensch oft seine Hand im Spiel.

Dies führt direkt zur anderen Argumentationslinie, die nämlich davon ausgeht, dass es auch Teil des kosmischen Plans sein kann, dass der Mensch manipuliert, dass also letztlich ein Kind in jedem Fall zu dem ihm gemäßen Zeitpunkt auf die Welt kommt, welcher vom zugehörigen Horoskop abgebildet wird, ob nun jemand bei der Geburt konkret eingriff bzw. nachgeholfen hat oder nicht.

Geburtsmoment

Was gilt als "Geburtsmoment"? Immer derjenige Augenblick, der den Beginn des eigenständigen Lebens darstellt, und auf den somit das Geburtshoroskop erstellt wird. Dies ist nach verbreiteter Auffassung der erste Atemzug. Da dieser die Neugeborenen viel Kraft kostet, tun sie ihn oft, aber keineswegs immer, zusammen mit einem Schrei. Manchmal schreit das Baby erst etwas später. Gelegentlich atmet ein Kind, schon bevor sein ganzer Körper aus dem Mutterleib herausgekommen ist.

Es gibt aber auch den Brauch, den Zeitpunkt des Austritts aus dem Mutterleib oder denjenigen der Abnabelung als Geburtsmoment aufzuschreiben. Die Abnabelung erfolgt heute allerdings oft erst zu einem Zeitpunkt, zu dem das Baby schon einige Minuten auf der Welt ist.

Dies alles soll zeigen, dass auch eine in der Geburtsurkunde festgehaltene minutengenaue Geburtszeit kein Garant dafür ist, dass damit tatsächlich der erste Atemzug gemeint ist.

Siehe auch

Weblinks

Anmerkungen und Quellen

  1. In der Astrologie ist dies ein Schlüsselprinzip, ähnlich wichtig wie das der Analogie und das der Zeitqualität
  2. Siehe auch Skyscript, Glossary of Terms
  3. Meist wird für die Auskunft von den Standesämtern eine geringe Gebühr verlangt. In der Erinnerung der Mütter formt sich das Geburtsgeschehen mit den Jahren oft zur Legende; ihre Angabe ist also nicht sehr verlässlich
  4. Peter Niehenke: Astrologie. Stuttgart 1994. S. 30