Orbis
Der Spielraum (wörtlich der Kreis, die Umgebung), innerhalb dessen ein Aspekt gültig ist. Beispielsweise spricht man nicht nur dann von einer Opposition, wenn zwei Planeten sich in einem exakten 180-Grad-Winkel gegenüberstehen, sondern auch wenn ihr Abstand 175 oder 185 Grad beträgt. Wie groß man den Orbis jeweils wählt, ist eine Frage der individuellen Praxis und Erfahrung des Astrologen, aber auch der Deutung. In der psychologischen Astrologie werden eher größere Orben verwendet, wohingegen etwa in der Stundenastrologie mit engeren gearbeitet wird.
Ein Aspekt, der exakt ist, heißt auch partil; Aspekte innerhalb des definierten Orbis, die jedoch nicht mehr exakt sind, werden plaktisch genannt.
Je schneller die beteiligten Planeten laufen, desto größer kann der Orbis gewählt werden (bis zu zehn Grad in beide Richtungen). Das bedeutet, dass der Orbis bei Aspekten, an denen der Mond (als schnellster Planet) involviert ist, recht großzügig angesetzt wird. Auch die Art des Aspektes spielt eine Rolle: Bei Hauptaspekten wählt man größere Orben , geht hingegen bei Nebenaspekten zurückhaltender damit um (nur ein bis drei Grad).
Folgende Tabelle kann als Anhaltspunkt für die Hauptaspekte dienen:
Orbis für Hauptaspekte[2] | |||||||||||
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10° | 7 | 10 | 9 | 9 | 9 | 8 | 8 | 7 | 7 | 7 | |
7 | 4° | 7 | 6 | 6 | 6 | 5 | 5 | 4 | 4 | 4 | |
10 | 7 | 10° | 9 | 9 | 9 | 8 | 8 | 7 | 7 | 7 | |
9 | 6 | 9 | 8° | 8 | 8 | 7 | 7 | 6 | 6 | 6 | |
9 | 6 | 9 | 8 | 8° | 8 | 7 | 7 | 6 | 6 | 6 | |
9 | 6 | 9 | 8 | 8 | 8° | 7 | 7 | 6 | 6 | 6 | |
8 | 5 | 8 | 7 | 7 | 7 | 6° | 6 | 5 | 5 | 5 | |
8 | 5 | 8 | 7 | 7 | 7 | 6 | 6° | 5 | 5 | 5 | |
7 | 4 | 7 | 6 | 6 | 6 | 5 | 5 | 4° | 4 | 4 | |
7 | 4 | 7 | 6 | 6 | 6 | 5 | 5 | 4 | 4° | 4 | |
7 | 4 | 7 | 6 | 6 | 6 | 5 | 5 | 4 | 4 | 4° |
Die fett gedruckten Zahlen zeigen die jeweilige Gradzahl an, die für einen Planeten generell angesetzt wird. Der konkrete Orbis für einen Aspekt zwischen zwei Planeten ergibt sich dann aus dem Mittelwert.
Aspekte zu Achsen[3]:
AC | 10° | DC | 6° |
MC | 10° | IC | 6° |
[4] | 5° |
Orben nach Erich Carl Kühr
Erich Carl Kühr hat in seinem Buch Aspektanalyse[5] folgende engen Orben angegeben (damals noch ohne Pluto). Beachtenswert dabei sind die verhältnismäßig weiten Orben des "Großen Wohltäters" Jupiter und des "Großen Übeltäters" Saturn. Der Mondknoten besitzt, wie bei Kühr alle sensitiven Punkte (also auch Aszendent und Medium coeli), keinen eigenen Orbis.
Weblinks
- Das Drama von Orbis & Aspekt (Susanne Riedel, Loop 2018)
- The Classical Origin & Traditional Use of Aspects (mehrere klassische Orbentabellen; Deborah Houlding, 1995/ 2004)
- Moiety (Glossary of Terms; Skyscript/ Houlding)
- Aspects, Orbs & Perfection. From William Lilly's Christian Astrology (mit Lillys Orbentabelle, 1st ed. 1647; Warnock 2002)
- Considerations about Orb (Noel Tyl 1999)
Quellen und Anmerkungen
- ↑ Astrologische Symbole zur Illustration der alchemistischen Rebis.
Die "Rebis" (von lateinisch res = Ding, Sache bzw. res bina „zwei Dinge“) meint die menschliche Doppelnatur, speziell das Handwerkszeug zur Vereinigung zweier Prinzipien zu einem höheren Dasein, z.B. von Sulphur und Mercurius, des männlichen und weiblichen Prinzips zum Hermaphroditen, bei der Bereitung des Steins der Weisen.
Illustration aus Heinrich Nollius: Theoria Philosophiae Hermeticae, 1617. Siehe auch Anthrowiki.at/Rebis - ↑ Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der Astrologieschule Ernst Ott
- ↑ Hier gilt es zu berücksichtigen, dass oft nur eine vage Geburtszeit vorliegt, was bei den schnelllaufenden Achsen die Ungenauigkeit deutlich erhöht
- ↑ Quadrat, Trigon und Sextil
- ↑ Erich Carl Kühr: Aspektanalyse. Verlag Rudolf Czerny, Wien (1948); S. 21