Breite

Aus Astrodienst Astrowiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Koordinaten-Bestimmung mithilfe der Sterne[1]

1) Die äquatoriale oder geographische Breite ist der in Grad gemessene Winkelabstand zwischen einer Stelle auf der Erde und dem Äquator. Die neunzig Grad nördlich des Äquators werden als nördliche Breite bezeichnet, die neunzig Grad südlich als südliche Breite.

Zusammen mit der Angabe der geographischen Länge dient die geographische Breite der exakten Ortsbestimmung (Kartographie).

02_039.png

Die Längen- und Breitengrade auf der Erde. Der nullte Längengrad (Null-Meridian) führt per Definition durch Greenwich bei London.

2) Die ekliptikale Breite dient zusammen mit der ekliptikalen Länge der Positionsbestimmung auf der Himmelskugel, und zwar in Bezug auf die Ekliptik (Sonnenbahn). Die Ekliptik wird ebenfalls in Graden gemessen und beschreibt den Abstand von der Ekliptik entlang eines Längenkreises, der senkrecht dazu steht.

Astrologische Deutung

Erd- und Himmelskugel

Äquatoriale Breite

  • Der Breite eines bestimmten Ortes auf der Erde selbst wird keine astrologische Bedeutung beigemessen, abgesehen davon, dass sich bei inäqualen Häusersystemen die Größe (der Umfang) der Häuser in Abhängigkeit von der Orts-Breite meist ändert.
  • Die Fixsterndeutung nach Bernadette Brady, die auf den antiken Paranatellonta aufbaut, berücksichtigt die geographische Breite, weil sie die "wahren", also am Himmel sichtbaren Auf- und Untergänge, sowie die tatsächliche Kulmination zur Grundlage der Deutung nimmt.

Ekliptikale Breite

  • Die ekliptikale Breite (mit "Breite der Planeten" ist im allgemeinen diese gemeint) wurde zumindest in der Klassischen Astrologie, besonders der europäischen Frühneuzeit, bei der Deutung berücksichtigt, so z.B. bei William Lilly[2]. Einem Planeten, der an nördlicher Breite gewinnt, spricht man eine anwachsende Stärke zu, dagegen schwächt die Position südlicher Breite die Wirkung der Planeten, zumindest auf die Länder der mittleren nördlichen Breitengrade der Erdoberfläche.[3]
  • Möglicherweise kann die vorallem in der Klassischen Astrologie erfolgte Unterscheidung zwischen der eher positiven Wirkung des aufsteigenden (nördkichen) Mondknotens - der Punkt, an dem die Mond-Laufbahn von Süden nach Norden die Ekliptik überquert - und der eher abträglichen des südlichen - der Punkt, an dem die Mond-Laufbahn sie von Norden nach Süden überquert bzw. wo sie absteigt[4] - vor diesem Hintergrund verstanden werden.

Daneben wurde zumindest spätantik teilweise die Natur der Planeten berücksichtigt, so dass die klassischen Übeltäter Mars und Saturn in südlicher Breite aus astrologischer Sicht günstiger standen, weil dort weniger wirksam.[5]

  • Bei der Deutung von Fixsternen sind sich Astrologen nicht einig, ob solche mit hoher ekliptikaler Breite Berücksichtigung finden sollten oder nicht. Solche sind nämlich zirkumpolar, d.h. ganzjährig sichtbar, und zeigen - von den mitteleuropäischen geographischen Breiten aus gesehen - keinen Auf- oder Untergang. Diejenigen mit hoher südlicher ekliptikalier Breite kommen dafür niemals über den Horizont, bleiben also für uns immer unsichtbar. Manche Astrologen nehmen an, dass Fixsterne, die niemals aufgehen, weil sie zu weit südlich liegen, auch keine Bedeutung im Horoskop haben, aber auch hier ist man sich uneins.

Quellen und Anmerkungen

  1. Alchemistische Abbilldung
  2. Lilly, William: Christliche Astrologie, Band 1 + 2. Chiron-Verlag, Tübingen 2007, S. 69
  3. Frawley, John: Die wahre Astrologie. Bad Kreuznach 2008, S. 245
  4. Der arabische Astrologe Al Biruni (zehntes/ elftes Jahhundert) spricht z.B. in seinem Werk The Book of Instruction in the Elements of the Art of Astrology (S. 27, Astrology Classics, Bel Air (USA) 2006) von den positiven Auswirkungen des aufsteigenden Mondknoten analog Venus und Jupiter, sowie von der schlechten des absteigenden, analog zu Mars und Saturn; andere Astrologen betrachteten diese Analogie jedoch als an den Haaren herbeigezogen.
  5. Rochberg, Francesca: Babylonian Horoscopes. Transactions of the American Philosophical Society, Philadelphia 1998, S. 43 z.B. mit einer Übersetzung eines spätbabylonischen Omentextes : If Jupiter attains positive latitude in the region of the increase of the market, and Mars....stands below Jupiter and disappears from the sky, or attains negative latitude: the market will increase and the people will speak true. (Wenn Jupiter nördliche Breite erreicht im Gebiet eines erfolgreichen Marktes und Mars steht unterhalb von Jupiter und geht hinter dem Horizont unter oder erreicht eine südliche Breite, wird der Markt weiter wachsen und die Händler werden ehrlich sein.