Mars

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Mars von Viking 1976 aufgenommen

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Astronomie

Mars ist der erste Planet, der die Sonne außerhalb der Erdbahn umkreist. Damit zählt er zu den äußeren Planeten. Seine Tagesbewegung beträgt aus irdischer Sicht maximal 40 Bogenminuten, im Durchschnitt sind es 31 Minuten. Wegen seines rötlichen Leuchtens wird er auch der "Rote Planet" genannt. Er hat einen Äquatordurchmesser von 6794,4 Kilometern und ist damit nur halb so groß wie die Erde. Er besitzt zwei kleine, unregelmäßig geformte Monde: Phobos und Deimos[1] (griechisch für "Furcht" und "Schrecken"). Seine mittlere Entfernung von der Sonne liegt bei 227,9 Millionen Kilometern. Für einen Umlauf um die Sonne benötigt er 687 Tage, also knapp zwei Jahre. Ein Marstag dauert mit knapp 24 Stunden und 40 Minuten nur wenig länger als ein Erdtag. Allerdings ist es auf ihm deutlich kühler: Die Temperaturen erreichen in Äquatornähe nur etwa 20°C am Tag und sinken bis auf −85°C in der Nacht; die mittlere Temperatur liegt auf dem Planeten bei etwa −55°C. Nach wie vor ungeklärt ist, ob es auf ihm Wasser gibt. Sauerstoff gibt es jedenfalls fast keinen. Der Mars besitzt zwei auffällige Polkappen, die zum größten Teil aus gefrorenem Kohlendioxid (Trockeneis) sowie einem geringen Anteil an Wassereis zusammengesetzt sind, und die im Sommer (auf dem dann der Sonne abgewandten Pol) teilweise abschmelzen.

Größenvergleich von Erde und Mars

Tycho Brahe vermaß die Positionen des Mars mit bis dahin nicht gekannter Genauigkeit und ermöglichte es so Johannes Kepler, schließlich die elliptische Bahn des Planeten zu berechnen und die drei Keplerschen Gesetze abzuleiten. Dabei hatte er mit den Epizykeln bzw. den vermeintlichen Rückläufigkeiten von Mars ziemlich zu kämpfen.

Oberfläche des roten Planeten[2]

Nachdem im Zwanzigsten Jahrhundert viele Mars-Missionen scheiterten, waren die beiden Mars-Rover-Missionen von 2004 mit den Fahrzeugen "Spirit" und "Opportunity" erfolgreich[3][4]. Am 6.8.2012, um 5:17 UTC, landete die NASA-Rover-Mission "Curiosity" (Empfang des Datensignals der erfolgreichen Landung auf der Erde: 5:31 UTC). Der Rover soll weite Strecken zurücklegen und umfassende Untersuchungen durchführen, insbesondere nach Spuren von Leben suchen.

Canterbury Tales: Arcite betet im Tempel des Mars[5]

Mythologie

Liz Greene[6]: In den Mythen aller alten Völker nehmen die Kriegsgötter seit jeher einen herausragenden und ehrenvollen Platz ein. Der Krieg wurde von diesen wilden Göttern als der ruhmreiche Ausdruck des menschlichen Kampfgeistes verkörpert - nicht nur blutrünstig und grausam, sondern auch diszipliniert, mutig, ehrenhaft und auf ein edles Ziel ausgerichtet.

Die Kriegsgötter des Mythos werden fast immer im Kampf mit einem Ungeheuer dargestellt - ein Bild nicht nur für den äußeren Feind, sondern auch für die bestialische, dunkle Kraft im Inneren des Menschen, die zum Wohle der Menschheit besiegt werden muss. Herkules, der griechisch-römische Kriegsheld schlechthin, kämpfte gegen die Hydra und den Nemeischen Löwen, um die Menschen vor dem Untergang zu bewahren.

Die Götter des Krieges symbolisieren nicht nur den rohen Überlebenskampf, sondern auch den Instinkt, sich für die Schwachen einzusetzen und die Unversehrtheit der Seele sowie das Leben des Körpers zu verteidigen. Im babylonischen Mythos kämpfte der Kriegsgott Marduk mit seiner Mutter, dem Meeresungeheuer Tiamat, und schnitzte Himmel und Erde aus ihrem zerstückelten Körper.

In Ägypten wurde der Kampfgeist nicht von einem Gott, sondern von einer Göttin repräsentiert - der löwenköpfigen Sekhmet, Tochter des Sonnengottes Ra und Ausführenden der göttlichen Vergeltung.

In der nordischen Mythologie schwang der wilde Thor, die Verkörperung des wikingischen Berserkers, seine Donnerkeile aus dem Himmelsgewölbe, um den Feind zu erschlagen. Der griechische Kriegsgott war der auffällige und männliche Ares, der laut Homer in der Ilias haarig, verschwitzt und dreihundert Fuß groß war.

Den Römern als Mars bekannt, zeugte er die Zwillinge Romulus und Remus, die die Stadt Rom gründeten, und erreichte so seinen Höhepunkt in der klassischen Welt als Personifizierung der römischen Militärmacht.

Nachdem der „rote Planet“ in Mesopotamien zunächst den Plejaden und roten Fixsternen zugeordnet war, wurde er der Stern des Kriegs- und Jagdgottes Ninurta.[7] In späterer Zeit tauschte er mit Saturn den „Platz“ und galt als Stern des Unterweltgottes Nergal.[8] In Britannien verehrten die Söldner Roms vom Stamm der Tubanten und Friesen (Stammesgebiet heute Niederlande) im 2.-3. Jahrhundert einen Mars Thincsus[9] Die Atzteken nannten ihn Huitzilopochtli, den Zerstörer von Menschen und Städten. Für die Chinesen war er Huoxing (chinesisch Huŏxīng), Stern des Feuers. Im keltischen Raum wurde Mars mit zahlreichen einheimischen Göttern identifiziert.

Bei den Griechen nannte man den roten Planeten zunächst Pyrhoeis. Mit der Ausbreitung der Astrologie setzte sich jedoch die Bezeichnung Stern des Ares durch.[10] Ares war der Gott des Krieges, und zählte zu den obersten zwölf olympischen Gottheiten. Er war der einzige Sohn, den Zeus mit seiner Gemahlin Hera zeugte. Ares ging keine feste Verbindung ein, hatte zwar zahllose Liebschaften, buhlte in der Regel jedoch um Aphrodite, die Göttin der Liebe und Schönheit.

Er erschien zumeist auf einem Streitwagen, der von den zwei Pferden Deimos und Phobos gezogen wurde. Spätere Überlieferungen betrachten die beiden auch als seine Kinder, die der Liebschaft mit Aphrodite entstammten. Ares' Leidenschaft war der wilde, ungezügelte Kampf mit viel Blutvergießen. Er war kein Stratege, der mit einem taktischen Plan auszog, sondern ein Hitzkopf mit roher, unbändiger Kraft. Auch außerhalb des Schlachtfeldes war er aufbrausend und streitsüchtig und bei Göttern und Menschen nicht sonderlich beliebt. Kultische Verehrung wurde ihm deshalb kaum zuteil. Doch gibt es auch bei ihm einen versöhnlichen Part. Aus der Liebesbeziehung mit Aphrodite entstammten nämlich nicht nur Furcht und Schrecken, sondern auch Harmonia sowie Eros und Anteros, zwei Aspekte des Liebesgottes.

Griechischer Gott Ares

In der römischen Religion gab es keine Götterehen und Götterkinder, keine erotischen Beziehungen untereinander oder heldische Abenteuer.[11] Mars war ein uralter italischer Gott, der die Stadt und jedes bäuerliche Anwesen vor dem unheimlichen "Draußen" schützte. Erst unter Augustus wurde er zum Kriegsgott und sein Name synonym mit „Krieg“. [12] In der römischen Literatur wurde er ab dem 2. vorchristlichen Jahrhundert mit dem griechischen Ares gleichgesetzt. In der um die Zeitenwende aufgeschriebenen Gründungslegende Roms ist er der Vater der Zwillinge Romulus und Remus und somit Ahnherr der Römer.[13]

Der Monat März, bei den Römern ursprünglich der erste Monat des Jahres (Frühlingsbeginn), war dem Mars geweiht. Bei der Übernahme der 7-Tage-Woche von den Babyloniern wurde der dritte Wochentag (nach jüdisch-hellenistischer Zählung, d.h. der Dienstag)) dies martis genannt, daher it. martedi, frz. mardi und alb. e martë. Attribut des Mars ist die Lanze, gezeigt wird er auch mit Helm und Schild sowie Schwert. Sein Zeichen ist ein Kreis mit einem nach rechts oben gerichtetem Pfeil, auch als Symbol der Männlichkeit bekannt. Ihm heilig sind Wolf und Hund, Raub- bzw. Greifvögel, Geier, Hahn und Specht, sowie Nagetiere und stechende Insekten. In der Botanik untersteht ihm "Scharfes" wie das Gras, die Brennessel, Zwiebel, der Knoblauch, Meerrettich, Senf, Paprika und Pfeffer; seine Pflanzen sind wehrhaft[14], haben Dornen und Stacheln (Disteln, Kakteen) oder wirken einfach nur anregend wie die Kaffeebohne. Der lateinische Eigenname „Marcus“ bedeutet „dem Mars geweiht“. Das Eigenschaftswort „martialisch“ bedeutete ursprünglich „dem Kriegsgott Mars zugehörig“, wird aber heute allgemein auch für „Furcht einflößend, grimmig“ verwendet.[15]

Deutung

Stichworttabelle nach Klöckler:

stark und harmonisch stark und
disharmonisch
schwach, evtl.
disharmonisch
Naturprinzip: kinetische Energie
Stoßen, Treiben Zerstören Schwäche
biologisch: männliche Sexualfunktion, Muskeltätigkeit
Trieb Triebhaftigkeit Triebschwäche
Muskelkraft Muskelhypertrophie Muskelatrophie
guter Sauerstoffverbrauch zu schnelle Verbrennung zu langsame Verbrennung
Wärme Fieber Untertemperatur
psychologisch: Begierde, Stoßkraft, Durchsetzungsfähigkeit
Energie Kraftverschwendung Kraftmangel
Mut Tollkühnheit Furcht
Härte Brutalität Weichheit
Entschlusskraft Übereilung, Impulsivität Unentschlossenheit
Kampfgeist Aggressvität Willensschwäche
Temperament: schizoid-cholerisch[16]

"Mars ist die Kraft, die den Samen zum Keimen drängt", sagte Dane Rudhyar[17]. So steht dieser Planet zunächst einmal für den Anfangsimpuls, für die allererste treibende Kraft. Er zeigt durch seine Haus- und Zeichenstellung im Horoskop, wie ein Mensch an Dinge herangeht, wie er etwas in die Tat umsetzt und wie er sich behauptet, wie er seine Energie entlädt und sich selbst in Bewegung bringt. Triebe aller Art sind seine Domäne. Mars symbolisiert Willenskraft und die Freude an der Eroberung. Er kann aber auch für unbeherrschte Aggression, Wut, Jähzorn und ein Strohfeuer stehen. Außerdem beschreibt er die sexuelle Energie.

Mars repräsentiert im Horoskop eines Mannes, zusammen mit der Sonne, seine männliche Identität. Im Unterschied zur Sonne, die für die väterliche Seite steht, ist Mars der Eroberer, der sein Begehren aktiv zum Ausdruck bringt. Entsprechend sagen Mars und Sonne im Horoskop einer Frau etwas über ihr Männerbild aus.

Todsünde[18]

Nach Hajo Banzhaf[19] liegt die ernste Gefahr des Mars-Prinzips, wenn es im Unmaß gelebt wird, in Wut, Zorn, Zerstörungslust und Rachsucht.

Mars: Herrscher von Skorpion und Widder[20]

Astromedizin

Die männlichen Geschlechtsorgane werden Mars zugeordnet, ebenso die Muskeln, das Blut und das darin befindliche Eisen. Auf dem Wege der Arterien transportiert das Blut den Sauerstoff in die Organe und Muskeln. Die Galle gilt als das Organ des Mars bzw. Willens; ebenso der Kopf, der Kiefer und die Zähne. Typische Marserkrankungen sind Verletzungen (Schnitte, Stiche, Bisse), Fieber und Allergien. Schulmedizinische Mittel sind die Antibiotika.

Er beherrscht die Chirurgie und die Zahnmedizin.

Das ihm zugeordnete Metall ist das Eisen.[21]

Vokal (Selbstlaut) des Mars ist das E.[22]

Sammelband von Bell et al

Mundanastrologie

Dem "Kriegsgott" unterstehen bewaffnete Konflikte, Militär und Verteidigung, auch Gewalt und Terror (Anschläge). Im zivilen Leben herrscht er über die Auto- und Schwerindustrie (Metallverarbeitung, Maschinenbau), über Technik und das Ingenieurswesen. Und über den Sport (Wettkampf).[23]

Die ihm zugeordneten Farben sind: Dunkelrot, Feuerrot, Hellrot, Hochrot, Karminrot, Karmesinrot, Magenta, Ocker, Orange, Scharlachrot, Zinnober.
Farbqualität, Farbton: disharmonisch, flammend.[24]

Seine Gegenden sind wüstenhaft (siehe Astrogeographie).

Würden

Mars ist Herrscher des Zeichens Widder und in der Waage im Exil. Im Steinbock ist er erhöht und im Krebs im Fall. Vor der Entdeckung Plutos galt er auch als Herrscher des Skorpions[25] und war entsprechend im Stier im Fall.

Die ihm numerologisch zugeordnete Zahl ist die 9.

Im Aspekt mit einem anderen Planeten oder einer Achse bezieht er den betreffenden Horoskopfaktor in das Handeln mit ein und aktiviert ihn.

Im Transit verleiht er Energie und stachelt zu Taten an. Mars-Transite sind allerdings nur wenige Tage zu spüren. In Phasen der Rückläufigkeit, wenn er bestimmte Grade bis zu dreimal überquert, erhält sein Transit jedoch eine größere Bedeutung.

Holgers Marsbuch

Weblinks

Literatur

  • Lynn Bell, Darby Costello, Liz Greene und Melanie Reinhart: Mars im Horoskop 320 Seiten, 35 Abbildungen. Chiron Verlag, Tübingen 2004 ISBN 3-89997-115-9/ 978-3-89997-115-6 Auszug: Mars von seiner besten und schlechtesten Seite (Melanie Reinhart)
  • Holger Faß: Gewollt - Gewagt - Gewonnen: Was Mars in Deinem Horoskop bedeutet, BoD – Books on Demand 2022, 228 Seiten, ISBN-10 3756226921, ISBN-13 978-3756226924

Quellen und Anmerkungen

  1. Laut David McCann, 1997, ein "eingefanger" Asteroid, siehe Asteroids and Comets
  2. Aufgenommen vom Mars-Rover "Curiosity" 2013
  3. Wikipedia: Vollständige Chronologie aller gestarteten und geplanten Marssondenabgerufen 9.8.2012
  4. Wikipedia: Mars-Rover abgerufen 9.8.2012
  5. Illustration von Edward Burne-Jones, 1896
  6. Liz Greene im Astrodienst-Adventskalender 2023
  7. Thomas Schäfer, Vom Sternenkult zur Astrologie, Solothurn und Düsseldorf 1993, S. 66f
  8. Jürgen Blunck, Götter in Planeten und Monden, Frankfurt 1987, S. 13
  9. Die germanische Form des latinisierten Namens ist unbekannt. Collingwood and Wright, The Roman Inscriptions of Britain, Oxford 1965, S. 506f
  10. Thomas Schäfer a.a.O., S. 136
  11. Muth, Robert, Vom Wesen der römischen Religion, Darmstadt 1998, S. 215
  12. Muth, a.a.O. S. 247f
  13. Titus Livius (59 v.Chr. - 17 n.Chr.), ab urbe condita
  14. Sie stärken naturheilkundlich also die Abwehr, siehe Pflanzen und ihre kosmischen Heilkräfte (Astrologie und Phytotherapie, von Olaf Rippe)
  15. Duden
  16. Herbert Freiherr von Klöckler: Kursus der Astrologie, Band II: Grundlagen für die astrologische Deutung. Astra-Verlag Berlin 1952 S. 40f.
  17. Dane Rudhyar: Astrologie der Persönlichkeit, München 1979. Zitiert nach: Liz Greene/ Howard Sasportas: Dimensionen des Unbewussten in der psychologischen Astrologie. München 1995, S. 16
  18. "Todsünden" sind ein frühmittelalterliches Konzept, wodurch die problematische Seite jedes Planetenprinzips deutlich wird. Banzhaf: "Das Wort Sünde geht auf «absondern» zurück und meint die Absonderung von Gott. Ein sündiger Mensch lebt demnach in Gottesferne. Wenn wir das Göttliche als Mitte, Sinn und Tiefe verstehen, dann wird diese Verlorenheit zum Verlust der Mitte, des Lebensmittelpunktes. Im Unterschied zu den lässlichen Sünden bedeutet die Todsünde, so einseitig geworden zu sein, dass dafür der höchste Preis zu bezahlen ist: der Preis der Lebendigkeit"
  19. In: Die sieben Todsünden - astrologisch gesehen. Astrologie Heute 88 (2000/ 2001)
  20. In Sacroboscos De sphaera, Ausgabe von 1470
  21. Siehe auch die "Analogieketten" von Mars bei Thorwald Dethlefsen
  22. in der anthroposophischen Sprachgestaltung (Eurythmie) bedeutsam, siehe Anthrowiki, Urvokale
  23. Nach Otto Rumburg, Horoskope und Politik, Bietigheim 1973, S. 33/ 34
  24. Hannelore Goos, Handbuch der astrologischen Zuordnung, mehrere Bände, Books on Demand (2002) ISBN-10: 3831131163
  25. In der Stundenastrologie wird er immer nach als solcher genutzt