Horoskop

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Alte Darstellung eines Geburtshoroskops (mit Tierkreiszeichen, Planeten und Aspekten)[1]
Goethes Radix- oder Geburtshoroskops

Johann Wolfgang von Goethe über sein Horoskop:

Am 28sten August 1749, Mittags mit dem Glockenschlage zwölf, kam ich in Frankfurt am Main auf die Welt. Die Konstellation war glücklich: Die Sonne stand im Zeichen der Jungfrau und kulminierte für den Tag: Jupiter und Venus blickten sie freundlich an, Merkur nicht widerwärtig, Saturn und Mars verhielten sich gleichgültig; nur der Mond, der soeben voll ward, übte die Kraft seines Gegenscheins um so mehr, als zugleich seine Planetenstunde eingetreten war. Er widersetzte sich daher meiner Geburt, die nicht eher erfolgen konnte, als bis diese Stunde vorübergegangen."[2]

Etymologie (Begriffsherkunft): Das Wort stammt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus hora (Stunde, Zeit) und skopein (blicken, schauen). Das Horoskop ist also ein "Blick in die Stunde"; manche übersetzen es auch mit "die Zeit beobachten".

Manilius[3] bezeichnet im Lateinischen hiermit den Aszendenten, für den er ausschließlich dieses Wort "Horoskop(us)" verwendet und es auch für unübersetzbar erklärt; er kennt das Wort "Aszendent" gar nicht. So wird also mit dem "Blick in die Stunde" die Bestimmung des Aufgangspunktes im Osten beschrieben, der überhaupt erst ein genaues Horoskop (entsprechend heutiger Definition) ermöglicht.

Definition: Mit Horoskop ist heutzutage meist die Horoskopzeichnung gemeint: die graphische Darstellung der Planetenstände zum Zeitpunkt der Geburt oder eines Ereignisses, von dem Ort des Geschehens aus betrachtet. Das Zeichen, das zu diesem Zeitpunkt am östlichen Horizont aufgeht, also der Aszendent, zeigt die Stunde an, wohingegen die Planeten sich im Laufe eines Tages nur wenig weiter bewegen, sieht man einmal vom Mond ab, der aber zur Umrundung des Tierkreises deutlich länger braucht als der Aszendent, und von daher kein ein so genauer Zeitanzeiger ist.

Ein Horoskop wird aufgrund von astronomischen Berechnungen erstellt, und zwar nach einer möglichst minutengenauen Zeitangabe. Die gewonnenen Daten werden in ein kreisförmiges Schema übertragen. Früher wurde ein Horoskop häufig auch als Quadrat dargestellt.

Das Horoskop bildet die Grundlage der astrologischen Deutung. Im Sinne des Goetheschen Begriffes von der "geprägte(n) Form, die lebend sich entwickelt" werden sowohl persönliche Eigenheiten (der Charakter), als auch der Lebensweg (das "Schicksal") eines Geborenen daraus abgeleitet."[4] Im weiteren Sinne enthält der Begriff Horoskop auch das, was man aus den Symbolen herausdeutet.

Bis zur Antike wurden Horoskope überwiegend für Herrscher und Priester erstellt oder aber für eine ganze Gemeinschaft. Individuelle Horoskope ließen sich erstmals reiche Römer anfertigen (Geschichte der Astrologie). Heute kann sich jeder Interessierte ein Horoskop erstellen und deuten lassen.

Die astrologisch weniger gut informierte Öffentlichkeit versteht unter dem Begriff "Horoskop" die groben Charakteristiken und Prognosen der Trivialastrologie, welche zum unverzichtbaren Unterhaltungsteil nahezu aller Zeitungen und Zeitschriften gehören. Das führt häufig zu Aussagen wie "mein Horoskop stimmt ja doch nicht", obwohl die Betreffenden vielleicht noch nicht einmal den genauen Zeitpunkt ihrer Geburt wissen, geschweige denn sich jemals ein genaues Geburtshoroskop erstellen ließen.

Weblinks

Horoskopgrafik eines Ereignisses[5]

Quellen und Anmerkungen

  1. Abbildung aus Johann George Sambach: Astrologischer Spiegel, Nürnberg, 1680
  2. Goethe, Aus meinem Leben, Dichtung und Wahrheit, Erstes Buch
  3. Manilius, Marcus: Astronomica - Astrologie lateinisch/ deutsch, Reclam Stuttgart 1990 ISBN 978-3150185551 im Zweiten Buch Vs. 826 ff.
  4. Johann Wolfgang von Goethe, Orphische Urworte. Das vollständige Gedicht lautet:
    Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
    Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
    Bist alsobald und fort und fort gediehen
    Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
    So musst du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
    So sagten schon Sibyllen, so Propheten;
    Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
    Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.
  5. Ereignis der Sonnenfinsternis vom 11.8.1999, 13h08 MSZ, Berlin. In der Zeichnung befindet sich der Aszendent links, das Medium Coeli (MC) oben