Venus

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Venus
Aus dem Meer aufsteigende Venus[1]

Symbol: A25_087.gif

Astronomie

Venus ist nach Merkur der zweite Planet, dessen Umlaufbahn um die Sonne sich innerhalb derjenigen der Erde befindet. Daher kann sie sich aus Erdsicht (geozentrisch) nie weiter als 47 Grad von der Sonne entfernen (Elongation). Wie Merkur kann auch die Venus Abendstern oder Morgenstern sein. Wenn aber von dem Morgenstern oder Abendstern die Rede ist, ist nur sie gemeint (Merkur ist zu selten und zu kurz sichtbar). Im ersten Fall geht sie am östlichen Himmel vor der Sonne auf, befindet sich also im Tierkreis vor ihr; im zweiten Fall geht sie am westlichen Himmel nach der Sonne unter, befindet sich im Tierkreis also hinter ihr. Wenn sie näher als ungefähr zehn Grad bei der Sonne steht, ist sie für das menschliche Auge nicht mehr zu erkennen.

Ihr Durchmesser beträgt 12 104 Kilometer, womit sie fast so groß ist wie die Erde - jedoch praktisch kugelrund ("wohlgeformt"). Auch ihre Exzentrizität ist minimal; sie hat die kreisförmigste Bahn aller Planeten. Es ist auf ihr allerdings deutlich wärmer als bei uns (über 430 °C). Ihre mittlere Entfernung von der Sonne liegt bei 108,21 Millionen Kilometer. Für einen Umlauf um die Sonne (siderischer Umlauf) benötigt sie etwas mehr als 224 Tage, für einen Durchlauf durch den Tierkreis zehn bis 14 Monate. Ihre Tagesbewegung beträgt maximal 1 Bogengrad und 15 Bogenminuten.

Untere Konjunktionen der Venus am Himmel von 2004 bis 2012

Von uns aus gesehen ist die Venus nach Sonne und Mond der am hellsten leuchtende Himmelskörper. Sie ist ein Planet ohne Mond, hat also keinen natürlichen Satelliten.

Eigenschaft Daten
Perihel 0,718 AE
Aphel 0,728 AE
Exzentrizität 0,0068
Bahnneigung 3,395°
Umlaufdauer 224,701 Tage
Oppositionsintervall 583,92 Tage
Kleinster Erdabstand 0,256 AE
Größter Erdabstand 1,744 AE
Durchmesser 12.103,6 km
Albedo 0,65
Magnitude −4,6mag

Venus-Pentagramm

Die Venus hat eine synodische Umlaufzeit von knapp 584 (genau 583,92) Tagen. Im Laufe von acht Jahren zeichnet sie aus geozentrischer Sicht ein beinahe regelmäßiges Pentagramm an den Himmel (8*365 = 2920 = 5*584), wenn man die fünf erdnächsten Punkte miteinander verbindet, die die Venus in diesen acht Jahren erreicht.

Mythologie

Liz Greene: Als Morgen- und Abendstern ist der Planet Venus im Mythos seit jeher mit der Göttin der Schönheit, der Freude und der erotischen Liebe verbunden. Vielleicht rief die Magie dieses Himmelskörpers, der kurz vor der Morgendämmerung aufgeht oder den Sonnenuntergang ziert, das Bild einer vertrauten Gottheit hervor, die dem menschlichen Herzen verlockend nahe ist und sich nicht schämt, sich den Sterblichen nackt zu zeigen.

In Babylon war sie als Ischtar bekannt, und sie herrschte nicht über die Heiligkeit von Ehe und Familie, sondern über das Vergnügen unerlaubter erotischer Begegnungen. In Ägypten hieß sie Hathor, die Schutzherrin des Tanzes und orgiastischer sexueller Rituale, und wurde auch als Bast, die katzenköpfige Herrin der Magie und der sexuellen Künste, dargestellt.

In Griechenland wurde sie Aphrodite genannt, eine feinsinnige und vielschichtige Göttin mit goldener Haut und goldenen Haaren, eitel und kapriziös, aber die unbestrittene Bringerin aller Schönheit und Lust. In der griechischen Kunst wurde sie im Gegensatz zu anderen, bescheideneren Göttinnen nackt dargestellt, was eine unverhohlene Wertschätzung der sexuellen Liebe widerspiegelte. Ihre heiligen Blumen - die Rose und die Lilie - spiegeln ihre Erotik in ihrem betörenden Duft wider. Ihr Vogel, die Taube, wurde als das sanfteste und zärtlichste Geschöpf der Natur angesehen.

Doch Aphrodite, die von den Römern Venus genannt wurde, konnte auch schrecklich und bedrohlich sein. In Sparta wurde sie als Kampfgöttin verehrt, denn die alten Griechen wussten, dass die Ekstase des Blutvergießens für manche genauso sexuell erregend sein kann wie der Sex selbst, wie das schreckliche Zusammenwirken von Krieg und Massenvergewaltigungen im Laufe der Jahrhunderte gezeigt haben.

Kultiviert und primitiv zugleich, waltete sie über Künstler, Handwerker und die Kunst der kosmetischen Verschönerung. Doch sie verkörperte auch die Kräfte der unkontrollierbaren Begierde, denn sie versetzte ahnungslose Sterbliche in den Wahnsinn der Wollust und konnte Herrscher und Königreiche in das goldene Netz ihrer Leidenschaften stürzen.

Aphrodite gehörte zu den zwölf obersten olympischen Gottheiten. Sie war die Göttin der Liebe, der Fruchtbarkeit und Schönheit. Der Beiname "die Schaumgeborene" weist auf ihre Geburt hin: der Titan Kronos (Saturn) hatte auf Geheiß seiner Mutter Gaia seinen Vater Uranos entmannt und dessen Geschlechtsteile ins Meer geworfen. An dieser Stelle bildete sich Schaum, und daraus entstand Aphrodite in voller Schönheit. Ihre Anmut übertrug sich sogleich auf ihre Umgebung - als sie aus dem Wasser ans Land trat, erblühten Blumen unter ihren Füßen.

Sie war verheiratet mit Hephaistos, dem Gott des Feuers und der Schmiedekunst. Es war jedoch eine unglückliche Ehe. Hephaistos war zwar einerseits der geschickteste Kunstschmied, andererseits aber hässlich und hinkend. Eine solche Verbindung befriedigte Aphrodite nicht. Sie verkörperte das sinnliche Ideal. Deshalb suchte sie sich Liebhaber, wie beispielsweise den Kriegsgott Ares. Ihre Leidenschaft ließ sie an allen möglichen Kämpfen und Intrigen des Olymp teilnehmen. Sie war keinesfalls die naive, unbedarfte Schönheit, wie das heutige Venus-Bild uns vermittelt. Wer sie verehrte, konnte sich auf ihre Unterstützung verlassen, wer sich ihr aber widersetzte oder ihre Liebe verschmähte, wurde unerbittlich bestraft. Sie war eine Göttin, die wertete und bewertete.

Deutung

Stichworttabelle (nach Klöckler)[2]

stark und harmonisch stark und disharmonisch schwach, evtl. disharmonisch
Naturprinzip: Anziehung, zentripetale Energie
Anziehung Absorption Abstoßung
biologisch: Sexualfunktion, weiblicher Aspekt
Sexualität Hypersexualität Asexualität
hormonales Gleichgewicht hormonale Überfunktion hormonale Funktionshemmung
organisch: die Drüsen der inneren Sekretion, Nieren, Venen
psychologisch: erotisches Empfinden, Fläche, Farbe, Ton
Erotik Hyperhedonie Hypohedonie
Gefühl Sentimentalität Gefühllosigkeit
Schönheitssinn Ästhetisches überbewertet Mangel an Schönheitssinn
Lebensliebe Leichtsinn, Laster, Perversion Lebensunlust
Temperament: zykloid-sanguinisch

Venus ist im Horoskop das Symbol für jene Kraft im Menschen, die Harmonie sucht - sei es durch Beziehungen, die Liebe zu einem anderen Menschen, oder durch die Beschäftigung mit dem ästhetisch Schönen, wie es in der Kunst zum Ausdruck kommt. Sie steht aber auch für den Selbstwert, und konfrontiert uns mit der Frage: wie gehe ich mit mir um, was mute ich mir zu?

Ihre Haus- und Zeichenstellung beschreibt die Art, wie man als Person in Beziehung zur Außenwelt tritt, was einem gefällt, bzw. wie der Wunsch nach Gleichgewicht, Ausgewogenheit und Harmonie befriedigt wird. Sie zeigt, wie man liebt und geliebt werden möchte, wie man Zuneigung zum Ausdruck bringt und empfängt. Sie gibt Auskunft über das, was einem Menschen Sinnesfreuden verschafft, was ihm "schmeckt", woran er sich bindet.

Im Horoskop einer Frau ist Venus zusammen mit dem Mond Teil ihrer weiblichen Identität. Als Planet gibt sie (neben Mars) auch Hinweise über den Bereich der Erotik und Sexualität. Bei männlichen Horoskop-Eignern sagt ihre Stellung zudem, ebenfalls gemeinsam mit dem Mond, etwas über sein Frauenbild aus; hier ist Venus die erotische Verführerin, eher Geliebte oder junge Frau, denn als Mutter oder ältere Frau bzw. Ehefrau (= Mond); sie repräsentiert das, was ein Mann - mehr äußerlich - anziehend findet.

Venus regiert Stier und Waage[3]

Retrograde Venus

Venus wird etwa alle anderthalb Jahre für ungefähr 40 bis 44 Tage rückläufig.

Deutungsstichworte[4]:

  • Verstärkte Suche nach Bestätigung, wissen wollen, ob man geliebt wird oder abgelehnt
  • Will Wirkung erzielen, hat eine starke Ausstrahlung
  • Beziehungsthematik, die den üblichen Rahmen sprengt
  • Überbetonung des Materiellen
  • Wünsche, die situationsbedingt unangebracht sind
  • Bewegt sich in Dimensionen, die mit dem Hier und Jetzt nicht in Einklang sind
  • Merkt erst nach Trennung einer Liebessituation, den Partner tief geliebt zu haben
  • Angst, in Liebesangelegenheiten verletzt zu werden, als Nachklang einer früheren Existenz (Inkarnation)
  • Als Frau Mühe, die erotische Weiblichkeit zu leben
  • Als Mann Schwierigkeit mit dem weiblichen Geschlecht, was als Kompensation zu beruflichen Leistungen treibt
  • Die retrograde Venus besitzt eine saturnine Note

Todsünde[5]

Nach Hajo Banzhaf[6] liegen ernste Gefahren des Venus-Prinzips, wenn es im Unmaß gelebt wird, in Wollust, Gier, Verschwendungssucht, Machthunger und sexueller Sammelwut.

Fünfstern der Venus bei Hartmut Warm[7]

Astromedizin

Venus beherrscht die Gleichgewichtsorgane, außerdem die Nieren (z.T. mit der Blase), welche einen wichtigen Einfluss auf die Regulation von Kreislauf und Blutbildung haben und zum Ausgleich des Säure-Basen-Haushalts beitragen (PH-Gleichgewicht). Die ausbalancierende Energie der Venus kommt auch in ihrer Zuordnung zu den Venen zum Ausdruck: diese bringen das Blut, das über die Arterien (= Mars) Sauerstoff in sämtliche Körperzellen transportiert hat, zurück zum Herzen. Auch die Haut als Sinnesorgan wird der Venus zugeordnet[8], außerdem die Drüsen, die Wangen, der Hals[9] und die Stimme.[10]

Ihr unterstehen alle Liebesmittel (Aphrodisiaka) und Parfüms; ihre Pflanzen sind ebenmäßig gewachsen und duften angenehm. Hervorzuheben ist hier insbesondere die Rose, aber auch die Schafgarbe und das Gänseblümchen.[11]

Als Metall wird ihr das Kupfer zugeordnet; von den Mineralien der Rosenquarz.

Ihre Farben sind: Blaugrün hell, Gelb, Grün, Kristallblau, Rosa, Smaragdgrün, Strohgelb, Türkis, Violett, Weiß.
Farbqualität, Farbton: grünlich, milchig, pastellig.[12]

Vokal (Selbstlaut) der Venus ist das A.[13]

Mundanastrologie

Die Venus gilt in weltlichen Angelegeneiten als das "kleine Glück"[14], und sollte möglichst gut gestellt sein, gerade in einem Staatshoroskop. Dann ist es nämlich um die Finanzen gut bestellt, dann stimmt die gesellschaftliche Basis (Ernährung, Landwirtschaft), blühen Kunst und Kultur.[15] Ihr unterstehen die Gebiete Fortpflanzung und Sexualität; ansonsten generell die Außenpolitik, Freundschaftsbeziehungen, Bündnisse und Verträge, Diplomatie und Friedensbestrebungen.[16] Sozial symbolisiert sie das Künstlertum, Luxusgewerbe, die Gastronomiebranche[17] und das Bauerntum.

Venus mit ihren Insignien Speer, Paradiesapfel, Stier und Waage[18]

Würden

Venus ist Herrscherin zweier Zeichen: Als Abendstern entfaltet sie eher die Eigenschaften der Waage, als Morgenstern diejenigen des Stiers.[19] Im Exil steht sie dementsprechend sowohl im Skorpion wie im Widder. In den Fischen ist sie erhöht und in der Jungfrau im Fall.

Im Aspekt mit einem anderen Planeten oder einer Achse verleiht Venus dem betreffenden Horoskopfaktor etwas Liebevolles und bindet diesen in ihre Ästhetik ein.

Im Transit sorgt sie für den kurzen Zeitraum von wenigen Tagen für eine erhöhte Sinneswahrnehmung und für eher angenehme Effekte.

Als Wochentag wird ihr der Freitag zugeordnet (nach der germanischen Göttin Freya, französisch Vendredi).

Die ihr numerologisch zugeordnete Zahl ist die 5 (siehe auch das Venus-Pentagramm bzw. den Aspekt des Quintils).

Typische Venus-Tiere sind einerseits Katzen, andererseits aber auch Tauben; die Römer ordneten ihr den Delphin zu.

Weblinks

Venus-Siegel bei Agrippa
Der "Schatten" als versteckter, aber starker Persönlichkeitsteil beim harmlosen Kennenlernen

Literatur

  • Liz Greene; Howard Sasportas: Die inneren Planeten. Venus, Mars und Merkur in Mythologie und im Horoskop. ISBN 3880347999
  • Dane Rudhyar: Die Planeten der Persönlichkeit - Struktur und Inhalt der menschlichen Existenz. 170 Seiten. Chiron Verlag 2005 ISBN 389997123X ISBN 978-3899971231
  • Beatrix Braukmüller: Der Beruf des Künstlers im Horoskop, in Volker Schendel (Hrg.): Apokryphen der Astrologie, S. 415-454[20]
  • Holger Faß: Doppelgesichtige Venus – Die dunkle Seite des Liebesplaneten[21]
Weist hin auf die ebenso vorhandenen Schattenseiten der "lieben" Venus

Quellen und Anmerkungen

  1. Aus dem Casa della Venere (Haus der Venus) in Pompeii. Vor 79 v.Chr.
  2. Herbert Freiherr von Klöckler: Kursus der Astrologie, Band II: Grundlagen für die astrologische Deutung. Astra-Verlag Berlin 1952 S. 39 f.
  3. Illustration von Sacroboscos De Sphaera Mundi
  4. Möglichkeiten nach Gertrud Hürlimann
  5. "Todsünden" sind ein frühmittelalterliches Konzept, wodurch die problematische Seite jedes Planetenprinzips deutlich wird. Banzhaf: "Das Wort Sünde geht auf «absondern» zurück und meint die Absonderung von Gott. Ein sündiger Mensch lebt demnach in Gottesferne. Wenn wir das Göttliche als Mitte, Sinn und Tiefe verstehen, dann wird diese Verlorenheit zum Verlust der Mitte, des Lebensmittelpunktes. Im Unterschied zu den lässlichen Sünden bedeutet die Todsünde, so einseitig geworden zu sein, dass dafür der höchste Preis zu bezahlen ist: der Preis der Lebendigkeit"
  6. In: Die sieben Todsünden - astrologisch gesehen. Astrologie Heute 88 (2000/ 2001)
  7. Raumgeraden (gedachte Verbindungslinien) Venus-Erde, im Abstand von 3 Tagen kontinuierlich aufgetragen, 1000 mal. Heliozentrische Darstellung. Aus: Die Signatur der Sphären - Von der Ordnung im Sonnensystem Hartmut Warm 2002, Keplerstern Verlag, Hamburg. Bild 1 Venus Erde
  8. Als materielle Grenze des Körpers wird die Haut hingegen von Saturn regiert
  9. Man denke an den sprichwörtlichen "Stiernacken"
  10. Mit ihrem "Wohl- oder Missklang"
  11. Siehe Pflanzen und ihre kosmischen Heilkräfte (Astrologie und Phytotherapie; natura-naturans.de, von Olaf Rippe)
  12. Hannelore Goos, Handbuch der astrologischen Zuordnung, mehrere Bände, Books on Demand (2002) ISBN-10: 3831131163
  13. In der anthroposophischen Sprachgestaltung (Eurythmie) bedeutsam, siehe Anthrowiki, Urvokale
  14. Im Kontrast zu Jupiter, der das "große Glück" darstellt
  15. Die Schweiz wird oft als Stier-Domäne genannt (Bankenplatz, Berge, Verwurzelung), Österreich dagegen als Waage-Land ("Wiener Charme", Kaffeehauskultur, Musik)
  16. Nach Otto Rumburg, Horoskope und Politik, Bietigheim 1973, S. 33
  17. Wo sich viele gesellig begegnen und die dem leiblichen Wohl dient
  18. Der Speer (oder "Liebespfeil") mit Widerhaken symbolisiert das Verhaftetsein des von ihr Getroffenen, der duftende Apfel die Verführungskunst der biblischen Eva. Illustration von Sebald Beham, 1539
  19. Sichtweise von Bernd Mertz
  20. Kostenloser Download der 2. Auflage der Apokryphen (PDF)
  21. Holger Faß in Volker Schendel (Hrg.): Apokryphen der Astrologie, S. 505-514, 2008 bzw. in Astrologie Heute, Heft 93 Oktober 2001; PDF