Siderischer Tierkreis
Derjenige Tierkreis, bei dem Tierkreiszeichen und Sternbilder miteinander identisch sind.
In der westlichen Astrologie arbeitet man in der Regel jedoch mit dem Tropischen Tierkreis, bei dem dies nicht der Fall ist. Dessen Beginn ist eindeutig definiert: Er fängt mit 0° Widder an, wo die Sonne bei Frühlingstagundnachtgleiche senkrecht über dem Erdäquator steht, den sie von Süden nach Norden überquert. Diese Eindeutigkeit ist beim Siderischen Tierkreis - mit dem in der indischen Astrologie gearbeitet wird - nicht ohne weiteres gegeben. Sicher ist nur, dass sich der tropische Tierkreis vom siderischen aufgrund der Präzession etwa alle 72 Jahre um einen weiteren Grad entfernt. Ein relativ gebräuchlicher Ayanamsha-Wert - dieser gibt die Abweichung der beiden Tierkreise voneinander an - beträgt 23 Grad 51 Minuten 11 Sekunden für den 1.1.2000 (nach N.C. Lahiri). Demnach entsprechen 0 Grad Widder im tropischen Tierkreis 6 Grad 8 Minuten 49 Sekunden Fische im siderischen Tierkreis. Es existieren aber auch Ayanamshas, die hiervon um mehrere Grad abweichen können.
Wie der tropische, wird auch der siderische Tierkreis der indischen Astrologie in zwölf gleich große Abschnitte zu je 30° Grad unterteilt, obwohl die entsprechenden Sternbilder auf der Ekliptik 20° bis 44° lang sein können. Hier wurden außerdem die Eigenschaften der tropischen Tierkreiszeichen auf die gleichnamigen Sternbilder (Rashis) übertragen - von denen sich aber der tropische Tierkreis entfernt.[2]
Faktischer Tierkreis
Ein Sonderfall des Siderischen Tierkreises ist der sogenannte "Faktische Tierkreis". Hierbei wird die Ekliptik nicht in zwölf gleich große Abschnitte aufgeteilt, sondern man berücksichtigt die tatsächliche ("faktische") Ausdehnung der (astronomischen) Sternbilder am Himmel. Dieser Tierkreis wird in der Anthroposophischen Astrologie, insbesondere von Maria Thun und ihrem Aussaatkalender zur Grundlage genommen.[3]
Für das Jahr 2008 ergeben sich folgende Anfangsgrade des Faktischen Tierkreises, bezogen auf den Tropischen Tierkreis[4]:
- Der Widder beginnt bei 28°
- Der Stier beginnt bei 23°
- Die Zwillinge beginnen bei 0°
- Der Krebs beginnt bei 28°
- Der Löwe beginnt bei 29°
- Die Jungfrau beginnt bei 25°
- Die Waage beginnt bei 9°
- Der Skorpion beginnt bei 1°
- Der Schütze beginnt bei 26°
- Der Steinbock beginnt bei 0°
- Der Wassermann beginnt bei 27°
- Die Fische beginnen bei 21°
Siehe auch
Weblinks
- Siderische Astrologie (de-academic.com)
- U.a. Grundlagenforschung der siderischen Astrologie - Enuma Anu Enlil, Mul.apin
- Was ist dran am siderischen Tierkreis? (Kritischer Artikel von Dieter Koch, 2004; Astrodienst)
- Zurück zu den Sternen - Ein Plädoyer für den siderischen Zodiak. (Rafael Gil Brand, Meridian 1/ 2004)
- Der subjektive und projektive Charakter der Astrologie (Richard Vetter, 2005)
- Western Sidereal Astrology (drei Teile, erstmals 2007 veröffentlicht durch Kenneth Bowser in The Mountain Astrologer; englisch)
Quellen und Anmerkungen
- ↑ Gemälde des englischen Malers und Druckgrafikers Thomas Daniell, 1808
- ↑ Die Reihenfolge der Tierkreiszeichen nacheinander ist in beiden Systemen gleich
- ↑ Der Faktische Tierkreis krankt allerdings an einer gewissen Buchstäblichkeit, versteht die Sternbilder sehr konkret und vernachlässigt, dass jede Benennung der Himmelszonen "menschengemacht", von daher mehr oder weniger willkürlich ist
- ↑ Wulfing Kranenbroeker