Esoterische Astrologie

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Der Magier: "Wie oben, so unten"[1]

Herkömmliche esoterische Astrologie

Das griechische Wort esoterikos bedeutet "innen" oder "geheim". Damit sind schon beide Eigenschaften dieser Richtung der Astrologie beschrieben. Verglichen mit der Psychologischen Astrologie wurde und wird sie nur von einer Minderheit der Astrologen praktiziert. Ihr haftet die Aura des Magischen und Geheimnisvollen an. Zudem kümmert sie sich weniger um die Geschehnisse des Alltags oder um psychische Entwicklungen, sondern sucht den Sinn der Existenz im Metaphysischen bzw. Immateriellen (Spirituellen).

Für die esoterische Astrologie spielt sich alles Wichtige in der Innenwelt ab. Sie vertritt konsequent das Konzept der Analogie, wonach der äußere Sternenhimmel nur Anzeiger für die innere Welt ist. Die äußeren Gestirne bewirken demnach nichts, selbst ihre faktische Existenz ist letztlich irrelevant. "Der innere Himmel mit seinen Planeten, der tut's, der äußere demonstriert und ist ein Zeiger des inneren" schrieb Paracelsus, ein wichtiger Vorläufer.

Ihre Nähe zur Religion führt dazu, dass es in ihr weniger allgemein verbindliche Grundmuster gibt als in anderen Formen der Astrologie; der persönlichen Färbung (inneren "Offenbarung") der sie betreibenden Astrologen wird mehr Raum gegeben. So gibt es zum Teil eine andere Zuordnung der Planeten zu den Tierkreiszeichen; manche Autoren benutzen auch hypothetische Planeten oder beziehen die sieben Chakren ein (= feinstoffliche, vor allem im Hinduismus bekannte Energiewirbel im menschlichen Körper)[2], die von den Theosophen mit den sieben "Strahlen" und den sieben klassischen Planeten in Verbindung gebracht werden.

Ordo Ab Chao: Ordnung aus dem Chaos[3]

Die folgenden "herkömmlich" esoterischen Deutungen der Planeten-Energien (sie unterscheiden sich stark von jenen der Esoterischen Astrologie nach Blavatsky und Bailey) gibt Bernd A. Mertz[4]:

  • Mond: Die Seele, die Opfer fordert - die Seele, die sich opfert.
  • Sonne: Das Ziel in dir - der Weg zum Sein.
  • Merkur: Das Denken als Geschenk des Himmels.
  • Venus: Die Liebe des Himmels - die Liebe auf Erden.
  • Mars: Der unabhängige Selbsterzieher.
  • Jupiter: Die Schatzkammer in dir.
  • Saturn: Mach den Hüter der Schwelle zu deinem Freund.
  • Uranus: Die Intuition als Flügel des Ikarus.
  • Neptun: Vom animalischen Instinkt zur einfühlenden Inspiration.
  • Pluto: Der unbewusste Trieb zur Macht.
  • Mondknotenachse: Bäume wachsen nicht in den Himmel!

Theosophisch geprägte esoterische Astrologie

Die heutige Esoterische Astrologie als Begriff und ganz eigene Systematik sowie Programmatik entstand im Gefolge der Theosophie Helena Petrovna Blavatskys. Ihre bekanntesten Vertreter waren in den Anfängen Alan Leo, Sepharial und Max Heindel.[5] Als bedeutendste Vertreterin im Zwanzigsten Jahrhundert gilt Alice Bailey (1880-1949)[6][7]

Baileys Ansicht nach beruht die Astrologie ...auf Illusionen, denn der Tierkreis ist bekanntlich nur der imaginäre Weg der Sonne durch die Himmel... Die Sonne steht nicht, wie behauptet wird, in jedem Zeichen des Tierkreises...[8] Dennoch ist nach ihren Worten ... die Astrologie ihrem innersten Wesen nach die reinste Darstellung okkulter Wahrheit in der heutigen Welt ...[9]

Und klar formuliert sie: Ich werde daher die esoterische Astrologie überhaupt nicht vom Standpunkt des Horoskopes betrachten[10]. Entsprechend findet sich in ihrem Hauptwerk (Esoterische Astrologie) keine einzige Horoskop-Interpretation, keinerlei herkömmliche Zeichen- und Planeten-Deutung. Vielmehr wird der Kosmos samt Sternzeichen, Fixsternen, Sternhaufen, Galaxien sowie exoterischen, esoterischen und unsichtbaren Planeten als (geistige) Ganzheit betrachtet und gedeutet.

Sie schreibt: In der esoterischen Astrologie befassen wir uns daher mit dem Lebensträger und den großen Lebenseinheiten, die den "Lichtpunkten" innerhalb des universalen Lebens innewohnen. Sternbilder, Sonnensysteme, Planeten, Naturreiche und der mikroskopische Mensch - sie alle entstehen durch die Tätigkeit und die Energieäußerungen bestimmter großer Wesen, deren Manifestationszyklen und unendliche Ziele auch für die fortgeschrittensten und erleuchtetsten Denker unseres Planeten völlig unfasslich sind.[11]

Esoterische Herrscher der Tierkreiszeichen (Bailey)

Die Tierkreiszeichen besitzen nach Bailey nicht nur die bekannten ("exoterischen") Herrscher, sondern zusätzlich auch esoterische:

Zeichen Exoterisch Esoterisch
Widder Ari.gif Mars A33_140.gif Merkur A34_146.gif
Stier Tau.gif Venus A25_087.gif Vulkan[12]
Zwillinge Gem.gif Merkur A34_146.gif Venus A25_087.gif
Krebs Can.gif Mond A35_150.gif Neptun A38_160.gif
Löwe Leo.gif Sonne A39_209.gif Sonne A39_209.gif
Jungfrau Vir.gif Merkur A34_146.gif Mond A35_150.gif
Waage Lib.gif Venus A25_087.gif Uranus A40_238.gif
Skorpion Sco.gif Mars A33_140.gif, Pluto a13_174_pluto4.gif Mars A33_140.gif
SchützeSag.gif Jupiter A29_112.gif Erde A23_064.gif
Steinbock Cap.gif Saturn A26_087.gif Saturn A26_087.gif
Wassermann Aqu.gif Saturn A26_087.gif, Uranus A40_238.gif Jupiter A29_112.gif
Fische Pis.gif Jupiter A29_112.gif, Neptun A38_160.gif Pluto a13_174_pluto4.gif

Haupteinflüsse auf den Menschen (Bailey)

I.
1. Das Sternbild des Großen Bären
2. Die sieben Schwestern der Plejaden
3. Sirius, der Hundsstern
II.
1. Die sieben Sonnensysteme, zu denen das unsere gehört.
2. Die sieben heiligen Planeten, zu denen der unsere nicht gehört.
3. Die fünf nicht-heiligen oder "verborgenen" Planeten
III.
1. Die sieben planetarischen Zentren
2. Die sieben Kraftzentren im menschlichen Ätherkörper
IV.
Die zwölf Tierkreis-Sternbilder[13]
ChakrenTabelle

Die Sieben Strahlen[14], geistig-kosmische Prinzpien des Göttlichen, die nach Bailey das Universum prägen, korrespondieren mit den Tierkreiszeichen bzw. mit den sogenannten sieben heiligen (esoterischen) Planeten: Vulkan (nichtheilig-exoterisch = Pluto), Merkur (exoterisch = Mond), Venus (exoterisch = Venus), Jupiter (exoterisch = Sonne), Saturn (exoterisch = Erde), Neptun (exoterisch = Mars), Uranus (exoterisch = Uranus).[15]

Wie in den Zitaten oben deutlich wurde, arbeitet die Esoterische Astrologie nach Bailey nicht mit den tropischen Tierkreiszeichen, sondern mit den siderischen Sternbildern[16], was auch dadurch verständlich wird, dass die Theosophie wesentliche Impulse aus der indischen Philosophie, Religion und Kultur bis hin zur Astrologie aufnahm.

Ein bekanntes und markantes Beispiel für die stark abweichende theosophische Deutung der Planeten liefert Baileys Betrachtung des Mondes: Der Mond ist heute eine kalte Restqualität; der Schatten, der dem neuen Körper [der Erde] nachgeschleppt wird, in den seine lebendigen Kräfte übertragen werden... Der Mond ist das Symobl des Bösen... Der Mond ist ein minderwertiger Körper...[17]

Kritik

Was genau ist "esoterisch"?

Die Frage wäre, ob Astrologie nicht als solche schon esoterisch ist - durch die zentrale Rolle, welche das Analogieprinzip bzw. die Hermetik (nach Hermes Trismegistos) in ihr spielt.
Der erklärte Esoteriker Thorwald Dethlefsen jedenfalls lehrte an seinem "Institut für Außerordentliche Psychologie" (meist über seinen Mitarbeter Nicolaus Klein) eher eine Klassische Astrologie.

Siehe auch

Das Rosenkreuz. Alchemistische Abbildung

Weblinks

  • Lexikon der Symbole (symbolonline.eu): Esoterik (Gerhard Wehr, 1995)
Meist wendet sich die modisch bedingte Pseudo-Esoterik an das Sensationsbedürfnis breiter Bevölkerungsschichten. Damit wird einem Missverständnis Vorschub geleistet, denn die echte, dem ursprünglichen Wortsinn entsprechende Esoterik hebt sich deutlich von allen Formen einer vordergründig bleibenden (exoterischen) Veräußerlichung ab.

Literatur

  • Alan Leo: Esoterische Astrologie. Vom Wesen des Menschen. Erstausgabe Theosophisches Verlagshaus Leipzig 1927, Nachdrucke Ansata-Verlag, Schwarzenburg (Schweiz), 1978, Ullstein, Berlin 1997, ISBN 3548357520
  • Oskar Adler: Das Testament der Astrologie. drei Bände, London 1949, neu aufgelegt 2006 von Hugendubel, München, ISBN 3720527433
  • Hans Baumgartner: Esoterische Astrologie im Geiste des Wassermann. Baumgartner-Verlag Warpke-Billerbeck o.J. (ca. 1955), 83 S.
  • Alice Bailey: Eine Abhandlung über die Sieben Strahlen Band I: (Esoterische Psychologie) Lucis, Genf 1993 (4. Auflage), ISBN 2-88289-066-4. Band II: (Esoterische Psychologie) Lucis, Genf 1990 (3. Auflage), ISBN 2-88289-049-4
  • Alice Bailey: Esoterische Astrologie. Lucis, Genf 1988 (3. Auflage), ISBN 3-87683-914-9
  • Bernd Mertz: Die Esoterik in der Astrologie. Hermann Bauer Verlag 2. Aufl. 1991 ISBN 3762606455
  • Louise Huber: Was ist esoterische Astrologie? Einführung in die Astrologie der Individualisierung. (Autodidacta 206) 62 Seiten. API-Verlag, Adliswil 3. Aufl. 1976; 1984 ISBN 978-3855232062
  • Gunda Scholdt, Praxisbuch der esoterischen Astrologie, 512 Seiten (2007) Iris Verlag/ Freiburg 1996 ISBN: 978-89060-501-2. Inhaltsverzeichnis, Leseprobe und Lesermeinungen
Auf der Basis von Bailey geschrieben, aber leichter verständlich
  • Michael Erlewine: Astrology of the Heart: Astro-Shamanism 352 Seiten. CreateSpace 2008 (englisch)

Quellen und Anmerkungen

  1. Bild aus dem Rider-Waite - Tarot-Deck
  2. Z.B. Michael Erlewine
  3. Alchemistische Darstellung
  4. In Liebe - Opfer - Magie Wettswil 1993. S.25ff.
  5. Max Heindel spielte eine wesentliche Rolle für Gruppierungen wie die Anthroposophie, die Adyar-Theosophie, für Rosenkreuzer-Gruppen wie die Rosicrucian Fellowship, das AMORC, das Lectorium Rosicrucianum, usw.
  6. Baileys Verständnis der Astrologie ist eine wichtige Grundlage und Voraussetzung der Astrologie der Huber-Schule - die sich selbst zwar als "psychologisch" bezeichnet, jedoch stark esoterische Wurzeln hat
  7. Ein überzeugter Anhänger von Bailey ist auch Frank Felber
  8. Bailey, Alice A.: Esoterische Astrologie. Lucis Verlag, Genf 1970, S. 16
  9. Bailey, S. 17
  10. Bailey, S. 18
  11. Bailey, S. 21
  12. Vulkan war der Waffen- und Goldschmied der Götter, griechisch Hephaistos, Gatte von Aphrodie-Venus.
  13. Bailey, S. 26
  14. Eine übersichtliche Ausführung zu den Sieben Strahlen findet man unter 7strahlen.de
  15. Bailey, S. 671
  16. Wie auch die von der Theosophie abstammende Anthroposophie Rudolf Steiners.
  17. Bailey, S. 687